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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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ich, dass er halb unter seinem Hemd versteckt eine Kette mit einem kleinen, keilförmigen Anhänger trug.
    Als sein Blick zurück zu mir fand, ließ er rasch die Hand in den Schoß sinken und fuhr fort: »Der Tiger ist außerdem Symbol für Macht und Unsterblichkeit. Ihm wird die Gabe zugeschrieben, das Böse auf unterschiedliche Weise bezwingen zu können. Er wird Lebensspender, Wächter und Hüter genannt.«
    Ich streckte die Beine aus und ließ den Kopf zurück ins Kissen sinken. »Gibt es irgendwelche Jungfer-in-Not-Mythen mit Tigern?«
    Er überlegte. »Hm, ja. Eine meiner Lieblingsgeschichten handelt zufällig von einem weißen Tiger, dem Flügel wachsen und der die Prinzessin, die ihn liebt, vor einem grausamen Schicksal errettet. Während er sie auf seinem Rücken trägt, streifen sie ihre materiellen Körper ab und verschmelzen zu einem einzigen weißen Lichtstrahl, der das Himmelszelt durchquert, bis hin zu den Sternen der Milchstraße, mit denen gemeinsam er nun bis in alle Ewigkeit über die Menschen unten auf der Erde wacht.«
    Ich gähnte schlaftrunken. »Das ist wirklich wunderschön. Wahrscheinlich wird es auch eine meiner Lieblingsgeschichten.« Seine sanfte, melodiöse Stimme hatte meine Anspannung gelöst. Trotz meiner angestrengten Bemühungen, wach zu bleiben und ihm weiter zuzuhören, glitt ich langsam in den Schlaf.
    »In Nagaland«, fuhr er unterdes fort, »glauben sie, dass Tiger und Menschen verwandt sind, dass sie Brüder sind. Es gibt eine Sage dazu: Mutter Erde war die Mutter des Tigers und auch des Menschen. Einst waren die zwei Brüder glücklich, liebten einander und lebten in Frieden. Doch dann keimte Zwietracht zwischen ihnen wegen einer Frau, und Bruder Tiger und Bruder Mensch bekämpften sich so heftig, dass Mutter Erde ihren Zwist nicht länger dulden konnte und beide fortschickte.
    Bruder Tiger und Bruder Mensch verließen das Heim von Mutter Erde und fanden sich in einem sehr tiefen, dunklen Tunnel in der Erde wieder – angeblich die Höhle eines Pangolin. Während sie gemeinsam dort hausten, befehdeten sich die zwei Brüder weiterhin jeden Tag, bis sie letztlich zur Einsicht kamen, es sei besser, getrennt zu leben. Bruder Tiger wandte sich nach Süden, um im Dschungel zu jagen, und Bruder Mensch wandte sich nach Norden, um in einem Tal Land zu bewirtschaften. Solange sie Abstand hielten, waren beide zufrieden. Doch sobald der eine das Gebiet des anderen betrat, setzte der Kampf erneut ein.
    Viele Generationen später hat die Legende nichts von ihrer Wahrhaftigkeit verloren. Wenn die Nachkommen von Bruder Mensch den Dschungel in Frieden lassen, lässt uns auch Bruder Tiger in Frieden. Dennoch ist der Tiger mit uns verwandt, und es heißt, wenn man lange genug in seine Augen blickt, spürt man unsere Seelenverwandtschaft.«
    Ich wollte fragen, was die Höhle eines Pangolin war, doch mein Mund ließ sich nicht öffnen und meine Lider waren so schwer. Ich machte einen letzten Versuch, wach zu bleiben, indem ich mich in meinem Sitz aufrichtete.
    Mr. Kadam sah mich nachdenklich an. »Ein weißer Tiger ist ein ganz besonderer Tiger. Er wird unwillkürlich von einer Person angezogen, einer selbstbewussten Frau mit innerer Stärke, welche die Fähigkeit hat, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, und die Kraft, unzählige Hindernisse zu überwinden. Man nennt sie Die mit den Tigern wandelt, und …«
    Ich schlief ein.
    Als ich erwachte, war der Platz mir gegenüber leer. Ich setzte mich auf und blickte mich suchend um, konnte Mr. Kadam jedoch nirgends entdecken. Ich löste den Sicherheitsgurt und hielt Ausschau nach der Toilette.
    Hinter einer Schiebetür fand ich ein überraschend geräumiges Bad vor, das kein bisschen an die winzigen, beengten Toiletten in einem normalen Passagierflugzeug erinnerte. In die Wand waren elegante Lampen eingelassen, welche den Raum in ein warmes Licht tauchten. Das Bad war in Kupferrot, Cremeweiß und Rostbraun gehalten, was mehr nach meinem Geschmack war als das moderne, strenge Ambiente der Flugzeugkabine.
    Das Erste, was mir ins Auge sprang, war die Dusche! Ich öffnete die Glastür und spähte neugierig hinein. Wunderschöne rostbraune und cremefarbene Fliesen, bauchige Spender für Shampoo, Duschgel und Flüssigseife. Der Duschkopf aus Kupfer war abnehmbar und mit nur einem Knopfdruck ließ er sich ein- und ausschalten, ähnlich wie bei einer Küchenarmatur mit herausziehbarer Brause. Wahrscheinlich verbrauchte man so weniger Wasser, das in einem

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