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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Houck
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beißenden Geruch, und die raffinierten Kreise, die er malte, erinnerten mich an Henna-Tattoos.
    Als er fertig war, drehte ich meine Hand hin und her und bewunderte das Kunstwerk. Die Ornamente, die er gezeichnet hatte, bedeckten meinen rechten Handrücken sowie die Handfläche und die Fingerspitzen. »Wofür ist das gut?«, fragte ich.
    »Symbol seien mächtig. Bleiben mehrere Tage.«
    Phet sammelte alle Blätter und Zweige auf, warf sie in den alten gusseisernen Holzofen und beugte sich einen Au genblick darüber, um den Rauch einzuatmen. Dann wandte er sich mit einer Verbeugung zu mir um.
    »Kahl-see, jetzt Zeit abzureisen.«
    Ren verschwand durch die Tür. Ich verneigte mich vor Phet und umarmte ihn dann kurz. »Vielen Dank für alles, was Sie getan haben. Ich weiß Ihre Gastfreundschaft und Güte echt zu schätzen.«
    Er warf mir ein warmherziges Lächeln zu und drückte meine Hand. Ich schnappte mir meine Tasche und den Rucksack, duckte mich unter dem Türstock hindurch und folgte Ren nach draußen.
    Grinsend kam Phet zu der kleinen Tür und winkte zum Abschied.

10 · Ein sicherer Hafen

    10
    E in sicherer Ha f e n
    N un, dann müssen wir wohl wieder zurück in den Dschungel, oder, Ren?«
    Er ignorierte meine Bemerkung geflissentlich und schritt, ohne sich auch nur nach mir umzusehen, langsam vorneweg. Ich trottete hinterher, wobei mir all die Fragen durch den Kopf schossen, die ich ihm stellen würde, sobald er sich in einen Mann zurückverwandelt hatte.
    Nachdem wir ein paar Stunden gewandert waren, erreichten wir einen kleinen See. Wahrscheinlich war das der Suki-See, von dem Phet gesprochen hatte. Dort gab es tatsächlich unzählige Vögel. Enten, Gänse, Eisvögel, Kraniche und Wasserläufer schwärmten auf der Suche nach Nahrung über das Wasser und die Sandbänke. Ich sah sogar Greifvögel, vielleicht Adler oder Falken, über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen.
    Unsere Ankunft scheuchte einen Schwarm Fischreiher auf, der in fieberhafter Hast emporstob und sich dann auf der anderen Seite des Sees wieder im seichten Wasser niederließ. Kleine Vögel in Grün, Gelb, Grau, Blau und Schwarz mit roter Brust schossen an uns vorbei, doch ich sah kein Einziges von Durgas Jungen.
    Wo die Bäume Schatten aufs Wasser warfen, bot das Blattwerk der Seerosen den Fröschen lauschige Plätzchen, von denen aus sie uns mit wachsamen gelben Augen beobachteten und mit einem Platschen ins Wasser sprangen, wenn wir vorbeigingen.
    Ich sprach ebenso sehr mit mir selbst wie zu Ren. »Glaubst du, es gibt Alligatoren oder Krokodile in dem See? Ich weiß, eins der beiden gibt es nur in Amerika, aber ich kann mir einfach nicht merken, welches das ist.«
    Er schritt nun neben mir her, und ich war nicht sicher, ob das bedeutete, dass er tatsächlich nach gefährlichen Reptilien Ausschau hielt, oder ob er mir nur Gesellschaft leisten wollte. Vorsichtshalber ließ ich ihn zwischen dem See und mir gehen.
    Die Luft war schwül und der Dschungel schien unter der Hitze kraftlos in sich zusammenzusacken, das Blattwerk, so schien es mir, hing tiefer als gewöhnlich. Der Himmel war klar, keine einzige Monsunwolke spendete Schatten. Ich schwitzte stark. Ren führte uns so oft wie möglich durch den Schatten der Bäume, um die Reise ein wenig erträglicher zu gestalten, aber mir war trotzdem elend. Während wir am Seeufer entlanggingen, behielt er ein langsames, gleichmäßiges Tempo bei, dem ich mühelos folgen konnte. Trotzdem hatte ich bald Blasen an meinen Fersen. Als Ren anhielt, um aus einem kleinen Bach zu trinken, holte ich Sonnencreme aus dem Rucksack und schmierte mir das Gesicht und die Arme ein. Mein Kompass zeigte an, dass wir in nördlicher Richtung unterwegs waren. In meinem Rucksack fand ich ein Mittagessen, dass der gute Phet uns offenbar eingepackt hatte. Es war ein großes grünes Blatt, das um einen klebrigen weißen, mit würzigem Fleisch und Gemüse gefüllten Reisball gewickelt war. Für meinen Geschmack war er ein wenig zu scharf, aber der Reis half, die Hitze erträglicher zu machen. Ich fand im Rucksack noch zwei in Blätter gehüllte Reiskugeln und warf sie Ren zu, der hochsprang, sie großspurig in der Luft auffing und mit einem einzigen Bissen verschlang.
    Nachdem wir weitere vier Stunden gewandert waren, hatten wir endlich den Dschungel hinter uns gelassen und kamen zu einer kleinen Straße. Ich war glücklich, auf dem glatten Asphalt gehen zu können – zumindest so lange, bis meine Sohlen förmlich wegbrutzelten.

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