Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
ich mit zusammengekniffenen Lippen und innerlich kreischend los. Ich lief so schnell wie möglich durch den Gang und hätte mehrmals fast den Halt verloren, als meine Stiefel über mehrere Käfer gleichzeitig stolperten und sie zermalmten. Ein entsetzliches Bild blitzte in meinem Kopf auf: ich mit dem Gesicht nach unten zwischen den Krabbeltieren liegend. Ich musste unbedingt das Gleichgewicht besser halten.
Es fühlte sich an, als würde ich über eine gigantisch große Luftpolsterfolie laufen, und bei jedem Schritt knackten mehrere riesige, mit Saft gefüllte Noppen auf. Die Rieseninsekten zerbarsten wie Ketchup-Beutel und spritzten grünen Schleim in alle Richtungen, was natürlich die anderen aufschreckte. Einige ergriffen die Flucht und schwirrten um meinen Körper, landeten auf meiner Jeans, meinem T-Shirt und meinem Haar. Mit der freien Hand, die mehrmals sehr schmerzhaft von ihren Scheren malträtiert wurde, verscheuchte ich sie von meinem Gesicht.
Schließlich erreichte ich die andere Seite und schüttelte mich wie im Fieberkrampf, um alle ungebetenen Gäste zu vertreiben. Ein paar der Käfer, die wie festgeklebt waren, musste ich mit der Hand packen und fortschleudern, so auch einen, der meinen Pferdeschwanz emporkletterte. Dann wischte ich meine Schuhe an der Wand ab und drehte mich suchend nach Ren um.
Er rannte schnell durch den nun laut summenden Korridor und mit einem großen Satz landete er genau neben mir und schüttelte sich heftig. Mehrere Käfer krallten sich immer noch an seinem Fell fest und ich musste sie mit dem Ende der Fackel wegstoßen. Einer hatte ihn so fest ins Ohr gebissen, dass es blutete. Ich hatte Glück gehabt, es unversehrt durch den Höhlengang geschafft zu haben.
»Wahrscheinlich hilft es, Kleidung zu tragen, Ren. Sie zwicken dann nur deine Kleidung und nicht deine Haut. Armer Tiger. Du hast überall an deinen Pfoten zerquetschte Käfer! Zumindest habe ich Schuhe an.«
Er schüttelte nacheinander seine Pfoten, und ich half ihm, Teile der Käfer zwischen seinen Ballen zu entfernen. Mit einem letzten Schauder hastete ich los, immer dicht neben meinem Tiger, um so viel Abstand wie möglich zwischen die Käfer und uns zu bringen.
Etwa zehn Wegbiegungen später trat ich auf einen Stein, der in den Boden sank. Wie festgefroren wartete ich, dass die nächste Falle zuschnappte. Die Wände begannen zu beben, kleine Metallscheiben glitten beiseite und scharfe Metalldorne schnellten auf beiden Seiten des Korridors aus der Mauer. Ich stöhnte auf. Die Falle beinhaltete nicht nur spitze Stacheln, die aus der Wand stachen, zu allem Überfluss floss auch noch ein glitschiges schwarzes Öl aus Steinrohren und bedeckte den Boden.
Ren verwandelte sich in einen Mann.
»Die Spitzen der Dornen sind mit Gift getränkt, Kelsey. Ich kann es riechen. Bleib genau in der Mitte. Es gibt genug Platz, um hindurchzugehen, aber du darfst nicht einmal den kleinsten Kratzer abbekommen.«
Ich besah mir die langen, spitzen Stacheln genauer und zitterte. »Und was ist, wenn ich ausrutsche?«
»Halt dich an meinem Fell fest. Ich habe mit meinen Krallen besseren Halt, und wir werden langsam gehen. Diesmal darfst du die Sache nicht überstürzen.«
Ren verwandelte sich zurück in einen Tiger. Ich rückte meinen Rucksack auf den Schultern zurecht und packte Ren am Genick. Vorsichtig trat er in die Öllache, probierte es zuerst mit einer Pfote. Seine Tatze rutschte ein wenig weg, und ich beobachtete, wie er die Krallen ausfuhr und sie tief in den öligen Untergrund trieb. Nachdem er mit dem einen Bein sicheren Halt gefunden hatte, machte er einen weiteren Schritt, und sobald diese Pfote verankert war, musste er fest ziehen, um die andere Pfote wieder freizubekommen.
Es war eine mühsame, kräftezehrende Arbeit. Die tödlichen Stacheln waren in unregelmäßigen Abständen angebracht, sodass ich beim Gehen nicht einmal in einen Rhythmus finden konnte. Ich richtete meine Aufmerksamkeit allein auf die spitzen Dornen. Eine zielte auf meine Wade, die nächste auf meinen Hals, meinen Kopf, meinen Bauch. Ich begann zu zählen und gab bei fünfzig auf. Mein ganzer Körper bebte und meine Muskeln krampften. Eine winzige Unachtsamkeit, ein falscher Schritt, und ich wäre tot.
Ich war froh, dass sich Ren Zeit ließ, denn es war gerade einmal genug Platz, damit wir nebeneinander hergehen konnten. Zu beiden Seiten hatten wir höchsten zwei Fingerbreit Spielraum. Ich setzte jeden Schritt mit Bedacht. Schweiß tropfte mir
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