Kuss Mit Sosse
entlang. »Hat dir dein neuer Arbeitgeber schon gekündigt?«
»Nein. Mir ist nur die schwarze Kleidung ausgegangen.«
»Was passiert, wenn man mal kein Schwarz trägt? Wird man dann in Gewahrsam genommen? Oder muss man nur ein Bußgeld bezahlen?«
Ich verdrehte genervt die Augen.
»Im Ernst«, sagte Morelli, und in den Augenwinkeln kräuselten sich Lachfältchen. »Sind die Handtücher auf den Toiletten auch alle schwarz? Sogar das Klopapier?«
Ich atmete tief durch und zählte im Stillen bis fünf, statt ihm gegen das Schienbein zu treten.
»Wenn du den Feuerwehrwagen mal dazu bringen könntest, sich hier wegzubequemen, könnte ich endlich zur Arbeit fahren«, sagte ich schließlich.
Morelli lachte immer noch. »Dann hätte ich was gut bei dir.«
»Und an was hättest du da gedacht?«
»Ausgelassenen Gorillaaffensex.«
»Du lieber Himmel!«
»Musst du wirklich so dringend zur Arbeit?«, fragte er.
»Den Gorillaaffensex kannst du vergessen. Kein Interesse. Ich habe genug von Männern.«
»Schade«, sagte er. »Ich habe einige neue Stellungen gelernt.«
»Wir sind kein Paar mehr«, sagte ich. »Und wehe, du hast diese neuen Stellungen bei Joyce Barnhardt gelernt.«
Morelli und ich waren mit Joyce Barnhardt zusammen zur Schule gegangen, und sie hatte schon immer ein Auge auf Morelli geworfen. Seit ich denken kann, ist Joyce Barnhardt wie ein Pfahl im Fleisch für mich. Ich konnte die Frau nicht ausstehen.
Es war fast zwei Uhr, als ich den Kontrollraum im vierten Stock passierte und mich in meinem Kabuff niederließ.
Das Haustelefon klingelte, und Ranger meldete sich. »Komm in mein Büro«, sagte er.
Ich ging die paar Schritte über den Flur zu seinem Büro und spähte durch die Tür. »Was gibt’s?«
»Komm rein und mach die Tür zu.«
Ich schloss die Tür und setzte mich auf einen Stuhl ihm gegenüber. Er saß am Schreibtisch, und wieder kam mir der Gedanke, den ich jedes Mal hatte, wenn ich sein Büro betrat. Ranger wirkte immer entspannt, aber eigentlich war er kein Schreibtischmensch. Eigentlich stellte man ihn sich woanders vor, wie er eine Felswand erklimmt, aus einem Hubschrauber springt oder irgendeinen Schurken zusammenschlägt.
»Gefällt dir deine Arbeit?«, fragte ich ihn. »Ich meine die Leitung eines Security-Unternehmens.«
»Lieben tue ich meine Arbeit nicht«, sagte er, »aber ich hasse sie auch nicht. Es ist eine Phase in meinem Leben. Es ist nicht viel anders, als eine Kompanie beim Militär zu kommandieren. Man hat bessere Arbeitsbedingungen und weniger Sand im Getriebe.«
War meine Arbeit auch nur eine Phase in meinem Leben, fragte ich mich. Tatsächlich hatte ich irgendwie das Gefühl, als steckte ich fest.
»Irgendwelche neuen Erkenntnisse, was unser Problem betrifft?«, fragte er.
»Jedenfalls keine großen. Bis jetzt ist Sybo Diaz mein persönlicher Hauptverdächtiger, aber irgendwie passt es nicht so recht zu ihm. Bei zwei der Einbrüche hatte Diaz Dienst hier im Haus, folglich hätte er einen Komplizen haben müssen. Ich kann jedoch beim besten Willen nicht erkennen, wo Diaz diesen Partner hätte herkriegen sollen. Er ist ein absoluter Einzelgänger. Er hätte alles allein machen müssen. Außerdem haben sehr viel mehr Leute Zugang zu dem Computer mit den Sicherheitscodes. Die Hauptverantwortung liegt zwar bei vier Männern, aber wenn einer von ihnen mal eine Pause machen will oder so, springt schnell jemand anderes ein. Und sämtliche Leute, die die anderen Monitore überwachen, können ohne Weiteres den Bildschirm auf dem Code-Computer einsehen. Aber das ist dir ja schon hinlänglich bekannt. Je länger ich hier bin, desto eher neige ich zu der Ansicht, dass der Täter kein Insider ist. Mittlerweile belauert hier jeder jeden. Und der Code-Computer wird nicht mehr aus den Augen gelassen. Trotzdem hat es einen neuen Einbruch gegeben. Ich finde, du solltest dich bei deiner Suche nach dem Schuldigen mehr nach außen orientieren. Dich mal bei deinen Konkurrenten umsehen, zum Beispiel. Vielleicht ist unser Täter ein Technikfreak, den du gefeuert hast oder ein Bewerber, den du nicht eingestellt hast. Oder auch jemand, der überhaupt nichts mit euch zu tun hat und es nur wegen des Kicks macht.«
»Wir sind kein großes Unternehmen«, sagte Ranger. »Wir bieten einem ausgewählten Kundenkreis qualitativ hochwertigen persönlichen Service. Wenn ich alle Kunden mit Videoüberwachung wegnehme, reduziert sich die Liste auf die Hälfte. Wenn ich mir dann nur die Wohnobjekte
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