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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht ganz leicht, immerhin enthielt sie eine gesamte Ausstattung, als da waren ein Nachthemd, Unterwäsche und Strümpfe, ein Sortiment an Kämmen und Haarnadeln sowie eine Haarbürste, ein Schultertuch und ein dicker Roman mit einer spitzbübischen Inschrift von Beatrix … »Diese Geschichte wird Miss Marks garantiert unterhalten, ohne sie im Mindesten zu verbessern! Von Herzen, die unverbesserliche B.H.«
    Das Gasthaus war einigermaßen gut eingerichtet, aber keineswegs luxuriös, ein Lokal für Stallknechte und Landarbeiter. Catherine starrte niedergeschlagen auf eine Holzwand, bedeckt mit Plakaten, bevor sie den beiden Stallknechten dabei zusah, wie sie die Pferde auswechselten.
    Beinahe wäre ihr die Reisetasche aus der Hand gefallen, als sich plötzlich etwas darin bewegte. Und zwar fühlte es sich nicht so an, als wäre nur etwas verrutscht … sondern vielmehr … als hätte sie etwas Lebendiges im Gepäck.
    Ihr Herz begann wild und unkontrolliert zu schlagen wie im kochenden Wasser auf und ab hüpfende kleine Kartoffeln. »O nein«, flüsterte sie. Sie wandte sich wieder der Holzwand zu und versuchte verzweifelt, die Tasche vor den Blicken der anderen zu verbergen, während sie die Schlaufe löste und die Tasche einen Spaltbreit öffnete.
    Ein schmaler kleiner Kopf schnellte heraus. Voller Entsetzen blickte Catherine in ein ihr nur allzu vertrautes leuchtendes Augenpaar und auf ein paar zuckende Schnurrhaare.
    » Dodger «, flüsterte sie. Das Frettchen muckerte vergnügt, und seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem Frettchenlachen. »Du böser, böser Junge du!« Er musste ihr während des Packens in die Tasche gekrochen sein. »Was soll ich denn jetzt mit dir tun?«, fragte sie das Tier verzweifelt. Sie schob seinen Kopf wieder in die Tasche zurück und streichelte ihn, damit er stillhielt. Sie hatte keine andere Wahl, als das verfluchte Tier den ganzen Weg bis nach London mitzunehmen und ihn in Poppys Obhut zu geben, bis er zu Beatrix zurückgebracht werden konnte.
    Sobald sie einen der Knechte »Alles bereit!« rufen hörte, kletterte sie zurück in die Kutsche und verstaute die Reisetasche zu ihren Füßen. Sie öffnete sie noch einmal und spähte zu Dodger hinein, der sich in die Falten ihres Nachthemds eingekuschelt hatte. »Sei bloß still!«, sagte sie streng. »Und mach keinen Ärger.«
    »Verzeihung, was sagten Sie?«, ertönte die Stimme der Matrone, die gerade in die Kutsche kletterte, und ihre Hutfeder erzitterte vor Empörung.
    »Oh, gnädige Frau, ich habe nicht mit Ihnen gesprochen«, erwiderte Catherine hastig. »Ich habe … mich selbst belehrt.«
    »Ach, wirklich.« Die Augen der Dame verengten sich, als sie sich in den gegenüberliegenden Sitz plumpsen ließ.
    Catherine verharrte reglos. Sie wartete auf ein verdächtiges Rascheln der Tasche oder ein anderes Geräusch, das ihn verraten würde. Aber Dodger blieb unauffällig.
    Die Matrone schloss die Augen und ließ das Kinn auf den hohen Ansatz ihres üppigen Busens sinken. Es dauerte keine zwei Minuten, bis sie wieder eingenickt war.
    Vielleicht wäre alles doch gar nicht so schwierig, dachte Catherine. Wenn die Dame weiterhin schlief und die Herren ihre Zeitungslektüre wiederaufnahmen, könnte sie Dodger womöglich unbemerkt bis nach London schmuggeln.
    Doch gerade als Catherine es sich erlaubt hatte, Hoffnung zu schöpfen, geriet die Situation außer Kontrolle.
    Dodger streckte ohne Vorwarnung seinen Kopf nach draußen, begutachtete die interessante neue Umgebung und kroch aus der Tasche. Catherines Mund öffnete sich zu einem leisen Schrei. Sie war wie versteinert, die Hände in der Bewegung erstarrt. Das Frettchen rannte über den gepolsterten Sitz hinauf zum verlockenden Hut der Matrone. Mit seinen scharfen Zähnen hatte er im Nu einen Büschel mit künstlichen Beeren vom Hut abgebissen. Triumphierend kletterte er wieder herunter und sprang mitsamt seiner Beute auf Catherines Schoß. Er vollführte einen begeisterten Frettchen-Kriegstanz, eine Reihe sonderbar anmutender Seitwärtssprünge, die er immer dann zum Besten gab, wenn er sich besonders freute.
    »Nein«, flüsterte Catherine und nahm ihm die Beeren weg, dann versuchte sie das Tier wieder in die Tasche zurückzustecken.
    Dodger protestierte mit lautem Kreischen und Quieken.
    Die Matrone stammelte etwas im Halbschlaf und wachte dann blinzelnd auf, spürbar gereizt ob der ungebetenen Störung. »Wa … was …«
    Catherine verstummte, sie hörte den Puls in ihren Ohren

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