Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
damit auf sich?«
»Das Siegel ist ein besonderer Stein, der sich seit unzähligen Jahren in meiner Obhut befindet. Er liegt zusammen mit vielen von Rens Familienerbstücken sicher verwahrt in einem Banktresor. Und aus diesem Grund muss ich nun fort und ihn holen. Es wäre wohl eine gute Idee, wenn Sie heute Ihre Pflegeeltern anrufen und ihnen Bescheid geben würden, dass es Ihnen gut geht. Wenn Sie möchten, können Sie ihnen sagen, dass Sie den restlichen Sommer als meine Praktikantin in Indien verbringen werden.«
Ich nickte. Ich musste wirklich dringend zu Hause anrufen. Sarah und Mike fragten sich wahrscheinlich längst, ob ich von einem Tiger gefressen worden war.
»Ich werde außerdem noch einige Dinge in der Stadt besorgen, die Sie auf Ihrer Reise in die Höhle benötigen. Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause und ruhen Sie sich aus. Im Kühlschrank stehen ein Mittag- und ein Abendessen. Wenn Sie schwimmen gehen, sollten Sie Sonnencreme benutzen. Wir bewahren sie in einem kleinen Schränkchen in der Nähe des Pools auf, neben den Handtüchern.«
Als ich zurück nach oben in mein Zimmer ging, lag mein Handy auf der Frisierkommode. Nett von ihm, es mir nach dem Zwischenfall im Dschungel zurückzugeben. Ich setzte mich in einen mit goldfarbenem Samt bezogenen Sessel, rief meine Pflegeeltern an und plauderte ausgiebig mit ihnen über den Verkehr, das Essen und die Menschen in Indien. Als sie mehr über das Tigerreservat wissen wollten, antwortete ich ausweichend und versicherte ihnen, dass man sich gut um Ren kümmerte. Mr. Kadam hatte recht. Die plausibelste Erklärung für meinen weiteren Aufenthalt in Indien war, dass mir Mr. Kadam einen Praktikumsplatz bis zum Ende des Sommers angeboten hatte.
Nachdem ich aufgelegt hatte, suchte ich die Waschküche und wusch meine Kleidung und die Steppdecke meiner Großmutter. Da ich nichts anderes zu tun hatte, erforschte ich anschließend jeden Winkel des Hauses. Das gesamte Untergeschoss war mit einer schwarzen Matte ausgelegt. Es war ein Souterrain mit Tageslicht, die eine Seite des Raumes lag im Erdreich und die andere hatte deckenhohe Fenster, die das Sonnenlicht einließen. Eine Schiebetür aus Glas führte auf eine große Terrasse mit Blick auf den Dschungel. Die hintere Wand war vertäfelt und glatt.
Neben der Tür befand sich ein Tastenfeld. Ich drückte den obersten Knopf und ein Teil der Vertäfelung glitt zur Seite und gab den Blick auf eine Sammlung an altertümlichen Waffen frei: Äxte, Speere und Messer in verschiedenen Größen, die in eigens angefertigten Fächern ausgestellt waren. Ich drückte erneut den Knopf und die Vertäfelung schloss sich. Ich drückte den zweiten Knopf, ein anderer Teil der Wand öffnete sich und Schwerter kamen zum Vorschein. Ich trat näher, um sie mir anzusehen. Von schmalen Degen über schwere Breitschwerter gab es hier alles, was man sich vorstellen konnte, bis hin zu einer Art Samuraischwert, wie ich es aus dem Kino kannte.
Als ich zurück ins Erdgeschoss schlenderte, stieß ich auf ein Hightech-Heimkino mit den allerneusten technischen Geräten und bequemen Ledersesseln. Direkt hinter der Küche befand sich ein feudales Speisezimmer mit Marmorboden, Zierleisten und einem funkelnden Kronleuchter. An die Pfauenbibliothek schloss sich ein Musikzimmer mit einem schimmernden schwarzen Flügel und einer großen Stereoanlage mit Hunderten von CDs an. Das meiste war indische Musik, aber ich entdeckte auch mehrere amerikanische Sänger, einschließlich Elvis Presley. Eine sehr alte, sonderbar geformte Gitarre hing an der Wand und ein geschwungenes schwarzes Ledersofa thronte mitten im Zimmer.
Mr. Kadams Schlafzimmer befand sich ebenfalls im Erdgeschoss und sein Zimmer erinnerte an die Pfauenbibliothek, war es doch voller polierter Holzmöbel und Bücher. An der Wand hatte er ein paar wunderschöne Gemälde. Im zweiten Stock fand ich eine einladende Empore mit einer Reihe niedriger Bücherregale und zwei gemütlichen Lesesesseln mit Blick auf die breite Treppe.
In dem Stockwerk gab es noch ein großes Schlafzimmer, ein Bad und eine Abstellkammer. Auf meiner Etage gab es drei weitere Schlafzimmer, meins nicht mitgezählt. Eines war in mädchenhaftem Rosa eingerichtet, vielleicht für Nilima, wenn sie zu Besuch war. Das zweite schien ein Gästezimmer zu sein, doch die Farben waren maskuliner. Fast jedes Zimmer verfügte über ein eigenes Bad.
Als ich den letzten Raum betrat, bemerkte ich Glastüren, die auf meinen Balkon
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