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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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redet ihr?«
    »Sie hat Pfauenfedern an ihrem Kleid«, bemerkte Cam in einem Ton, mit dem er auch hätte sagen können: Sie hat giftige Fleisch fressende Spinnen an ihrem Kleid.
    »Das sieht doch sehr elegant aus.« Amelia blickte ihn fragend an. »Magst du keine Pfauenfedern?«
    »Für die Roma«, antwortete Merripen nüchtern, »ist schon eine einzelne Pfauenfeder ein schlechtes Omen.«
    »Und sie trägt Dutzende mit sich herum«, fügte Cam hinzu.
    Sie blickten Leo und Vanessa Darvin nach, als laufe er unaufhaltsam in eine Grube mit giftigen Schlangen.
    Leo führte Vanessa Darvin in das Gesellschaftszimmer, während die Countess Ramsay bei Lord und Lady Ulster am Büfett blieb. Nach ein paar Minuten der Konversation mit Vanessa war klar, dass sie eine ausreichend intelligente junge Frau mit einem ausgesprochen koketten Wesen war. Leo hatte schon viele Frauen wie Vanessa kennengelernt, und mit einigen von ihnen war er im Bett gewesen. Sie weckte bei ihm wenig Interesse. Dennoch könnte es der Hathaway-Familie zugutekommen, wenn er Vanessa Darvin und ihre Mutter ein wenig näher kennenlernte, und sei es nur, um etwas über ihre Pläne herauszufinden.
    Im Plauderton vertraute Vanessa ihm an, wie schrecklich langweilig es gewesen sei, nach dem Tod ihres Vaters ein ganzes Jahr lang Trauer zu tragen, und wie sehr sie sich darauf gefreut hatte, im darauffolgenden Jahr an der Londoner Saison teilzunehmen. »Aber wie charmant das Anwesen ist!«, rief sie. »Ich erinnere mich noch, dass wir es einmal besucht haben, als mein Vater den Titel hatte. Das Haus war ein Trümmerhaufen und die Gärten lagen brach. Jetzt ist es ein Juwel.«
    »Dank Mr. Rohan und Merripen«, sagte Leo. »Die Verwandlung ist allein ihren Anstrengungen zu verdanken.«
    Vanessa blickte verdutzt drein. »Oh! Man würde das nicht für möglich halten. Ihr Volk ist nicht eben für seinen Fleiß berühmt.«
    »Tatsächlich sind die Roma ein ausgesprochen fleißiges Volk. Sie sind nur eben Nomaden, was ihr Interesse an der Landwirtschaft in Grenzen hält.«
    »Aber Ihre Schwäger sind keine Nomaden, wie es scheint.«
    »Sie haben beide einen guten Grund gefunden, in Hampshire zu bleiben.«
    Vanessa zuckte mit den Schultern. »Sie haben den Anschein, ehrenhafte Männer zu sein, und das ist vermutlich schon mehr, als man erwarten kann.«
    Leo ärgerte sich über ihren verächtlichen Ton. »Im Übrigen sind sie beide zur Hälfte adliger Abstammung. Merripen wird eines Tages eine irische Grafschaft erben.«
    »Etwas in der Art habe ich gehört. Aber … irischer Adel«, sagte sie mit einem Hauch von Abscheu in der Stimme.
    »Erachten Sie die Iren als minderwertig?«
    »Sie nicht?«
    »Ja, ich habe es schon immer sehr unhöflich gefunden, wenn Leute es ablehnen, Engländer zu sein.«
    Entweder beschloss Vanessa, die Bemerkung zu ignorieren, oder sie war zu hoch für sie. Jedenfalls schrie sie vor Begeisterung regelrecht auf, als sie das Gesellschaftszimmer mit seinen prächtigen Fenstern, den cremefarben gestrichenen Wänden und den abgehängten reich verzierten Decken betrat. »Wie hübsch! Ich glaube, es wird mir gefallen, wenn wir erst mal hier wohnen.«
    »Wie Sie eben ganz richtig bemerkt haben«, erinnerte Leo sie, »werden Sie vielleicht nicht die Gelegenheit dazu haben. Mir bleibt noch ein Jahr, um zu heiraten und ein Kind zu zeugen.«
    »Sie haben den Ruf eines eingefleischten Junggesellen, was einen Zweifel darüber aufwirft, ob Ihnen Ersteres gelingen wird.« Ihre dunklen Augen blitzten herausfordernd. »Was Letzteres betrifft, so bin ich sicher, dass Sie darin sehr gut sind.«
    »Ich würde es niemals wagen, das zu behaupten«, erwiderte Leo ausdruckslos.
    »Das müssen Sie auch nicht, Mylord. Die Behauptung ist oft genug zu Ihren Gunsten aufgestellt worden. Wollen Sie sie bestreiten?«
    Das war eine Frage, die man von einer wohlerzogenen Dame beim ersten Kennenlernen nicht gerade erwartete hätte. Leo verstand, dass sie ihn mit ihrer Verwegenheit beeindrucken wollte. Doch nachdem er in Londoner Salons unzählige Gespräche dieser Art geführt hatte, fand er solche Bemerkungen nicht mehr faszinierend.
    In London konnte man mit ein wenig Ehrlichkeit weit mehr auffallen als mit verwegenen Kommentaren.
    »Ich würde nicht behaupten, dass ich ein vollendeter Liebhaber bin«, sagte er. »Lediglich angemessen befähigt. Und die meisten Frauen merken den Unterschied gar nicht.«
    Vanessa kicherte. »Was zeichnet einen vollendeten Liebhaber aus,

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