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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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geröteten Wangen an. »Es gibt nichts auszufechten. Sie haben seit Tagen kaum ein Wort mit mir gesprochen, und dann kommen Sie mir plötzlich mit unverschämten persönlichen Bemerkungen …«
    »Ich wollte nicht beleidigend sein. Ich habe nur gesagt …«
    »Ich bin nicht dürr, Sie gefühlloser Trampel! Bin ich in Ihren Augen weniger als ein Mensch, dass Sie mir mit einer solchen Verachtung begegnen? Sie sind der abscheulichste …«
    »Es tut mir leid.«
    Catherine verstummte. Sie atmete schwer.
    »Ich hätte nicht so mit Ihnen sprechen dürfen«, sagte Leo unbeholfen. »Sie sind nicht weniger als ein Mensch für mich, sondern im Gegenteil ein Mensch, dessen Wohl mir sehr am Herzen liegt. Ich wäre auf jeden wütend, der Sie nicht gut behandelt – und das sind in diesem Fall leider Sie selbst. Sie geben nicht auf sich Acht.«
    »Sie auch nicht auf sich.«
    Leo öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihm wollte kein wirksames Gegenargument einfallen. Also schloss er den Mund wieder.
    »Sie arbeiten jeden Tag bis zur völligen Erschöpfung«, sagte Catherine. »Sie haben mindestens schon drei Kilo an Gewicht verloren.«
    »Die neuen Bauernhöfe brauchen dringend ein Bewässerungssystem. Und zufällig bin ich am besten dafür geeignet, die Pläne zu entwerfen und den Bau anzuleiten.«
    »Sie haben es nicht nötig, Gräben zu graben und Steine zu schleppen.«
    »Doch, das habe ich.«
    »Warum?«
    Leo starrte sie an und überlegte, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Er beschloss, offen und ehrlich zu sein. »Weil die körperliche Erschöpfung das einzige Mittel ist, das mich davon abhalten kann, nachts zu Ihnen zu kommen und Sie zu verführen.«
    Catherine sah ihn mit großen Augen an. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, so wie seiner ein paar Augenblicke zuvor.
    Leo erwiderte den Blick mit einer Mischung aus vorsichtiger Belustigung und wachsendem Verlangen. Er konnte nicht länger leugnen, dass es für ihn nichts Unterhaltsameres auf der Welt gab, als sich mit ihr zu unterhalten. Oder einfach in ihrer Nähe zu sein. Streitsüchtiges, eigensinniges, faszinierendes Wesen … sie war so völlig anders als alle seine vergangenen Affären. Und bei Gelegenheiten wie dieser hatte sie die Anziehungskraft eines ungezähmten Igels. Man musste sie einfach liebhaben.
    Aber sie forderte ihn heraus und begegnete ihm auf Augenhöhe wie keine andere Frau in seinem Leben. Er wollte sie gegen alle Vernunft.
    »Sie könnten mich nicht verführen«, entgegnete Catherine unwirsch.
    Sie standen sich gegenüber, reglos, und sahen sich in die Augen.
    »Sie streiten die gegenseitige Anziehung zwischen uns ab?« Leos Stimme klang tiefer als sonst. Er bemerkte, wie sie ein Schauer durchlief, bevor sie entschieden antwortete.
    »Ich bestreite, dass sich der Wille der Vernunft von einer körperlichen Empfindung erschüttern lässt«, erwiderte sie. »Der Verstand ist immer die federführende Kraft.«
    Leo konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. »Guter Gott, Marks. Offenbar haben Sie keine Ahnung, wovon Sie reden, sonst wüssten Sie, dass das federführende Organ bei der Sache definitiv nicht das Gehirn ist. Tatsächlich ist das Gehirn sogar vollständig abgeschaltet.«
    »Mir fällt es nicht schwer zu glauben, dass das bei einem Mann der Fall ist.«
    »Das Gehirn einer Frau ist nicht weniger primitiv als das eines Mannes, insbesondere wenn es um körperliche Anziehung geht.«
    »Das stellen Sie sich natürlich gerne so vor.«
    »Soll ich es Ihnen beweisen?«
    Um Catherines zarten Mund zuckte es skeptisch. Doch dann, als könnte sie nicht widerstehen, fragte sie: »Wie denn?«
    Leo nahm sie am Arm und führte sie zu einer abgeschiedeneren Stelle des Küchengartens hinter eine Pergola, bedeckt mit scharlachroten Feuerbohnen. Sie standen neben einem gläsernen Treibhaus, das dazu diente, Pflanzen früher als unter normalen Bedingungen zur Blüte zu zwingen. Ein Treibhaus erlaubte es dem Gärtner, Pflanzen und Blumen ohne Rücksicht auf das vorherrschende Wetter zu ziehen.
    Leo sah sich um, denn er wollte sichergehen, dass sie nicht beobachtet wurden. »Also gut, eine Herausforderung für Ihre höher entwickelte Hirnfunktion. Ich werde Sie jetzt küssen. Gleich danach stelle ich Ihnen eine einfache Frage. Wenn Sie richtig antworten, ziehe ich meine Behauptung zurück.«
    Catherine runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. »Das ist lächerlich«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    »Sie haben natürlich das

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