Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
gestrichen. Das erste Stockwerk war von einer überdachten Veranda mit schmiedeeisernem Geländer eingefasst, die von cremefarbenen Säulen getragen wurde. Das Obergeschoss schmückten hohe, gewölbte Balkone mit funkelnden Panoramafenstern.
Als Ren und ich den mit Marmor und Teakholz ausgestalteten Eingangsbereich erreicht hatten, drehte ich den Türknauf und stellte fest, dass die Tür unverschlossen war. Das Innere war opulent und mondän, wobei kühle Farbtöne vorherrschten.
Das übertrifft eine Nacht auf dem Dschungelboden bei Weitem.
Ich schlüpfte aus meinen schmutzstarrenden Sneakers, durchquerte die Eingangshalle und betrat ehrfurchtsvoll eine Bibliothek. Dunkelbraune Ledersessel mit Fußschemeln und gemütliche Sofas waren auf einem ganz sicher kostbaren Teppich angeordnet. In einer Ecke stand ein großer Globus und die Wände waren mit Bücherregalen bedeckt. Es gab sogar eine Schiebeleiter, die bis zum obersten Regalbrett reichte. Ein schwerer Schreibtisch mit einem Lederstuhl befand sich auf der anderen Seite. Er war picobello aufgeräumt und durchorganisiert und sofort musste ich mit einem Lächeln an den guten Mr. Kadam denken.
Ein in Stein gemeißelter Kamin nahm eine ganze Wand ein. Ich konnte mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, wann ein Kamin in Indien gebraucht wurde, doch abgesehen davon war es ein Prachtexemplar. Eine goldene Vase voller Pfauenfedern nahm das Türkis, Grün und Violett der Zierkissen und Vorleger auf. In meinen Augen war es die schönste Bibliothek der Welt.
Als wir das Haus durchschritten, hörte ich Mr. Kadam rufen: »Miss Kelsey? Sind Sie das?«
Ich war fest entschlossen gewesen, auf beide, ihn und Ren, sauer zu sein, musste jedoch feststellen, dass ich es kaum erwarten konnte, ihn wiederzusehen.
»Ja, ich bin’s, Mr. Kadam.«
Ich traf ihn in einer geräumigen edelstahlglänzenden Gourmetküche an, die mit schwarzem Marmorboden und Arbeitsplatten aus Granit ausgestattet war und einem großen Herd, an dem Mr. Kadam gerade Essen zubereitete.
»Miss Kelsey!« Der Geschäftsmann kam auf mich zu in den Flur gestürzt und seufzte: »Ich bin so erleichtert, dass Sie wohlauf sind. Ich hoffe, Sie sind nicht allzu wütend auf mich.«
»Nun, ich bin nicht gerade glücklich darüber, wie alles verlaufen ist, aber«, ich grinste ihn an und blickte dann auf den Tiger hinab, »dieser Kerl hier trägt größere Schuld als Sie. Er hat zugegeben, dass Sie mir die Wahrheit sagen wollten.«
Mr. Kadam verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse und nickte. »Bitte verzeihen Sie uns beiden. Es war nie unsere Absicht, Sie zu verärgern. Kommen Sie. Ich habe Abendessen vorbereitet.«
Den Tiger und mich im Schlepptau, ging er zurück in die Küche, riss dann die Tür zu einem Raum voller köstlich duftender, frischer sowie getrockneter Gewürze auf und verschwand für mehrere Minuten darin. Als er wieder herauskam, legte er seine Ausbeute auf der Kochinsel ab und öffnete eine weitere schmale Tür, die in eine tiefe Vorratskammer führte. Ich warf einen Blick hinein und sah Regale mit prunkvollem Geschirr und Weinkelchen sowie eine eindrucksvolle Sammlung von Tafelsilber. Er holte zwei edle Porzellanteller und zwei Kelche heraus und stellte sie auf den Tisch.
Ich schloss hinter ihm die Tür. »Mr. Kadam, eine Sache verstehe ich nicht.«
»Nur eine? «, zog er mich auf.
Ich lachte. »Fürs Erste. Ich habe mich gefragt, ob Sie Mr. Davis tatsächlich gebeten haben, Sie zu begleiten und auf Ren aufzupassen? Ich meine, was hätten Sie getan, wenn er Ja und ich Nein gesagt hätte?«
»Ich habe ihn nur gefragt, um den Schein zu wahren, aber ich habe Mr. Maurizio ebenfalls unterschwellig zu verstehen gegeben, dass es in seinem eigenen Interesse läge, Mr. Davis davon abzuraten, mit uns zu kommen. Genau genommen habe ich ihm Geld gegeben, und er hat dann vereinbarungsgemäß darauf bestanden, dass Mr. Davis bei ihm im Zirkus bleibt. Was die Möglichkeit angeht, dass Sie unser Angebot ausgeschlagen hätten, so hätten wir Ihnen wahrscheinlich ein besseres gemacht und nicht aufgegeben, bis wir eines gefunden hätten, das Sie nicht hätten ablehnen können.«
»Und wenn ich weiterhin Nein gesagt hätte? Hätten Sie mich dann gekidnappt?«
Mr. Kadam lachte. »Nein. Wenn unser Angebot weiterhin abgelehnt worden wäre, hätte ich Ihnen im nächsten Schritt die Wahrheit gesagt und gehofft, dass Sie mir Glauben schenken.«
»Puh, da bin ich aber erleichtert.«
» Dann hätte ich
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