Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
klopfte. Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar. »Ja?«
    Gilroy öffnete die Tür nur so weit wie nötig. »Verzeihen Sie die Störung, Mylord, aber da ist ein Herr, der Sie sehen möchte.«
    »Zum Teufel, Gilroy, es ist mitten in der Nacht. Warum haben Sie ihm nicht gesagt, dass er sich davonscheren soll?« Noch während er das aussprach, wurde Archer klar, dass Gilroy ein viel zu erfahrener Bediensteter war, um irgendjemanden zu einer unchristlichen Zeit vorzulassen. »Wer ist es denn, Gilroy?«, fragte er deshalb mit immer größer werdender Furcht.
    Der Mann behielt seine höchst korrekte aufrechte Haltung bei. »Inspector Winston Lane vom Criminal Investigation Department.«

7
    Mirandas Hand glitt über die Stöpsel aus Kristall. Der Feuerschein wurde von den Prismen eingefangen und tanzte als kleine Regenbögen über ihre Haut und auf den Flaschen. Etwas Alkohol würde ihre Nerven beruhigen, sodass sie dann vielleicht schlafen konnte, ohne an maskierte Männer zu denken oder eine Stimme, die so verlockend war wie dunkle Schokolade. Sie hielt bei der schlichtesten Karaffe inne; ein elegantes Gefäß, geformt wie eine Träne und mit einem silbernen Täfelchen, auf der das Wort ›Bourbon‹ eingraviert war, um den Hals. Amerikanischer Whisky. Sie erinnerte sich dunkel daran, dass ihr Vater mal erwähnt hatte, ihn vor langer Zeit probiert zu haben.
    Von allen Karaffen befand sich in dieser die geringste Menge Alkohol. Sie nahm also an, dass es sich um Archers Lieblingsgetränk handeln musste. Der Stöpsel löste sich mit einem melodischen Klirren und der rauchig-süße Duft des Getränks stieg auf.
    Sie schenkte sich ein wenig ein und entspannte sich beim Klang der Flüssigkeit, die leise gluckernd aus der Karaffe strömte, sowie dem Knacken des Feuers – Holz, nicht Kohle – das hinter ihr im Kamin brannte. Kein Wunder, dass Männer so versessen auf das schlichte Ritual waren, einen Drink zu sich zu nehmen, und Frauen von solchen Dingen fernhielten. Die Beute ging immer an den Sieger.
    Der Bourbon brannte sich einen köstlichen Pfad aus Karamell, Rauch und Hitze durch ihre Kehle. Miranda schloss genüsslich die Augen, um sie gleich wieder aufzureißen, als sie Archer mit einem anderen Mann draußen auf dem Flur reden hörte. Schritte ertönten, die in ihre Richtung kamen, und sie erstarrte.
    Ihr drehte sich der Magen um bei der Vorstellung, Archer so schnell wieder gegenüberzutreten.
    »Lassen Sie uns hier drinnen miteinander reden, Inspector.«
    Inspector?
    »Wie Sie wünschen, Mylord.«
    Vor Schreck stellten sich ihre Nackenhaare auf. Sie kannte diese Stimme. Sie gehörte Winston Lane, dem neu ernannten Inspector des Criminal Investigation Department. Winston Lane, der verehrte Ehemann ihrer ältesten Schwester Poppy und Mirandas Schwager. Ganz gewiss wollte sie Winston und Archer nicht mit offenem Haar und in einem schäbigen Morgenmantel gegenübertreten oder erklären, warum sie mitten in der Nacht das Bedürfnis hatte, sich ein Männergetränk zu genehmigen.
    Hektisch blickte sie sich um und erwog ihre Möglichkeiten. Die Türklinke ging nach unten, und Miranda traf ihre Wahl. Keine sonderlich gute, musste sie gestehen, als sie fast hinter den Paravent in der Ecke des Zimmers flog. Jetzt hockte sie wie eine Maus in der Falle.
    Durch die Ritzen im Paravent sah sie Teile des Gesichts ihres Schwagers: schmal und blass mit einem langen, strohblonden Schnurrbart. Das gleichfarbige Haar war sorgfältig zurückgekämmt. Den Mantel hatte er nicht ausgezogen, doch seinen Hut hielt er in der Hand. Kaum befand er sich im Raum, legte er die Kopfbedeckung auf ein kleines Tischchen neben einem der Sessel. Eine gewisse Dreistigkeit war Winston deshalb nicht abzusprechen, denn es war ein deutliches Zeichen, dass er sich nicht so schnell abspeisen lassen würde.
    Miranda erstarrte und zog sich dann weiter in die Ecke zurück, als Winston den Blick langsam durch den Raum schweifen ließ. Er tat es auf die gleiche Art und Weise wie sie: Er musterte alles ganz genau und suchte nach Anhaltspunkten, wie es wohl im Kopf des berüchtigten Lord Archer aussehen mochte.
    Dann trat auch Archer in ihr Blickfeld. Aber obwohl Winston ihm kurz zunickte, sah sie mit kaltem Entsetzen, dass Archer zur Bar hinschaute. Sie konnte fast spüren, wie seine Augen sich auf ihr zurückgelassenes, immer noch halb volles Glas richteten.
    »Inspector Lane«, sagte er schließlich und drehte sich um, sodass sie nur noch seinen Arm von ihrem

Weitere Kostenlose Bücher