Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Amulett beeinflusste mich auf eine Weise, die ich nie erwartet hätte. Sie wusste um meine Situation und behauptete, es störe sie nicht.«
Er strich über das Amulett unter seinem Hemd. Als er mein unverhohlenes Interesse bemerkte, zog er die dünne Silberkette heraus und zeigte mir den keilförmigen grünen Stein. An seiner Spitze war der schwache Umriss eines Tigerkopfes zu erkennen. Glyphen umrahmten den äußeren Kreis, aber Mr. Kadam erklärte, dass er nur ein einziges Wort erahnen konnte.
Schwermütig rieb er das Amulett zwischen den Fingern. »Meine geliebte Frau wurde alt und sehr krank und lag schließlich im Sterben. Ich riss mir das Amulett vom Hals und flehte sie an, es zu tragen. Sie weigerte sich, umschloss es mit meinen Fingern und nahm mir das Versprechen ab, es niemals wieder abzulegen, bis meine Aufgabe erfüllt sei.«
Eine kleine Träne entschlüpfte meinem Augenwinkel. »Hätten Sie sie nicht zwingen können, es zu tragen, um sich dann vielleicht abzuwechseln?«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Sie wollte dem natürlichen Lauf der Dinge folgen. Unsere Kinder waren verheiratet und glücklich, und sie spürte, dass es an der Zeit war, ins nächste Leben weiterzuziehen. Außerdem spendete der Gedanke, dass ich mich auch weiterhin um unsere Familie kümmern konnte, ihr Trost.«
Mr. Kadam lächelte betrübt. »Ich blieb bis zu ihrem Tod und dem vieler meiner Kinder und Enkel danach bei den Meinen. Doch mit den Jahren, die verstrichen, wurde es immer schwerer für mich, sie leiden und sterben zu sehen. Außerdem drohte Ren umso mehr Gefahr, je mehr Menschen um sein Geheimnis wussten, weshalb ich meine Familie schließlich verließ. Ich komme von Zeit zu Zeit zu Besuch, um nach meinen Nachfahren zu sehen, aber es ist … schwierig für mich.«
»Haben Sie jemals wieder geheiratet?«
»Nein. Gelegentlich hole ich eine meiner Urenkelinnen zu mir, damit sie für mich arbeitet und mir Gesellschaft leistet. Auch Ren war bis zu seiner Gefangennahme ein guter Gefährte. Seitdem habe ich niemanden mehr gefunden, den ich zu lieben vermochte. Mein Herz könnte es nicht ertragen, sich erneut verabschieden zu müssen.«
»Oh, Mr. Kadam, das tut mir so leid. Ren hatte recht. Sie haben große Opfer für ihn gebracht.«
Er lächelte mich an. »Ich muss ihnen nicht leidtun, Miss Kelsey. Eine Zeit der Freude ist angebrochen. Sie sind in unser Leben getreten. Und Ihr Kommen erfüllt mich mit Glück.« Er nahm eine meiner Hände in seine, tätschelte sie und zwinkerte mir zu.
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, weshalb ich einfach nur zurücklächelte. Mr. Kadam ließ meine Hand los, stand auf und begann, die Teller abzuwaschen. Ich stand ebenfalls auf, um ihm zu helfen, da kam Ren träge hereingetrottet und gähnte so breit, wie das nur ein Tiger konnte. Ich drehte mich um und kraulte ihm den pelzigen Kopf, was ein ganz kleines bisschen sonderbar war.
»Guten Morgen, Ren!«, sagte ich fröhlich und drehte mich dann im Kreis, um ihm meine neue Garderobe zu zeigen. »Vielen, vielen Dank für das Kleid! Es ist wunderschön, nicht wahr? Nilima hat einen tollen Geschmack.«
Ren ließ sich kurzerhand auf dem Boden nieder, beobachtete mich einen Augenblick lang, wie ich in meinem Kleid herumwirbelte, erhob sich dann und verschwand.
»Was ist heute mit Ren los?«, fragte ich.
»Wer weiß das schon bei einem Tiger? Vielleicht ist er hungrig. Entschuldigen Sie mich einen Moment, Miss Kelsey.« Er warf mir ein Lächeln zu und folgte Ren.
Später machten wir es uns in dem wunderschönen Pfauenzimmer bequem, in dem Mr. Kadams beeindruckende Bibliothek untergebracht war. Ich zog ein Buch über Indien aus einem der Mahagoniregale und fand unzählige alte Landkarten.
»Mr. Kadam, können Sie mir zeigen, wo die Kanheri-Höhle liegt? Phet meinte, wir müssten dorthin und mit Durga sprechen, um herauszufinden, wie wir Ren aus diesem Schlamassel bekommen.«
Er schlug das Buch auf und zeigte auf eine Karte von Mumbai. »Die Höhle befindet sich im nördlichen Teil der Stadt, im Borivali-Nationalpark, der heutzutage Gandhi-Nationalpark heißt. Die Kanheri-Höhle ist eine Höhle aus Basaltgestein, in deren Wände uralte Schriftzeichen eingemeißelt sind. Ich war früher schon einmal dort, habe aber keinen unterirdischen Gang gefunden. Archäologen untersuchen die Höhle seit Jahren, doch niemand hat bisher eine Prophezeiung Durgas entdeckt.«
»Was ist mit dem Siegel, von dem Phet gesprochen hat? Was hat es
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