Kuss Mit Sosse
Clucky. »Es ist nicht verboten.«
»Du hast ja so recht!«, sagte Lula. »Ich habe auch noch mal über unser verunglücktes Date nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass du in dem Cocktaildress eigentlich ganz gut ausgesehen hast. Irgendwie hat es deine Augenfarbe noch mal besonders betont, finde ich.«
»Wirklich?«
»Ja, echt. Das Kleid war wie für dich gemacht«, sagte Lula. »Schwamm drüber. Ich bin bereit, dir zu verzeihen. Ich könnte mich sogar dazu breitschlagen lassen, dir das Kleid noch mal zur Anprobe zu geben.«
»Ich hatte noch so einen perlenbesetzten Pulli bei dir entdeckt, der könnte dazu passen«, sagte Mister Clucky.
»Von mir aus kannst du auch den Pulli haben.«
Er setzte seinen Hühnerkopf wieder auf und richtete sein bestes Stück. »Ich arbeite bis neun.«
»Schön«, sagte Lula. »Es ist nur so: Ich wohne gerade bei einer Freundin. Ich hole nur eben mein Essen, dann gebe ich dir meine neue Adresse.«
Wir gaben unsere Bestellungen auf und gingen zum Abholschalter.
»Ist doch ganz nett, das Hühnchen«, sagte Grandma.
»Ja«, sagte Lula. »So schlimm ist er gar nicht. Außerdem tanzt er echt gut in dem Hühnerkostüm. Er könnte auch bestimmt einen Preisnachlass auf die Hühnchen für uns herausschlagen. Neulich Abend hat er mich einfach überrumpelt mit dem Kleid, deswegen habe ich so überreagiert.«
Wir nahmen alle das Clucky-Spezialmenü, Lula außerdem noch eine Portion Plätzchen und einen Eimer Barbecue-Hühnchen, zu Forschungszwecken, wie sie sagte. Sie notierte meine Adresse auf eine Serviette, die sie Mister Clucky gab, als wir wieder abzogen.
»Muss doch ganz witzig sein, Mister Clucky zu spielen«, sagte Lula zu ihm.
»Ja, das Kostüm ist cool, und ich kann ein bisschen tanzen. Ich mache es hauptsächlich wegen dem Geld. Als Feuerwehrmann verdiene ich zwar nicht schlecht, aber schöne Handtaschen sind nicht gerade billig.«
Wir quetschten uns in den Firebird, und Lula fuhr ein paar Straßen weiter zum nächsten Supermarkt.
»Bin gleich wieder da«, sagte sie. »Ich hole nur eben schnell ein paar Reinigungsmittel.«
»Ich komme mit«, sagte Grandma. »Wir könnten noch mal bei den Barbecue-Zutaten stöbern.«
Ich blieb im Auto sitzen und rief Ranger an. »Ich wollte nur mal reinhorchen«, sagte ich. »Gibt es was Interessantes?«
»Nada. Und bei dir?«
»Lula und Grandma haben einen Topf mit Barbecuesauce in meiner Küche in die Luft gesprengt, und außerdem hat Lula heute Abend ein Date mit Mister Clucky. Das heißt, ich müsste wahrscheinlich noch mal in deiner Wohnung campieren.«
»Dann habe ich ja was, worauf ich mich freuen kann«, sagte Ranger. »Hast du was über die Objekte herausgefunden?«
»Ja. Es sind einige darunter, die würde ich als einbruchgefährdet einstufen.« Ich nannte ihm die Adressen und sagte ihm, Vinnie hätte sich aufgeregt, weil ich so viele ungelöste Fälle hätte. »Ich brauche morgen mal etwas Zeit, um wenigstens nach einem der Kautionsflüchtlinge zu suchen.«
»Gewährt«, sagte Ranger und legte auf.
Lula kam aus dem Supermarkt gesegelt, Grandma hinterhergetrottet. Sie rauschten über den Parkplatz zum Auto, Lula klemmte sich hinters Steuerrad, und Sekunden später hatten wir wieder Asphalt unter den Reifen.
»Nächster Halt ist meine Wohnung«, sagte Lula. »Ich will ein paar Kleider für Larry holen.«
Grandma, die auf dem Rücksitz hockte, rutschte nach vorne. »Und wenn die Killer wieder auf dich warten?«
»Da hätten wir großes Glück«, sagte Lula. »Wir nehmen sie fest und kassieren die Belohnung. Ich knall sie nieder, bis sie sich nicht mehr rühren, und dann schaffen wir ihre Leichen zur Polizeiwache.«
»Wir machen sie fix und alle«, sagte Grandma.
»Aber hallo!«, sagte Lula.
Lula lenkte ihren Firebird vor ihrem Haus an den Straßenrand, und wir stiegen aus. Lula wohnte in einem aufstrebenden Stadtteil mit fleißigen einfachen Menschen. Die Häuser waren winzig, die Gärten handtuchschmal, und die Erwartungen ans Leben bescheiden. Lula hatte im ersten Stock eines zweigeschossigen viktorianischen Hauses eine halbe Etagenwohnung gemietet. Das Haus war lavendelfarben gestrichen, mit einem pinkfarbenen Sockel. Es passte zu Lula wie die Faust aufs Auge. Es war zu klein, zu verspielt und zu lavendelig. Jedes Mal, wenn ich sie durch die Tür ins Haus gehen sah, hatte ich das Gefühl, sie schreitet durch ein Portal in eine andere Dimension … wie Harry Potter auf dem Bahnhof.
Wir erreichten den
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