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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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sich gebracht. Aber als sie morgens auf der Suche nach Grace in die Küche gekommen war, hatte sie erfahren, dass diese bereits mit Ross zu einer Besichtigung privater früher amerikanischer Kunstsammlungen aufgebrochen war. Und da abends die Party stattfinden würde, müsste sie versuchen, ihre Schwester abzupassen, sobald sie wieder nach Hause kam.
    Weil sie keine Ahnung hatte, was sie machen sollte, bis Beauvais endlich kommen würde, beschloss sie, die letzte noch unerforschte Dokumentenkiste durchzusehen, lief dann aber vor den Fenstern auf und ab, als würde ihr eines von ihnen wider Erwarten einen Ausblick bieten, der ihr ihren Seelenfrieden wiedergab.
    Um Punkt neun erschien Beauvais.
    »Gott sei Dank«, entfuhr es ihr.
    Sie tauschten ein paar kurze Sätze miteinander aus, beugten sich dann aber sofort über das Bild und gingen die verschiedenen Möglichkeiten durch. Schließlich setzte er die Lesebrille ab, nahm einen Bügel in den Mund und sah sie aus seinen leuchtenden kleinen Augen an.
    »Wir müssen die gesamte oberste Farbschicht von dem Spiegel entfernen.«
    Callie setzte sich auf ihren Stuhl. Obwohl diese Feststellung sie nicht wirklich überraschte, traf sie sie wie ein Keulenschlag. »Okay.«
    »Dann finden wir wenigstens heraus, was darunter verborgen ist«, stellte Beauvais mit einem breiten Lächeln fest. »Und das hat mich schon ziemlich lange interessiert.«
    »Die Unvollkommenheit der Spiegeloberfläche ist Ihnen bereits aufgefallen, als Sie sich das Bild im Auftrag der Blankenbakers angesehen haben, stimmt’s?«
    Er nickte. »Ich habe Ihnen empfohlen, das Porträt reinigen zu lassen, und Sie haben versprochen, meinen Ratschlag zu befolgen. Aber dann haben Sie es leider nicht getan.«
    Callie blickte auf das Bild. »Ich muss es Jack sagen.«
    »Was?«
    Sie drehte überrascht den Kopf. Jacks Gesichtsausdruck war kühl, als er näher kam. Er trug einen Anzug und hatte einen Ärmel des Jacketts locker über seinen Gips gehängt.
    »Dann war das also Ihr Wagen, Gerard. Ich hatte mich schon gefragt, weshalb ein silberner Audi in meiner Einfahrt steht. Wie geht es Ihnen?«
    Die beiden Männer gaben sich die Hand.
    »Was führt Sie nach Wellesley?«, fragte er weniger höflich als vielmehr etwas spitz.
    Callie blickte auf Beauvais, und der nickte unauffällig mit dem Kopf.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, brach es aus ihr heraus.
    Jack blickte erst sie und dann das Bild aus zugekniffenen Augen an. »Was für einen Fehler?«
    Sie erklärte es ihm schnell und wies auf die betroffene Stelle des Porträts.
    Jacks Miene verriet nicht das Geringste, als er den Schaden sah.
    »Und was schlägst du jetzt vor?«
    »Wir haben beschlossen, dass es am besten wäre, die gesamte obere Farbschicht zu entfernen. Danach werden wir sehen, wie weiter vorzugehen ist, aber wahrscheinlich kommen wir um eine Übermalung nicht herum.«
    »Und inwieweit wirkt sich das auf den Wert des Bildes aus?«, wandte Jack sich an Beauvais, worauf dieser seinen Kopf ein wenig auf die Seite legte und den Bügel seiner Brille zwischen die Zähne nahm.
    »Kommt drauf an, was unter der Farbschicht verborgen ist.« Als Jack die Stirn in Falten legte, fügte er hinzu: »Unter der Farbe ist etwas versteckt, auf das ich ziemlich neugierig bin.«
    Jack beugte sich dichter über das Bild. »Sie meinen, dass diese dunkle Silhouette vielleicht etwas zu bedeuten hat?«
    »Genau das meine ich.«
    »Und wenn nicht?«
    Beauvais räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass das Gemälde nach der Restaurierung eine ernsthafte Wertminderung erfahren wird. Es ist ein derart bedeutsames Werk, dass sich der Verlust gemessen an seinem Gesamtwert wahrscheinlich in Grenzen halten wird.«
    »Von was für einer Grenze sprechen wir?«
    »Ich würde sagen, hundert- bis zweihunderttausend Dollar.«
    Callie hatte das Gefühl, als gäbe der Boden unter ihren Füßen nach. Falls Jack eine Entschädigung von ihr verlangte, schmölze dadurch das finanzielle Polster, das sie nach Beendigung dieses Projekts hatte anlegen wollen, sofort wieder dahin. Die meisten Restauratoren hatten eine Haftpflichtversicherung, sie aber hatte nicht so weit gedacht. Und hätte sie sich auch gar nicht leisten können, solange kein Geld von Jack gekommen war.
    »Wie lange wird es dauern, bis ihr wisst, was unter der Farbe verborgen ist?«, wandte sich Jack an sie.
    »Ein, zwei Stunden.«
    »Dann bin ich wieder da. Und danke, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte er zu Beauvais und reichte ihm

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