Kuss des Feuers
Versteck aus sehen konnte. »Was für unselige Nachrichten haben Sie für mich?«
»Lord Archer, ich entschuldige mich für die späte Stunde. Trotzdem hielt ich es für besser, jetzt zu kommen; denn ich fürchte, dass am Morgen meine Gegenwart noch ungelegener sein wird.«
Denn dann würden alle es bemerken, und das Gerede würde beginnen.
»Wem habe ich für diese Zuvorkommenheit zu danken?«, fragte Archer trocken.
Winston trat einen Schritt näher. »Verzeihung, aber ich habe Ihnen noch gar nicht zu Ihrer Heirat mit meiner lieben Schwester, Miranda, gratuliert.«
Archers Arm zuckte. »Miranda ist Ihre Schwester?«
»Sie ist die Schwester meiner Frau, Poppy. Und ich bin Miranda sehr zugetan. Ich habe mich gefreut zu hören, dass sie einen Ehemann gefunden hat, der sich um ihr Wohlergehen kümmern wird.«
Mirandas Wangen wurden rot. Sie wusste, was sich hinter seinen schicklichen Worten verbarg. Er freute sich, dass sie endlich ihren Vater verlassen hatte. Einen unangenehmen Augenblick lang fragte sie sich, ob Winston Geschichten über ihre nicht ganz so legalen Aktivitäten zu Ohren gekommen waren.
»Wäre ich heute Vormittag nicht beruflich unterwegs gewesen, hätte ich meine Frau zur Zeremonie begleitet.«
Hätte er das? Miranda war sich da nicht so sicher. Offensichtlich war er nicht sonderlich erfreut über die Wahl ihres Gatten, sonst hätte er das gesagt.
»Da wir nun zur selben Familie gehören« – Archers Stimme klang bei dem Wort ›Familie‹ etwas gepresst – »wollen wir offen miteinander reden. Was wollen Sie von mir?«
Winston nickte zustimmend. »Kurz nach ein Uhr mittags wurde Sir Percival Andrew, der fünfte Baronet von Doddington, ermordet in seinem Schlafzimmer aufgefunden.«
Miranda blinzelte überrascht, als sie die Worte hörte.
»Das tut mir leid«, erklärte Archer mit ruhiger Stimme.
»Dann geben Sie also zu, Sir Percival zu kennen.«
»Natürlich. Ich habe ihn fast mein ganzes Leben lang gekannt. Allerdings habe ich ihn seit ein paar Jahren nicht gesehen.«
Bei diesen Worten zog Winston ein kleines Notizbuch aus seiner Tasche, um etwas nachzusehen. Miranda wusste von Poppy, dass das nur Theater war. Winston kannte alle Fakten auswendig.
»Seit acht Jahren, richtig?«
»Richtig, Inspector.« Leichte Erheiterung schwang in Archers Stimme mit. »Seit jener Woche, in der ich den Verlobten seiner Enkelin, einen gewissen Lord Jonathan Marvel, nach einer Auseinandersetzung ins Krankenhaus geschickt hatte. Eine Information, die Sie sich bestimmt auch genau eingeprägt haben.«
Winston schlug sein Notizbuch zu.
»Das ist eine etwas pikante Geschichte, über die einfach kein Gras wachsen will«, sagte Archer.
»Es heißt, dass Lord Marvel aufgrund dieser Auseinandersetzung seine Verlobung mit Sir Percivals Enkeltochter gelöst hätte, was zu großen Spannungen und Herzschmerz zwischen den beiden Familien geführt hat.«
»Gelöste Verlobungen rufen häufig Familienkonflikte hervor.«
»Ich glaube, Sir Percival und noch ein paar andere meinten, Sie wären für dieses Missgeschick verantwortlich.«
»Genau wie ich.«
»Das Verhältnis zwischen Ihnen und Sir Percival war nicht gut, als Sie sich das letzte Mal gesehen haben.«
»Das Verhältnis zwischen mir und Lord Marvel war nicht gut. Sir Percival und ich waren in der Sache einer Meinung.«
»Und wie sah die aus?«
»Lord Marvel ist und war ein verwöhnter Schnösel, und ich neige zu Temperamentsausbrüchen.«
Winstons Lippen verzogen sich leicht, doch sein Blick blieb scharf. »Ja, über diese gewalttätigen Anwandlungen wird viel geredet, Mylord.«
»Ein logisch denkender Mensch könnte daraus schlussfolgern, dass ein jähzorniger Mann sofort um sich schlagen würde, wenn man ihn reizt, und nicht acht Jahre kaltblütig wartet, um die Tat zu vollbringen.«
»Ich würde mich gern als logisch denkenden Menschen sehen«, meinte Winston.
»Was bedeutet, dass Sie mehr haben als reine Mutmaßungen.«
»Bei der Befragung der Hausbediensteten kamen einige beunruhigende Dinge ans Licht. Mr James Marks, Sir Percivals Kammerdiener, hatte sich in das Zimmer, welches neben Sir Percivals Raum liegt, zurückgezogen. Er schwört, dass er seinen Herrn erstaunt den Namen ›Archer‹ hätte rufen hören. Einen Moment später hätte Sir Percival einen seltsamen Laut von sich gegeben und Marks ist nachschauen gegangen.« Winstons durchdringender Blick ruhte auf Archer. »Sir Percival war die Kehle durchgeschnitten worden.«
Hinter
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