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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht ein Zimmer für die Nacht gesichert hatte. »Warum sind Sie hier, Mylord?«, erkundigte sie sich mit zittriger Stimme.
    Ein lässiges Schulterzucken. »Als ich heute Morgen nach knapp viereinhalb Stunden Schlaf aufgewacht bin, dachte ich, es sei genau das Richtige, in die Kutsche zu springen und eine malerische Spazierfahrt durch Haslemere zu machen, um im« – Leo hielt inne und blickte zu dem Schild über der Tür – »Spread Eagle Inn einzukehren.« Seine Lippen zuckten beim Anblick ihres wutentbrannten Ausdrucks, aber seine Augen waren warm. Er führte eine Hand an ihr Gesicht und hob sanft ihr widerwilliges Kinn. »Ihre Augen sind ja geschwollen.«
    »Straßenstaub«, brachte Catherine heraus und schluckte heftig angesichts der zärtlichen Berührung. Sie wollte ihr Kinn fester in seine Hand stupsen wie eine Katze, die sich nach Streicheleinheiten sehnte. Ihre Augen brannten, so sehr versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten.
    So ging es nicht weiter. Ihre Reaktion auf ihn war beängstigend. Und wenn sie noch länger so auf dem Kutschbahnhof herumstanden, würde sie bald völlig die Beherrschung verlieren.
    »Gab es Schwierigkeiten mit der Kutsche?«, erkundigte er sich.
    »Ja, und die nächste fährt erst morgen früh. Ich werde mir ein Zimmer nehmen müssen.«
    Er sah sie weiterhin eindringlich an. »Sie könnten mit mir nach Hampshire zurückkehren.«
    Der Vorschlag war verheerender, als Leo ahnen konnte.
    »Nein, das kann ich nicht. Ich fahre nach London, um meinen Bruder zu sehen.«
    »Und dann?«
    »Dann werde ich wahrscheinlich reisen.«
    »Reisen?«
    »Ja, ich … Ich werde das Festland bereisen. Und mich in Frankreich oder Italien niederlassen.«
    »Ganz alleine?« Leo bemühte sich nicht, seine Skepsis zu verbergen.
    »Ich werde eine Gesellschafterin einstellen.«
    »Sie können keine Gesellschafterin einstellen, Sie sind doch selbst eine.«
    »Ich habe die Stellung gerade aufgegeben«, konterte sie.
    Einen Augenblick lang hatte sein Blick eine alarmierende Intensität. Etwas Räuberisches. Gefährliches. »Ich habe eine neue Stelle für Sie«, sagte er, und ein winziger Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Nein, danke.«
    »Sie haben mich ja noch gar nicht ausreden lassen.«
    »Das brauche ich auch nicht.« Dann wandte sie sich um und betrat das Gebäude.
    Sie wartete entschlossen, bis ein kleiner stämmiger Mann herauskam, um sie zu begrüßen. Obwohl er am Kopf völlig kahl war, hatte er einen dichten grauen Bart und Koteletten. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er und blickte zwischen Catherine und dem Mann, der unmittelbar hinter ihr stand, hin und her.
    Leo antwortete, bevor sie überhaupt ein Wort sagen konnte. »Ich hätte gerne ein Zimmer für meine Frau und mich.«
    Seine Frau ? Catherine drehte sich um und warf ihm einen empörten Blick zu. »Ich will mein eigenes Zimmer. Und ich bin nicht …«
    »Sie möchte eigentlich nicht.« Leo lächelte den Gastwirt an. Es war das reumütige, mitfühlende Lächeln eines gedemütigten Mannes für einen anderen. »Ein kleiner Ehestreit. Sie ist verärgert, weil ich nicht möchte, dass ihre Mutter zu Besuch kommt.
    »Ahhh …« Der Gastwirt gab einen unheilvollen Laut von sich und beugte sich herunter, um sie in das Gästebuch einzutragen. »Geben Sie Ihren Widerstand nicht auf, Sir. Sie reisen niemals wieder pünktlich ab. Wenn meine Schwiegermutter zu Besuch ist, werfen sich die Mäuse freiwillig vor die Katzen in der Hoffnung, gefressen zu werden. Ihr Name?«
    »Mr. und Mrs. Hathaway.«
    »Aber …«, begann Catherine verärgert. Sie brach ab, als sie spürte, wie ein Ruck durch die Reisetasche ging. Dodger wollte heraus. Sie musste ihn unbedingt so lange versteckt halten, bis sie sicher oben angekommen waren. »Also gut«, sagte sie knapp. »Beeilen wir uns.«
    Leo lächelte. »Du kannst es kaum erwarten, dich wieder mit mir zu versöhnen, Liebling?«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Leo jetzt an Ort und Stelle tot umgefallen.
    Zu Catherines schierer Verzweifelung dauerte es noch weitere zehn Minuten, bis alles geregelt war und auch Leos Kutscher und Lakai für die Nacht untergebracht waren. Und dann war da noch Leos Gepäck, zwei Reisetaschen von beachtlicher Größe, die hereingebracht werden mussten. »Ich dachte, ich würde dich bis London nicht mehr erwischen«, sagte Leo mit einem verlegenen Lächeln.
    »Warum haben Sie nur ein Zimmer bestellt?«, flüsterte sie bissig.
    »Weil du alleine nicht sicher bist. Du

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