Kuss des Feuers
ertragen.
Nicht mehr. Bitte
.
Und dann Wärme. Seufzend sank er zurück. Wunderbare Wärme, die ihn wie ein Traum umhüllte. Der Duft von Rosen. Seidene Strähnen, die seine schmerzende Haut liebkosten.
»Ich liebe dich, Benjamin Archer.« Engelsflügel an seinem Ohr. »Mehr als mein Leben.«
Liebe. Miranda.
Miri
. Der Gedanke strömte wie eine kühlende Woge durch seinen Körper. Er riss die Augen auf und sah Licht. Ein zerzauster Heiligenschein aus Haaren und grünen Augen, in denen Tränen schimmerten.
»Miri.«
Sie schluchzte. Seine große Liebe. Ihre seidenglatte weiße Haut war mit roten Stellen übersät, Augen und Nase geschwollen und nass. Die eine Seite ihrer Stirn zierte ein tiefer Schnitt. Nie hatte sie schöner ausgesehen.
»Ben.« Ihre schlanken Arme schlangen sich um seinen Hals, und er kam ihr seufzend entgegen. Ihre runden, nackten Brüste drückten sich an seine Schulter. Miranda war nackt? Sie schmiegte sich an ihn, und die glatte Wärme ihrer Schenkel drückte sich an seine empfindliche Haut.
Er hob einen Arm, um sie fester an sich zu ziehen, doch sein Körper gehorchte ihm kaum, als würde er sich durch tiefen Morast bewegen. Er nahm alles trüb, fast verschwommen wahr.
»Oh Gott, Ben.« Miri weinte noch lauter, und ihr zarter Körper bebte an seinem.
»Ich bin hier.« Seine Kehle brannte, als würden sich Nadelspitzen in wundes Fleisch drücken. Wo war er? Raue Felswände. Festgetretener Boden unter ihm. Die Erinnerung drohte ihn zu verschlingen.
Ein dunkler Umhang legte sich um Miris Schultern. Sie nahm keine Notiz davon. Er schaute auf. Sein liebster Freund stand hinter ihr. Leland. Das Gesicht vom Alter gezeichnet. Die tiefliegenden Augen ganz feucht. »Hallo, Archer. Schön, dich wiederzusehen.«
Archer fühlte sich plötzlich ganz benommen und schloss die Augen. Er konnte Leland nicht ansehen, ohne an Blut, Knochen, Cheltenham und die anderen zu denken. Victorias quecksilberfarbene Augen, die ihn nicht losließen; ihre toten Lippen, die seinen Mund öffneten, der Geruch nach Gruft und Verwesung in ihrem Kuss.
Ich wusste, dass du zu mir zurückkehren würdest, Archer. Mögest du in der Hölle schmoren, Victoria
. Graues Licht hatte ihn erfüllt. Eiskalt und endgültig. Er hatte sich verwandelt.
Panik packte ihn mit voller Wucht. Er kam mit einem Ruck hoch und brachte Miri aus dem Gleichgewicht.
Victoria. Wo war sie? Er musste Miri von hier fortschaffen
.
Miranda richtete sich auf und schob die Arme in den Umhang, den sie dann um sich zog. »Sie ist fort.«
Er musste ihren Namen wohl laut gesagt haben. Er drehte den Kopf zu seiner Frau. Ihre Augen waren ausdruckslos. »Sie ist vernichtet.«
Unmöglich. Er blinzelte verwirrt. Dann sah er seine Beine, die goldene Haut und die feinen schwarzen Haare, die sie bedeckten. Er keuchte und ließ den Blick nach oben wandern. Sein Penis lag an seinem Schenkel, und die Hoden umhüllte ein Bett aus dunklen Haaren. Allmächtiger. Unverändert. Unversehrt.
Miris warme Hand legte sich um seine Schulter. Er fuhr herum. Ihre wunderschönen Lippen zitterten, ihre herrlichen grünen Augen schimmerten. »Archer.« Es war nur ein Hauch. »Der Fluch ist von dir genommen.«
Er drehte sich ganz zu ihr um, riss sie in seine Arme und drückte ihren schlanken Körper fest an sich. Sofort brach sie wieder in Tränen aus, schluchzte und weinte so herzzerreißend, dass deutlich wurde, welche Qualen sie durchgemacht hatte. Sein Name kam wie ein leises Flehen über ihre Lippen. Er schob die Finger in die seidige Kühle ihres Haars.
Mehr als mein Leben
. Dankbarkeit durchströmte ihn wie ein Segen.
»Ich bin da«, flüsterte er in ihr nach Rosen duftendes Haar. Hier war sein Zuhause. Er zog sie enger an sich. »Ich habe dich.«
Und er würde sie nicht mehr gehen lassen. Ein Leben lang.
Epilog
Die wunderbare Genesung des Lord Benjamin Archer, dem fünften Baron Archer von Umberslade, würde noch Monate, wenn nicht Jahre Stadtgespräch sein. In der Tat konnten es sich viele gar nicht erklären. Der Mann hatte sich, so lange man denken konnte, hinter einer Maske verborgen gehalten, um dann bei Lord Lelands exklusivem Ball aufzutauchen und gleich darauf mit seiner entzückenden Frau, Lady Miranda Archer, auf die Tanzfläche zu spazieren.
Überall wurden erstaunte Rufe laut, als die Gäste erkannten, wer der gut aussehende Mann war, der mit Lady Archer tanzte. Einige vermuteten recht gehässig, dass Lord Archer nie entstellt gewesen wäre und er die Maske nur
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