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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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brachte weitere Schalen. Es roch exotisch nach scharfen Gewürzen. Sie sagte: »Bitte essen und genießen.«
    Die Frau verschwand im Hinterzimmer, während das junge Mädchen die Regale im Laden zu sortieren begann. Sie hatten mir kein Besteck gebracht, weshalb ich ein wenig aus jeder Schüssel mit den Fingern aufschaufelte, wobei ich mich daran erinnerte, der indischen Tradition folgend die rechte Hand zu benutzen. Zum Glück hatte Mr. Kadam im Flugzeug über diese Sitte gesprochen.
    Den Basmatireis, das Naan -Brot und das Tandoori -Hühnchen kannte ich, aber die anderen drei Gerichte hatte ich nie zuvor gesehen. Ich blickte zu dem Mädchen, neigte den Kopf und fragte: »Sprichst du Englisch?«
    Sie nickte und kam auf mich zu. Mit einer Geste sagte sie: »Bisschen Englisch.«
    Ich zeigte auf eine dreieckige Teigtasche, die mit scharf gewürztem Gemüse gefüllt war. »Wie heißt das?«
    »Das Samosa .«
    »Was ist mit dem hier und dem da?«
    Sie deutete auf eines und dann auf das andere. » Ras Malai und Baigan Bhartha .« Mit einem schüchternen Lächeln wandte sie sich ab und tänzelte zurück zu den Regalen.
    Soweit ich das beurteilen konnte, waren die Ras Malai Ziegenkäsebällchen in einer süßen Rahmsoße und das Baigan Bhartha ein Auberginenmus mit Erbsen, Zwiebeln und Tomaten. Alles war sehr gut, wenn auch ein wenig zu viel. Als ich die Mahlzeit beendet hatte, brachte mir die Frau einen Milchshake aus Mango, Joghurt und Ziegenmilch.
    Ich dankte ihr, nippte an meinem Milchshake und schaute aus dem Fenster. Es gab nicht viel zu sehen, lediglich die Tankstelle und zwei Männer, die neben dem Laster standen und in ein Gespräch vertieft waren. Der eine war ein sehr hübscher junger Mann, ganz in Weiß gekleidet. Er stand mit dem Gesicht zum Laden und redete mit einem anderen Mann, der mir den Rücken zugekehrt hatte. Der zweite Mann war älter und sah aus wie Mr. Kadam. Sie schienen in Streit geraten zu sein. Je länger ich sie beobachtete, desto überzeugter wurde ich, dass es sich tatsächlich um Mr. Kadam handelte, doch er stritt sich hitzig mit dem jüngeren Mann, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mr. Kadam jemals so wütend werden könnte.
    Huch, das ist sonderbar, dachte ich und versuchte, ein paar Wörter durch das offene Fenster aufzuschnappen. Der ältere Mann sagte mehrmals nahi mahodaya, und der jüngere Mann schleuderte ihm immer wieder das Wort avashyak oder etwas Ähnliches entgegen. Ich blätterte in meinem Hindi-Wörterbuch, in dem ich nahi mahodaya mühelos fand. Es bedeutete auf keinen Fall oder nein, Sir. Avashyak stellte mich vor ein größeres Problem, da ich erst herausfinden musste, wie man es schrieb, doch schließlich gelang es mir. Das Wort bedeutete notwendig oder wichtig , etwas, das sein oder geschehen muss .
    Ich trat zum Fenster, doch genau in dem Moment hob der junge Mann in Weiß den Kopf und sah, dass ich sie beobachtete. Sofort unterbrach er das Gespräch und verschwand hinter dem Laster und aus meinem Blickfeld. Peinlich berührt, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, und gleichzeitig unsäglich neugierig bahnte ich mir einen Weg durch das Labyrinth aus Regalen zur Tür. Ich musste einfach wissen, ob der ältere Mann tatsächlich Mr. Kadam war.
    Ich packte den lockeren Türgriff, drehte ihn und schob die Tür auf. Die rostigen Angeln quietschten. Ich eilte über die staubige Straße zum Lastwagen, konnte jedoch niemanden sehen. Als ich den Laster einmal umrundet hatte, blieb ich an der Rückseite stehen und bemerkte, dass Ren hellwach war und mich von seinem Käfig aus beobachtete. Doch die beiden Männer und der Fahrer waren verschwunden. Ich lugte ins Fahrerhäuschen. Es war leer.
    Ich war verwirrt. Doch dann fiel mir schlagartig ein, dass ich nicht gezahlt hatte, weshalb ich die Straße überquerte und zurück in den Laden ging. Das junge Mädchen hatte meine Schüsseln bereits abgeräumt. Ich zog ein paar Scheine aus dem Rucksack und fragte: »Wie viel?«
    »Einhundert Rupien.«
    Mr. Kadam hatte mir erklärt, dass ich zum Umrechnen den Betrag durch vierzig teilen musste. Das Essen kostete also gerade mal zwei Dollar und fünfzig Cent. Ich erinnerte mich an meinen mathevernarrten Dad und seine Rechenaufgaben, mit denen er mich als kleines Mädchen gedrillt hatte, und musste lächeln. Ich reichte dem Mädchen stattdessen zweihundert Rupien und sie strahlte vor Glück.
    Ich dankte ihr für das köstliche Essen, bevor ich meinen Rucksack aufhob, die knarzende Tür

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