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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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Reisen, schicken Einladungen begnügt. All das konnte er problemlos bieten, nur waren Callie diese Dinge vollkommen egal.
    Aber wenn er all den Schnickschnack wegließ, was bliebe ihr dann? Nur er allein. Ein vom Ehrgeiz getriebener Mann. Jemand, der sich in den vergangenen zehn Jahren rund um die Uhr abgerackert hatte und auch nicht so wirkte, als ob er die Absicht hätte, es in Zukunft etwas gemächlicher anzugehen. Ein Typ, der über fünfzehn Jahre lang ohne jede Rücksicht auf den Gefühlen seiner Gespielinnen herumgetrampelt war und jetzt auch noch drei Wochen nach seiner Verlobung seine vermeintliche zukünftige Ehefrau verstieß.
    Na, wenn sie davon nicht beeindruckt war.
    Er starrte reglos vor sich hin.
    Es wäre durchaus möglich, dass ihm Callie nicht den Vorzug vor dem guten Gray oder jemand anderem gab, auch wenn sie von seinem Kuss anscheinend durchaus angetan gewesen war. Und wer sollte ihr das verdenken? Sicher reichten sein beruflicher Erfolg und seine Weltgewandtheit ihr nicht aus. Denn sie würde mehr von einem Mann erwarten als einen angesehenen Namen und eine dicke Brieftasche. Und, verdammt, sie hatte auch mehr verdient.
    Der Zorn stieg wie eine dunkle Woge in ihm auf und hinterließ auf seiner Zunge einen bitteren Geschmack.
    Er verstärkte den Griff um sein inzwischen leeres Glas, beäugte die Wand gegenüber seinem Schreibtisch, sprang von seinem Stuhl und schleuderte das Glas kraftvoll durch den Raum. Es zersprang mit einem lauten Klirren, und tausend kleine Scherben flogen durch die Luft.
    Nur unwesentlich besänftigt ließ er sich wieder in seinen Sessel fallen und raufte sich das Haar.
    Früh am nächsten Morgen hockte Callie auf der Bank vor ihrem Fenster und betrachtete die Limousine, die am Fuß der Eingangstreppe hielt. Auf der anderen Seite des Flures wurde Jacks Zimmertür geöffnet, wieder zugemacht, jemand lief mit schweren Schritten auf die Treppe zu, und als gälte es, keine Sekunde zu verlieren, schoss die Limousine einen Moment später die Einfahrt hinab.
    Callie machte die Augen zu und presste ihre Stirn gegen das Fensterglas.
    Als kleines Mädchen hatte sie viel Zeit allein verbracht, weil sie ein Einzelkind mit einer seltsamen Familie gewesen war. Der Trend zum Alleinsein hatte sich auch während ihrer Schulzeit und des Studiums fortgesetzt, und nach der Aufregung um die Erkrankung und den Tod der Mutter hatte sie den Frieden und die Einfachheit des Alleinlebens geschätzt und sich langsam an ein Leben gewöhnt, das nicht mehr nur aus Leid bestand.
    Aber selbst gewählte Einsamkeit war etwas anderes, als wenn einen jemand alleineließ.
    Sie versuchte, sich Blairs Reaktion aufs Jacks Geständnis vorzustellen. Natürlich würde er erklären, der Kuss hätte ihm nichts bedeutet, wäre ein Fehler gewesen, und es käme nicht noch einmal vor. Wie sollte er es sonst erklären? Finge Blair bei dem Gespräch wohl an zu weinen, würfe sie ihn vielleicht sogar raus? Oder war sie ein genauso kalter Fisch wie die Frau, von der Jack großgezogen worden war?
    Wie gern hätte sie Jack Vorhaltungen gemacht. Schließlich hatte er sie alle drei in diese unangenehme Situation gebracht. Aber schließlich hatte auch sie selbst eine aktive Rolle bei dieser Farce gespielt. Vorgestern Abend in der Küche hatte sie ihn erst dazu gebracht, sie abermals zu küssen, weshalb sie ganz bestimmt kein unschuldiges Opfer war. Sie hatte aktiv zu seinem neuerlichen Fehltritt beigetragen, und die Vorstellung, dass sie in die Beziehung zweier Menschen eingedrungen war, verursachte ihr Übelkeit. Der Spruch, dass zwischen zwei Menschen irgendwas nicht stimmen konnte, wenn einer den anderen betrog, klang mit einem Mal erschreckend hohl.
    Es gab nicht viel in Callies Leben, was sie wirklich bedauerte. Aber als sie jetzt im hellen Licht des Morgens, umgeben von lauter Dingen, die sie an Jack erinnerten, am Fenster saß, wünschte sie sich, sie wäre diesem Mann niemals begegnet. Dann hätte sie einfach weiter glücklich und zufrieden wie eine Einsiedlerin gelebt.
    Stattdessen war sie innerlich zerrissen.
    Während sie weiter an Jack dachte, fielen ihr alle möglichen Szenarien ein, von denen eins so unerträglich wie das andere war. Sie hatte das Gefühl, als säße sie bereits seit Stunden auf der Bank, und blickte auf die Uhr. Es war erst dreißig Minuten her, seit sie aufgestanden war.
    Wie sollte sie den Tag – und noch schlimmer, die nächste Nacht – nur überstehen? Obwohl sie sich dafür hasste, wusste

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