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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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können Leo den Weg sogar besser zeigen als ich.« Ihr sonniges Lächeln galt beiden. »Es ist ein wunderbarer Tag für einen Ausritt. Habt eine schöne Zeit!« Und damit verließ sie mit großen geschmeidigen Schritten den Raum.
    Catherines schmale Brauen zogen sich blitzschnell zusammen, als sie wieder zu Leo blickte. »Warum wollen Sie unbedingt die Ruinen besichtigen?«
    »Ich möchte sie mir einmal anschauen. Zum Teufel, habe ich es wirklich nötig, mich Ihnen zu erklären? Bleiben Sie doch einfach hier, wenn Sie Angst haben, alleine mit mir zu sein.«
    »Angst vor Ihnen ? Nicht im Geringsten.«
    Leo deutete mit einer übertrieben ritterlichen Geste in Richtung Tür. »Dann also nach Ihnen.«
    Dank der strategisch bedeutenden Häfen von Southampton und Portsmouth wimmelte es in Hampshire geradezu von alten Burgen und malerischen Ruinen mittelalterlicher Festungen und von Gebäuderesten der alten Sachsen. Obwohl Leo von Anfang an gewusst hatte, dass es auf dem Ramsay-Anwesen Überreste eines alten Gutshauses gab, hatte er bislang keine Gelegenheit gefunden, sie zu besichtigen. Neben den Belangen der Landwirtschaft, der Buchführung über Mieten, Renten und Löhne, der Holzverarbeitung und den gelegentlichen Aufträgen, die Leo als Architekt annahm, blieb nicht viel Zeit für Müßiggang.
    Gemeinsam ritten Catherine und er an blühenden Steckrüben- und Weizenfeldern vorbei, an Kleewiesen, auf denen dicke weiße Schafe weideten. Sie durchquerten den Nutzwald in nordwestlicher Richtung, wo sich reißende Bäche zwischen grünen Hügeln und Kalksteinschluchten hindurch ihren Weg bahnten. Hier war der Boden nicht so fruchtbar, steiniger und weniger lehmhaltig, doch die versteckte, verteidigungsfähige Lage war für das alte befestigte Herrenhaus gut gewesen.
    Während sie einen Hügel hinaufritten, warf Leo Catherine verstohlene Blicke zu. Auf dem Pferderücken sah sie noch schmaler und anmutiger aus, während sie das Tier mit geschmeidigen, sparsamen Bewegungen führte. Eine fähige Frau, dachte er. Beherrscht, redegewandt, kompetent in fast allem, was sie tat. Doch während sich eine andere Frau mit solchen Qualitäten hervorgetan hätte, hütete sich Catherine tunlichst davor, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Sie erreichten die Stelle des ursprünglichen Gutshauses, wo die alten Mauerreste wie Fossilien aus der Erde ragten. Ungleichmäßigkeiten im überwucherten Grund markierten die Nebengebäude des Hauses. Ein flacher, ungefähr acht Meter breiter kreisförmiger Ring verriet die Dimensionen des Wassergrabens, der die achtzehn Quadratmeter große Bodenerhebung umgab.
    Nachdem er abgestiegen und sein Pferd an einem Baum angebunden hatte, ging er zu Catherine hinüber, um ihr zu helfen. Sie nahm das rechte Bein vom Sattelknopf und den linken Fuß aus dem Steigbügel und gestatte Leo, ihren Abstieg zu kontrollieren. Sie ließ sich hinuntergleiten und landete unmittelbar vor Leo auf der Erde. Sie hob den Blick, und der Schirm ihres Reithelms verdunkelte teilweise ihre opaleszierenden Augen.
    Sie standen sich gegenüber, ihre Hände ruhten auf seinen Schultern. Ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet, ihr Mund leicht geöffnet … und plötzlich wusste Leo, wie es wäre sie zu lieben, ihren leichten, geschmeidigen Körper unter sich zu spüren, ihren Atem an seinem Hals, während er sich zwischen ihren Schenkeln bewegte. Er würde sie zur Ekstase bringen, langsam, erbarmungslos, und sie würde sich an ihm festklammern und stöhnen und seinen Namen seufzen …
    »Hier sind wir«, sagte Catherine. »Das ist Ihr angestammtes Zuhause.«
    Leo riss sich von ihrem Anblick los und betrachtete das zerfallene Bauwerk. »Reizend«, meinte er. »Ein bisschen Staubwischen und Durchfegen, und das Häuschen ist so gut wie neu.«
    »Werden Sie das Vorhaben Ihrer Familie unterstützen, eine Braut für Sie zu finden?«
    »Sollte ich das Ihrer Meinung nach tun?«
    »Nein. Ich glaube nicht, dass Sie das Zeug zu einem anständigen Ehemann haben. Dazu fehlt Ihnen einfach der Charakter.«
    Ganz Leos Meinung. Dennoch wurmte es ihn, es aus ihrem Mund zu hören.
    »Wie kommt es, dass Sie sich befähigt fühlen, ein Urteil über meinen Charakter zu fällen?«, wollte er wissen.
    Sie hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Es ist kaum zu überhören, was die versammelten Witwen und älteren Damen auf den Bällen über ihre Heldentaten erzählen.«
    »Verstehe. Und Sie glauben immer sofort alle Gerüchte, die Ihnen zu Ohren

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