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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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Mutter ein Taxi herangewinkt. Sie hatten sich in den Fond gesetzt, ihre Mutter hatte krächzend eine Adresse genannt, die Callie nicht gekannt hatte, und auf der zehnminütigen Fahrt, während der das Taxi ein ums andere Mal an irgendwelchen Ampeln angehalten hatte, hatte sie sich gewünscht, sie gingen wieder heim. Sie hatte an ihr warmes Bett gedacht, um sich vom Geruch des Taxis und dem unverständlichen Gemurmel ihrer Mutter abzulenken, denn beides hatte ihr Angst gemacht.
    Schließlich hatte das Taxi vor einem großen Privathaus in einer Straße angehalten, die viel prachtvoller als die Straße gewesen war, in der ihre eigene Wohnung lag. In diesem Teil der Stadt lag kein Abfall in den Rinnsteinen, und all die prachtvollen Gebäude waren weihnachtlich geschmückt. An sämtlichen Haustüren hatten große Kränze mit hübschen Samtschleifen gehangen, und durch die großen, blank geputzten Fenster hatte man die flackernden Kerzen an den riesigen Weihnachtsbäumen gesehen.
    Ihre Mutter hatte ihre Hand genommen und war die Treppe zur Haustür hinaufmarschiert. Als sie vor die schimmernde Tür getreten waren, hatte ihre Mutter die Hand nach dem Messingklopfer ausgestreckt, und Callie hatte gehofft, sie mache ihn nicht kaputt. Es war ein goldener Löwenkopf mit einem Nasenring gewesen, und er hatte weniger erschreckend als vielmehr majestätisch ausgesehen.
    Ihre Mutter hatte den Ring ergriffen, und Callie hatte sich für das Geräusch gewappnet, wenn er gegen die schwere Holztür fiel. Dann aber war ihre Mutter mit einem Mal erstarrt. Hatte einfach dagestanden, eine Hand an dem erhobenen Klopfer, die andere auf Callies Arm.
    Sie hatte ihren Arm so fest umklammert, dass es angefangen hatte zu kribbeln, und Callie hatte wimmernd ausgestoßen: »Mami, du tust mir weh.«
    Ihre Mutter hatte den Kopf gesenkt und geblinzelt, als hätte sie sich gefragt, was Callie neben ihr vor dieser Haustür tat. Dann war die Tür plötzlich geöffnet worden, der Ring war ihrer Mutter aus der Hand gerutscht und gegen das Holz gekracht.
    Hinter der Tür hatte ein Paar gestanden, wie man sie sonst nur in der Zeitung und im Fernsehen sah. Die Frau hatte einen langen, dunklen Pelzmantel getragen und der Mann einen Smoking und einen weißen Schal um seinen Hals.
    Sie hatten genauso überrascht wie ihre Mutter und sie selbst gewirkt.
    »Guten Abend«, hatte der Mann höflich gegrüßt und sich leicht aus der Hüfte heraus vor ihnen verbeugt. Dann hatte er die Tür ein bisschen weiter aufgemacht, und zusammen mit dem Licht aus dem Foyer war eine wunderbare Wärme aus dem Haus geströmt. Nachdem seine Gattin durch die Tür getreten war, hatte er sie geduldig weiter aufgehalten. »Madam?«
    »Wir …« Ihre Mutter hatte eine kurze Pause gemacht. »Wir gehen nicht rein.«
    Der Mann hatte die Stirn gerunzelt, während er von seiner Frau weitergezogen worden war, und bevor die Tür wieder ins Schloss gefallen war, hatte Callie einen kurzen Blick auf die Menschen in dem Haus erhascht. Sie alle waren wunderschön gewesen. Wie die Figuren auf einer Hochzeitstorte, hatte sie gedacht.
    Ihre Mutter hatte einfach vor sich hingestarrt, und sie selbst hatte verfolgt, wie das Paar, das aus dem Haus gekommen war, in einem anderen eleganten Haus mit einem hübschen Kranz verschwunden war. Sie hätte sich die Gegend gern genauer angesehen, aber der eisige Wind war durch ihren Mantel gedrungen, sie hatte gezittert wie Espenlaub und sich gefragt, warum ihre Mutter nicht zu frieren schien. Sie hatte nicht mal einen Mantel angehabt.
    »Können wir jetzt wieder nach Hause gehen, Mami?«
    »Ja.«
    Ehe ihre Mutter die Treppe wieder hinuntergegangen war, hatte sie noch einmal reglos durch die großen Fenster des Hauses gesehen, und auch Callie hatte sich, neugierig, was ihre Mutter derart faszinierend fand, auf die Zehenspitzen gestellt und hineingeschaut.
    Und dann hatte sie ihren Vater im Gedränge all der eleganten Menschen ausgemacht.
    »Da ist Daddy!« Vor lauter Aufregung war sie auf und ab gehüpft. »Lass uns zu Daddy gehen.«
    Ihre Mutter hatte sie eilig zum Schweigen gebracht. »Jetzt komm.«
    »Ich will aber zu Daddy!«
    Ihre Mutter war die Treppe wieder heraufgelaufen gekommen und hatte sie hinter sich her auf den Bürgersteig gezerrt, und Callie hatte jämmerlich geschluchzt: »Aber warum können wir nicht zu Daddy gehen?«
    Plötzlich hatte sich ihre Mutter vor sie hingehockt.
    »Ich habe nein gesagt«, hatte sie sie angezischt, Callie bei den Schultern

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