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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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von ihr entfernt hielt er inne, wobei sein Körper sich deutlich sichtbar anspannte. Sie kniff die Augen zusammen und schwankte. Sie wartete.
    Seine tiefe Stimme raunte ganz nah an ihrem Ohr. »Gute Nacht, schöne Miranda.«
    Als sie die Augen wieder öffnete, war er bereits auf halbem Wege zu seiner eigenen Tür.
    Rote Flammen drehten und wanden sich auf dem Rost, schlängelten sich geschmeidig über die mit Asche bedeckten Scheite und lockten ihn wie kleine Tänzerinnen, näher zu kommen. Archer saß vor dem Kamin.
Atme
, befahl er sich aufs Neue.
Ein. Aus. Atme einfach. Denk nicht an sie
.
    Ganz langsam und mit quälendem Zögern beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Sie hatte mit ihm geflirtet.
Oder etwa nicht?
Er wischte sich die schweißnasse Stirn. Er war viel zu benommen vor Verlangen, um noch klar denken zu können. Viel zu sehr in Versuchung, diese verbotene Tür zu öffnen, hineinzugehen und seine ehelichen Rechte einzufordern, wie es ihm zustand. Oh Gott.
    Er wandte den Blick von der Verbindungstür ab und bemerkte das silberne Tablett, das auf dem Tisch neben seiner zitternden Hand lag. Gilroy hatte ihm die tägliche Korrespondenz gebracht. Auf den Berichten und Briefen ruhte wie eine Opfergabe eine kleine Pappschachtel, die mit einer silbernen Schleife zugebunden war. Der Anblick des harmlos aussehenden kleinen Behältnisses ließ ihm das Herz stocken, um gleich darauf deutlich spürbar weiterzuschlagen. Das Böse hatte diese Schachtel berührt.
    Der Sessel knarrte, als er sich vorbeugte. Die Schachtel wog fast nichts, doch der Inhalt, der für ein leichtes Ungleichgewicht sorgte, ließ ihm das Blut gefrieren. Der modrig-süße Geruch des Todes stieg von den Ritzen auf, als er das Band langsam abzog. Ein dicker cremefarbener Bogen aus Pergament kam zum Vorschein. Darunter befand sich etwas. Er konnte spüren, wie es über den Boden der Schachtel rollte. Mit zitternden Fingern hob er die Karte an und spähte darunter. Glänzend trotz der gelblichen Oberfläche, länglich und mit rötlichen Linien hätte man das Ding irrtümlicherweise für ein vergammeltes hart gekochtes Ei halten können – wenn man die Adern übersehen hätte, die auf einer Seite herunterhingen. Archer schluckte mühsam, und eisige Kälte kroch in seine Finger, während heiße Wut seine Schläfen pochen ließ. Er war schon bei genug Autopsien dabei gewesen, um zu erkennen, um was es sich bei dem abscheulichen Geschenk handelte. Ein Auge. Ein menschliches Auge.
    Der Umschlag zerriss, als er ihn mit tauben Fingern öffnete. Eine Mischung aus Furcht und Wut brach sich Bahn, während er die Zeilen las, die aus ausgeschnittenen und aufgeklebten Buchstaben aus verschiedenen Zeitungen zusammengefügt waren:
Du hättest es nicht tun sollen
.
    Erst dann bemerkte er den kleinen Zeitungsartikel, der aus dem Umschlag auf seinen Schoß gefallen war. Noch feucht vom geronnenen Blut und dadurch fast unleserlich handelte es sich um die Heiratsannonce von Lord Benjamin Aldo Fitzwilliam Wallace Archer, dem fünften Baron Archer von Umberslade mit Miss Miranda Rose Ellis.
    Vor seinen Augen wurde alles weiß – ein kaltes Weiß, beißend und blendend, als befände er sich inmitten eines Schneesturms. Stark und wahrhaftig strömte es durch seine harten Glieder … mit einer Wucht, an der er erkannte, was bald mit ihm geschehen würde. Einen verhassten Augenblick lang freute er sich darauf. Die scharfkantige Karte zerknitterte in seiner Faust, als er aufstand. Er warf alles ins Feuer und beobachtete, wie es verbrannte. Der Himmel stehe dem Mistkerl bei, der ihm das geschickt hatte.
    Noch während der Gedanke durch seinen Kopf zuckte, kroch ihm eisige Furcht den Rücken hinauf, um sich um sein Herz zu legen. Er sank in den Sessel zurück. Wer hatte ihm die Schachtel geschickt? Und wessen Auge war das?
    Auge um Auge
. Mit der Lautstärke einer Heulboje schoss ihm der Spruch durch den Kopf. Das war Rossberrys Lieblingsspruch gewesen. Nachdenklich legte Archer einen Finger ans Kinn, während er ins lodernde Feuer sah. Rossberry. Ein Mann, der durch den grausamen Kuss des Feuers an den Rand des Wahnsinns getrieben worden war. Archer schluckte krampfhaft. Die Hitze des Kamins reichte aus, um seine ausgestreckten Beine zu wärmen. Aber man hatte Rossberry eingesperrt. Schon vor Jahren. Dafür hatten sie gesorgt. Er schnaubte leise. Archer hatten sie auch weggeschickt, und doch war er jetzt wieder da.
    Er wäre beinahe zusammengezuckt, als es leise an der Tür

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