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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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…«
    »Der hat mit mir nichts zu tun«, sagte sie hastig.
    »Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein.«
    Nachdem von Catherines Würde nicht mehr viel übrig war, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. »Ich gehe jetzt.«
    »Was ist mit den Büchern?«
    »Die werde ich später holen.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, blieb sie mit dem Glockenärmel an dem Stapel Zeichnungen hängen, den sie gerade erst geordnet hatte, und die Blätter segelten auf den Boden. »Oje!« Sie ging auf alle viere, um die Zettel wieder aufzusammeln.
    »Lassen Sie sie liegen«, hörte sie Leo sagen. »Ich mach das schon.«
    »Nein, es war meine …«
    Catherine verstummte, als sie zwischen den Bauzeichnungen und Landschaftsskizzen und Notizen etwas hervorblitzen sah. Eine Bleistiftzeichnung von einer Frau … einer nackten Frau. Sie lag auf der Seite, und das blonde Haar ergoss sich über ihren Körper. Ein schlanker Oberschenkel ruhte schüchtern über dem anderen und verdeckte zumindest teilweise den zarten Schatten eines weiblichen Dreiecks.
    Und auf der Nase tanzte eine ihr nur allzu bekannte Brille.
    Catherine hob die Zeichnung mit zitternder Hand vom Boden auf, während ihr das Herz heftig gegen die Rippen schlug. Es bedurfte mehrerer Anläufe, bis ihr die Worte über die Lippen kamen. Ihre Stimme klang erstickt und höher als sonst.
    »Das bin ich.«
    Leo hatte sich neben ihr auf dem Teppich niedergelassen. Er nickte reumütig. Diesmal war er es, der über beide Ohren zu glühen begann, so dass die blauen Augen in einem überwältigenden Kontrast zu seiner Gesichtsfarbe standen.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    »Ich wollte Sie nicht bloßstellen«, sagte er. »Die Skizze war nur für meine Augen bestimmt.«
    Sie zwang sich, noch einmal einen Blick auf die Zeichnung zu werfen, und fühlte sich schrecklich entblößt. Tatsächlich hätte sie sich nicht mehr geschämt, wäre sie jetzt wirklich nackt vor ihm gestanden. Dennoch war die Darstellung in keiner Weise derb oder entwürdigend. Der Frauenkörper war mit langen, anmutigen Strichen gezeichnet. Die Pose war künstlerisch. Sinnlich.
    »Sie … Sie haben mich noch nie so gesehen«, brachte sie hervor, ehe sie matt hinzufügte: »Oder doch?«
    Ein bescheidenes Lächeln zuckte um seine Lippen. »Nein, zum Voyeurismus habe ich mich noch nicht herabgelassen.« Er hielt inne. »Ist mir die Zeichnung gelungen? Es ist nicht leicht zu erraten, wie Sie unter diesen hunderttausend Schichten aussehen.«
    Ein nervöses Kichern entfuhr ihrer Kehle. »Und wenn, dann würde ich es ganz bestimmt nicht zugeben.« Sie legte die Zeichnung mit dem Gesicht nach unten auf den Stapel. Ihre Hand zitterte. »Zeichnen Sie auch andere Frauen auf diese Weise?«, fragte sie zaghaft.
    Leo schüttelte den Kopf. »Ich habe mit Ihnen begonnnen, und darüber bin ich noch nicht hinausgekommen.«
    Ihr Gesicht wurde dunkelrot. »Sie haben noch mehr Zeichnungen von mir gemacht? Unbekleidet?«
    »Eine oder zwei.« Er versuchte reuig dreinzublicken.
    »Oh, bitte, bitte vernichten Sie sie.«
    »Gewiss. Doch meine Aufrichtigkeit zwingt mich, Ihnen zu sagen, dass ich vermutlich nur noch mehr machen werde. Sie nackt zu zeichnen, ist mein liebstes Hobby geworden.«
    Catherine stöhnte und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ihre Stimme sickerte durch den dichten Filter ihrer Finger. »Ich wünschte, Sie würden lieber irgendetwas sammeln.«
    Sie vernahm sein heiseres Lachen. »Cat. Liebes. Können Sie sich dazu bringen, mich anzusehen? Nein?« Sie versteifte sich, konnte sich aber nicht rühren, als sie spürte, wie er die Arme um sie legte. »Ich habe nur einen Scherz gemacht. Ich werde Sie nicht mehr so zeichnen.« Leo hielt sie weiter im Arm und führte behutsam ihr Gesicht an seine gesunde Schulter. »Sind Sie wütend?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Besorgt?«
    »Nein.« Sie holte zitternd Luft. »Nur überrascht, dass Sie mich so sehen.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht so bin.«
    Er verstand, was sie meinte. »Niemand sieht sich selbst genau so, wie er – oder sie – ist.«
    »Ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht einfach irgendwo splitternackt herumliege!«
    »Das«, sagte er, »ist eine große Schande.« Er seufzte. »Sie müssen wissen, dass ich Sie schon immer wollte, Cat. Meine Fantasien sind so sündhaft, dass wir auf direktem Weg zur Hölle fahren würden, wenn ich sie Ihnen erzählte. Und dass ich Sie so unbedingt will, hat nichts mit Ihrer Haarfarbe oder der schrecklichen Mode zu tun, die

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