Kuss des Feuers
unglaubliche Zärtlichkeit stieg in ihr auf, und sie musste dem Drang widerstehen, eine Hand auf ihren Busen zu drücken, um dieses Gefühl festzuhalten.
»Nun, wenn das so ist«, meinte sie, als sie wieder sprechen konnte, »muss ich mir wohl etwas Passenderes überlegen.« Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie nachdachte. Sie sollte ihn Benjamin nennen. Aber das klang zu intim, zu weich.
»Mylord?«, schlug sie nicht ganz ernsthaft vor.
»Gütiger Himmel, nein.«
Sie unterdrückte ein Lächeln. »Gatte?« Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein.
Er ächzte. »Sind wir etwa Quäker?«
Schnell setzte Miranda ihr Glas ab. Fast hätte sie sich verschluckt. In seinen Augenwinkeln hatten sich Fältchen gebildet, woran deutlich zu erkennen war, dass er lächelte. Sie lehnte sich zurück.
»Dann also Archer.« Etwas Eigenartiges ging in ihr vor. Ein Schlüssel war umgedreht worden, als wäre in ihrem Innern etwas entfesselt worden, weil sie seinen Namen benutzt hatte. Sie wollte ihn wieder sagen. Und sei es auch nur, um noch einmal das merkwürdige leise Pochen in ihrem Herzen zu spüren.
Einen Augenblick lang schwieg er. »Archer hört sich aus Ihrem Munde gut an.«
Schnell nahm sie einen Bissen von dem gut gewürzten Fleisch. Vielleicht hatte sie zu viel Wein getrunken.
Hinter ihm knisterte das Feuer, dessen Hitze ihre nackten Arme wärmte. Ihm musste sehr heiß sein, weil er so nah am Feuer saß, aber dem schien nicht so. Man bekam sogar den Eindruck, als würde er sich behaglich der Wärme entgegenrecken.
Feuer: Ihr größter Trost und gleichzeitig die Ursache für die beschämendsten Momente ihres Lebens. Das große Scheit in der Mitte brach plötzlich durch, und das Feuer flammte kurz heißer auf. Sofort gab er einen fast lautlosen Seufzer von sich, und seine verkrampften Schultern lockerten sich ein bisschen. Ja, er sehnte sich nach der Wärme des Feuers. Das rief ein seltsames Gefühl der Verbundenheit in ihr hervor.
In der Tat fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben … nein, nicht geborgen – dafür hatte er eine zu starke Wirkung auf sie, als dass sie sich diesem entspannten Moment hätte hingeben können –, sondern sicher. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie alles sagen, was sie wollte, ohne dass man sich über sie lustig machte, sie sich für ihre Existenz rechtfertigen oder erklären musste, dass sie doch irgendeinen Nutzen hatte.
»Ist es unterhaltsam für Sie, mir beim Essen zuzusehen?«, fragte sie leise, als sie seinen Blick auf sich spürte.
»Ja. Denn Sie tun es mit so einer genussvollen Hingabe.« Ein feuriger Ausdruck trat in seine Augen. »Es ist sehr ergreifend. Vielleicht sollte ich Sie bitten, auf das Besteck zu verzichten, nur um zu sehen, wie Sie mit den Händen essen.«
Ihr Lachen klang etwas atemlos. »Ich habe das Gefühl, es gefällt Ihnen, mich zu verwirren.«
Und sie musste zugeben, dass ihm das ziemlich gut gelang.
In seinen Augenwinkeln bildeten sich wieder Fältchen. »Ich will wissen, wie Sie denken. Am besten finde ich das heraus, wenn ich Sie in die Defensive dränge.«
Der Mann war wirklich frech, keine Frage. Wenn sie sich davon beeindrucken ließ, würde er sie innerhalb kürzester Zeit unter seiner Fuchtel haben. Mirandas Gabel schlug gegen das Porzellan, als sie sie hinlegte. »Diese Taktik werde ich mir merken.«
Sie hielt seinem Blick stand, während sie nach einem großen Stück Birne griff. Ihre Finger drückten sich in das reife Obststück, und sie spürte das kühle, saftige Fruchtfleisch an den Lippen. Archer rutschte auf seinem Stuhl hin und her, und sie biss in das Birnenstück. Das Obst schmolz förmlich in ihrem Mund und schmeckte nach Wärme und Zucker. Sie gab ein genüssliches Stöhnen von sich, ehe sie schluckte und dann langsam mit der Zunge über die Lippen fuhr, um einen Safttropfen aufzufangen.
Mit der Schnelligkeit einer Katze, die sich auf ihre Beute stürzt, beugte er sich vor und griff nach ihrem Handgelenk. »Seien Sie vorsichtig, schöne Miranda.« Sein Daumen strich leicht über ihren flatternden Puls, während sie ihn anstarrte. Ihre Lippen waren vor Schreck leicht geöffnet, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Denn Sie wissen bestimmt, dass es nie klug ist, den Teufel in Versuchung zu führen.« Er senkte den Blick auf ihre Hand, die er immer noch festhielt. Der Birnensaft ließ ihre Finger feucht schimmern. »Trüge ich nicht diese Maske, könnte ich auf die Idee kommen, den Saft von Ihren Fingern zu
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