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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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wenn ich in Florenz bin, sehe ich es mir noch einmal aus der Nähe an. Natürlich sehen außer mir nur wenige den Streifen, den wir damals übermalen mussten, aber mich wird er für alle Zeit daran erinnern, wie ungeschickt ich damals war. Eins will ich Ihnen sagen: Übertriebene Egos sind viel schädlicher für unser Metier als jeder noch so große Fehler, den ein Restaurator machen kann. Deshalb denken Sie, wenn eines Tages jemand Ihre Hilfe braucht, an Ihr heutiges Erlebnis und stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite, statt ihn einfach zu verurteilen.«
    »Ich schäme mich entsetzlich, weil ich Sie um Hilfe bitten muss«, wisperte sie.
    »Das ist gut. Weil nämlich die Vorwürfe, die Sie sich selber machen, viel lehrreicher und heilsamer als harsche Worte irgendwelcher anderer Menschen sind. So etwas wie Ihnen heute passiert jedem von uns irgendwann einmal, chérie. Nur achten Sie darauf, dass es bei diesem einen Fehler bleibt.«
    Nach Ende des Gesprächs rieb Callie sich die Augen und blickte auf Artie, der zurückgekommen war und dessen dicker Kopf tröstend auf ihrem Oberschenkel lag.
    Sie schwankte zwischen dem Gefühl, eine Versagerin zu sein, und der Erleichterung darüber, dass Beauvais ihr helfen wollte, hin und her, und musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um zurück ins Haus zu gehen. Der Gedanke, Jack nicht zu erzählen, was geschehen war, rief ein Gefühl des Unbehagens in ihr wach, aber sie hatte Vertrauen zu Beauvais und wusste, der Kollege hatte recht. Es wäre viel leichter, dem Besitzer eines Bildes ein Problem zu präsentieren, wenn man gleichzeitig schon eine Lösung bot.
    Als Callie durch die Küchentür trat, wurde sie sofort in wunderbar tröstliche Düfte eingehüllt.
    »So etwas nennst du Teig?«, fragte Thomas Nate und fuchtelte mit einem Holzlöffel vor seinem Gesicht herum. »Sieht aus wie etwas, womit man Tapeten an die Wände klebt.«
    Nate knetete fröhlich grinsend weiter. »Warum rührst du nicht mal deine Zwiebeln um, Alter? Bevor du sie mit einem Presslufthammer aus der Pfanne lösen musst?«
    »Hi, Callie!«, grüßte Thomas gut gelaunt. »Willkommen in meinem größten Albtraum. Zwei Köche, eine Küche – das geht niemals gut.«
    Als ihr die unkomplizierte Freundschaft, die der Mann ihr bot, die Tränen in die Augen trieb, wurde ihr bewusst, dass sie noch immer sehr verletzlich war. Am klügsten wäre es, sie ginge direkt in ihr Zimmer und bliebe erst mal eine Zeitlang dort. Denn dies war nicht der beste Augenblick, um mit anderen – vor allem netten Kerlen wie den beiden hier – zusammen zu sein.
    Deshalb bot sie eilig an, die Haustür aufzumachen, als dort jemand klopfte, und hätte vor Freude beinahe geschrien, als sie Grace und ihren Bodyguard auf der Schwelle stehen sah.
    Sie umarmte ihre Halbschwester. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen.«
    Grace nahm sie genauso stürmisch in den Arm, und als sie sich wieder voneinander lösten, wies sie auf den muskulösen Kerl, der ein Stück hinter ihr stand. »Erinnerst du dich noch an Ross?«
    Callie lächelte über den kräftigen Händedruck, den sie von ihm bekam.
    »Schön, auch Sie wiederzusehen«, erklärte sie und blickte in sein kantiges Gesicht. Trotz der schwarzen Lederjacke und des durchdringenden Blickes, mit dem er sie bedachte, sah er, als er lächelte, plötzlich richtiggehend freundlich aus.
    Sie winkte das Paar an sich vorbei ins Haus. »Kommt rein, draußen ist es kalt.«
    Ross bückte sich nach dem Gepäck und trug die beiden schweren Ledertaschen, als hätten sie keinerlei Gewicht.
    »Wo ist Jack?« Grace zog ihren Mantel aus und blickte Callie fragend an.
    »Ich glaube, er ist noch unterwegs. Aber Nate ist da.«
    »Du machst Witze.«
    Noch während sie durch Kopfschütteln verneinte, kam der Mann, von dem die Rede war, aus der Küche ins Foyer und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Gracie!«
    Lachend lief Grace auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. »Schön, dich zu sehen, Fremder.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits. Und wer ist das?« Nate blickte über ihre Schulter auf den anderen Mann.
    »Das ist mein Verlobter, Ross Smith.«
    Callie rang nach Luft. »Gratuliere!«
    »Danke. Es ist erst gestern Abend passiert. Aber ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich wir beide sind.«
    Grace und Ross setzten sich in die Küche, um etwas zu trinken und Thomas und Nate beim Kochen zuzusehen, und Callie – die das fröhliche Gelächter und die Scherze momentan

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