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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Mylord?«
    Leo sah sie mit ernster Miene an. »Liebe natürlich. Ohne Liebe ist das Ganze nur eine Angelegenheit technischer Spitzfindigkeiten.«
    Einen Augenblick lang wirkte sie irritiert, doch die aufgesetzte Koketterie kehrte umgehend zurück. »Olala. Liebe ist nichts von Dauer. Ich mag zwar jung sein, aber naiv bin ich nicht.«
    »Das habe ich schon gemerkt«, sagte er. »Haben Sie Lust zu tanzen, Miss Darvin?«
    »Das hängt davon ab, Mylord.«
    »Wovon?«
    »Davon, ob Sie ein befähigter oder ein vollendeter Tänzer sind.«
    »Eins zu null für Sie«, erwiderte Leo und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Fünfzehntes Kapitel
    Nachdem Amelia Catherine über die unerwartete Ankunft von Countess Ramsay und Vanessa Darvin informiert hatte, war sie mit Neugier erfüllt.
    Die bald darauf in Trübsinn umschlug.
    Vom Rand der Tanzfläche aus sahen sie und Beatrix zu, wie Leo mit Miss Darvin Walzer tanzte.
    Sie waren ein herausragendes Paar. Leos dunkle Stattlichkeit wurde wunderbar ergänzt von Miss Darvins atemberaubender Schönheit. Leo war ein ausgezeichneter Tänzer, wenn es auch eher athletisch als elegant wirkte, wie er seine Partnerinnen über die Tanzfläche führte. Die Röcke von Miss Darvins blaugrünem Kleid wirbelten wunderschön und umschlossen durch den Schwung des Walzers gelegentlich seine Beine.
    Miss Darvin sah wunderschön aus mit ihren leuch-tenden dunklen Augen und dem schwarzen Haar. Sie flüsterte Leo etwas ins Ohr und entlockte ihm ein Grinsen. Er schien bezaubert zu sein. Ausgesprochen bezaubert.
    Catherine hatte ein sonderbares Gefühl im Magen. Genau genommen fühlte es sich an, als hätte sie gerade eine Handvoll zehn Penny große Nägel verschluckt. Beatrix stand neben ihr und legte ihr die Hand auf den Rücken, als wollte sie ihr Trost spenden. Es war, als hätten sie vorübergehend die Rollen getauscht, als wäre sie anstelle der älteren und erfahrenen Begleiterin diejenige, die Beratung und Rückenstärkung gebrauchen konnte.
    Sie bemühte sich um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht. »Wie reizend Miss Darvin ist!«, bemerkte sie.
    »Na ja, schon«, sagte Beatrix, ohne sich festlegen zu wollen.
    »Tatsächlich«, fügte Catherine niedergeschlagen hinzu, »ist sie ganz und gar hinreißend.«
    Beatrix beobachtete Leo und Miss Darvin mit aufmerksamen blauen Augen, wie sie gerade eine perfekte Drehung durchführten. »Ich würde nicht sagen, dass sie hinreißend ist …«
    »Ich kann nicht einen einzigen Makel entdecken.«
    »Ich schon. Ihre Ellbogen sind knubbelig.«
    Catherine strengte die Augen an und befand, dass Beatrix recht haben könnte. Sie waren ein bisschen knubbelig. »Stimmt«, sagte sie und fühlte sich schon ein klein wenig besser. »Und ist nicht auch ihr Hals viel zu lang?«
    »Sie ist eine Giraffe«, pflichtete Beatrix ihr mit einem nachdrücklichen Kopfnicken bei.
    Catherine versuchte, einen Blick auf Leos Gesicht zu erhaschen. Sie fragte sich, ob er die abnormale Länge von Miss Darvins Hals bemerkt hatte. Es sah nicht danach aus. »Dein Bruder scheint ziemlich angetan von ihr zu sein«, murmelte sie.
    »Ich bin sicher, er ist einfach nur höflich.«
    »Er ist nie höflich.«
    »Wenn er etwas will, schon«, entgegnete Beatrix.
    Doch das stürzte Catherine nur noch in tiefere Betrübnis. Denn auf die Frage, was genau Leo von dieser schwarzhaarigen Schönheit wollen könnte, gab es keine zufriedenstellende Antwort.
    Ein junger Gentleman forderte Beatrix zum Tanz auf, und Catherine gab ihr die Erlaubnis. Seufzend lehnte sie sich an die Wand und ließ die Gedanken treiben.
    Der Ball war ein voller Erfolg. Alle Gäste schienen sich zu amüsieren, die Musik war wunderbar, das Essen vorzüglich, der Abend weder zu warm noch zu kühl.
    Und Catherine fühlte sich elend.
    Dennoch hatte sie nicht vor, zu zerbröseln wie ein trockenes Rosinenbrötchen. Sie setzte ein freundliches Gesicht auf und wandte sich zwei älteren Damen zu, die neben ihr standen und sich angeregt über die jeweiligen Vorzüge des Kettenstichs oder Spaltstichs beim Konturieren mit Crewelgarn unterhielten. Catherine stand daneben, die behandschuhten Finger ineinander verschränkt, und bemühte sich aufmerksam zuzuhören.
    »Miss Marks.«
    Die vertraute Männerstimme ließ sie herumfah-ren.
    Vor ihr stand Leo. Er sah atemberaubend aus in der schwarz-weißen Abendrobe, und seine blauen Augen blitzten schelmisch.
    »Würden Sie mir die Ehre erweisen?«, fragte er und deutete auf den Wirbel tanzender

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