Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
seine Hand auf meine. »Wir müssen zusammenbleiben, erinnerst du dich? Ich werde dich nicht verlassen, Kelsey. Ich werde dich nie verlassen«, sagte er mit einem traurigen Lächeln.
Ich schluckte und nickte, als er behutsam die krause Ranke von meinem Arm löste und nach einer weiteren schlug, die sich nach meinem Hals ausstreckte.
»Komm weiter.« Er nahm mir die Gada aus der Hand und hieb damit auf die Äste ein, doch sie versuchten lediglich, ihre tödlichen grünen Finger um die Waffe zu schlingen, blieben unberührt von deren Macht. Dann trat er zu einem der Stämme und versetzte ihm einen heftigen Schlag.
Augenblicklich knickte der Baum ein. Die Äste falteten sich zusammen und legten sich beschützend um den Stamm. Ren trat vor mich und hieß mich bei dem verletzten Baum warten. Er eilte einige Schritte weiter und schwang mit neuer Kraft die Gada . Er drosch auf die Baumstämme ein, versetzte ihnen im Weitergehen klaffende Wunden. Ich folgte in gebührendem Abstand, während Ren sich langsam einen Weg durch den Wald bahnte. Die Äste schienen zu wissen, was er im Schilde führte, und rissen brutal an ihm, doch Ren verfügte über schier endlose Energie.
Ich zuckte beim Anblick der Schnitte und Kratzer zusammen, die jeden Zentimeter seiner Haut bedeckten. Sein Rücken war schon bald eine einzige Wunde, sein Hemd zerrissen und blutig. Er sah aus, als wäre er mit einer neunschwänzigen Katze ausgepeitscht worden.
Endlich erreichten wir den Waldrand. Ren zog mich außerhalb der Reichweite der Äste und brach zusammen. Er krümmte sich vor Schmerz auf dem Boden, schwitzend und atemlos. Ich holte Wasser aus dem Rucksack und bot es ihm an. Er leerte die gesamte Flasche in einem Zug.
Ich beugte mich über ihn und besah mir seinen von Blut und Schweiß glitschigen Körper. Ich holte eine weitere Wasserflasche und ein T-Shirt heraus und wusch ihm den Schmutz aus dem Gesicht und vom Rücken. Er begann sich zu entspannen, und atmete ruhiger, während ich ihn weiter versorgte. Seine Schnittwunden heilten rasch, und als meine Angst um Ren kleiner wurde, traf mich ein anderer Gedanke.
»Ren! Du bist jetzt schon viel länger als vierundzwanzig Minuten in Menschengestalt. Geht es dir gut – nun ja, abgesehen von den Wunden?«
Er rieb sich mit der Hand über die Brust. »Mir geht’s … gut. Ich verspüre nicht den Drang, mich zurückverwandeln zu müssen.«
»Vielleicht ist das alles, was wir tun mussten. Vielleicht haben wir den Fluch gebannt!«
Er überlegte eine Weile. »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe das Gefühl, wir müssen weiter.«
»Warum probierst du es nicht aus? Schau, ob du zum Tiger werden kannst oder nicht.«
Er verwandelte sich in einen Tiger und wieder zurück – seine blutverschmierte, zerrissene Kleidung war durch sauberen weißen Stoff ersetzt.
»Vielleicht liegt es nur an der Magie dieses Ortes, dass ich Mensch sein kann.«
Die Enttäuschung musste mir ins Gesicht geschrieben sein. Ren lachte und drückte mir einen Kuss auf die Finger. »Keine Sorge, Kells. Schon bald werde ich durch und durch Mensch sein, aber fürs Erste genieße ich das Geschenk, solange es mir vergönnt ist.«
Grinsend zwinkerte er mir zu und lehnte sich dann vor, um meine Verletzungen zu inspizieren. Er besah sich meine Arme, Beine und den Hals, säuberte mit dem feuchten Shirt vorsichtig meine Wunden. Ich wusste, dass seine Verletzungen viel schlimmer waren als meine, weshalb ich protestierte, doch er ließ sich nicht abbringen.
»So weit scheint alles in Ordnung zu sein«, erklärte er. »Du hast einen bösen Kratzer am Hals, aber der wird wohl gut verheilen.« Er wrang das Shirt an meinem Nacken aus und drückte es einen Moment auf meine Haut. Dann zupfte er am Kragen meines T-Shirts. »Gibt es da noch … äh … andere Stellen, die ich mir ansehen sollte?«
Ich schlug spielerisch seine Hand weg. »Nein, vielen Dank. Um die anderen Stellen kümmere ich mich lieber selbst.«
Er lachte vergnügt, erhob sich dann und half mir auf. Er schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und legte sich die Gada über die Schulter. Nachdem er mir die Hand gegeben hatte, setzten wir unsere Wanderung fort.
Zwar kamen wir an weiteren dieser gefährlichen Nadelbäume vorbei, doch sie standen nicht mehr so nah beisammen und waren von normalen, weniger mordlustigen Bäumen umgeben, weshalb wir ihren Fangarmen ausweichen konnten. Ren verschränkte seine Finger mit meinen. »Es ist schön, einfach mal mit dir spazieren zu
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