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Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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hatte offenbar als Zielscheibe gedient.
    Seit zehn Minuten saßen wir so am Straßenrand, warteten, sprachen kein Wort. Ranger war in Lauerstellung. Er beobachtete das Gebäude und die Straße, nahm Witterung auf, den eigenen Herzschlag hatte er wahrscheinlich auf Reptilienniveau runtergefahren.
    Er wählte eine Nummer auf seinem Handy, ein Mann antwortete, und Ranger legte auf. »Er ist da«, sagte Ranger. »Los.«
    Wir überquerten die Straße, betraten das Haus und stiegen leise in den zweiten Stock. Die Luft war abgestanden, die Wände mit Graffiti übersät, das Licht schummrig. Eine kleine Ratte lief Ranger über den Fuß und verschwand in einer dunklen Ecke. Ich schüttelte mich vor Ekel und packte Ranger hinten am Hemd.
    »Babe«, sagte er kaum hörbar.
    Im zweiten Stock gab es zwei Türen. Maureen Gonzales, Manfreds Freundin, wohnte in 3A. Ich drückte mich neben der Wohnungstür platt an die Wand. Ranger bezog die andere Seite und klopfte. Die andere Hand lag am Pistolenhalfter.
    Eine hübsche Latina machte die Tür auf und lachte Ranger an. Sie trug ein Herrenoberhemd, nicht zugeknöpft, nichts darunter. »Ja, bitte?«, sagte sie.
    Ranger erwiderte das Lachen und sah an der Frau vorbei in die Wohnung. »Ich hätte gerne Cameron gesprochen.«
    »Cameron ist nicht da.«
    »Darf ich mich mal umsehen?«
    »Gucken Sie nur«, sagte sie und klappte das Hemd noch weiter auf.
    »Hübsch«, sagte Ranger. »Aber eigentlich wollte ich zu Cameron.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht da ist.«
    »Wir sind von der Kautionsagentur«, sagte Ranger. »Treten Sie zur Seite.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Im hinteren Zimmer hörte man, wie ein Fenster hochgeschoben wurde. Ranger zwängte sich an Gonzales vorbei und lief zum Fenster. Ich machte kehrt und raste die Treppe hinunter, durch die Haustür nach draußen. Im selben Moment schoss Manfred aus der Seitenstraße zwischen den Gebäuden und überquerte die Straße. Ich klemmte mich an seine Fersen, doch ohne jede Vorstellung, was ich machen sollte, wenn ich ihn einholte. Meine Selbstverteidigung beschränkte sich im Wesentlichen auf Augenausstechen und Hodensacktreten. Darüber hinaus waren meine Fähigkeiten dürftig.
    Ich verfolgte Manfred bis zur Stark Street, dann bog er ab, ich hinterher bis zur Kreuzung, aber der Bürgersteig vor mir war leer. Kein Manfred.
    Einzige mögliche Fluchtburg war das Eckhaus. Im Erdgeschoss befand sich eine Pizzeria, darüber zwei Stockwerke Wohnungen. Das Restaurant hatte schon geschlossen, doch die Tür zum Hausflur stand offen, dahinter war es dunkel. Im Treppenhaus war ebenfalls kein Licht, ich blieb im Eingang stehen und lauschte.
    Ranger kam angerannt. »Ist er da oben?«
    »Ich weiß nicht. Hinter der Kreuzung habe ich ihn aus den Augen verloren. Aber ich war ziemlich dicht dran. Viel weiter als bis zu diesem Haus kann er nicht gekommen sein. Wo warst du so lange? Ich dachte, du hättest dich auf ihn gestürzt.«
    »Die verrostete Feuerleiter hat im ersten Stock nachgegeben. Ich brauchte eine Minute, um mich zu fangen.« Er sah die Treppe hoch. »Willst du mitkommen oder lieber hier unten bleiben und aufpassen?«
    »Ich bleibe hier.«
    Ranger war umgehend von der Finsternis verschluckt. Er hatte eine Taschenlampe dabei, benutzte sie aber nicht. Er bewegte sich beinahe geräuschlos, schlich die Treppe hinauf und blieb auf dem Absatz im ersten Stock stehen und lauschte, bevor er weiterging.
    Ich versteckte mich unten im Dunkeln, weil ich nicht von der Straße aus gesehen werden wollte. Wer weiß, wer alles so auf der Straße entlangspaziert kam. Vielleicht wäre es ratsamer, eine Waffe zu tragen, aber Waffen machten mir eine Höllenangst. Zum Glück hatte ich Pfefferspray in meiner Umhängetasche und noch eine große Dose Haarspray, das nach meiner Erfahrung mindestens so wirkungsvoll ist wie Pfefferspray.
    Ich war voll und ganz darauf konzentriert, das Geschehen auf der Straße nicht aus den Augen zu verlieren und auf Ranger zu lauschen, so dass ich vollkommen von den Socken war, als sich im hinteren Teil des Erdgeschosses eine Tür öffnete und Manfred in den Flur trat. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er mich erblickte, offenbar genauso geschockt wie ich. Ruckartig drehte er sich um und trat den Rückzug durch die Tür an. Ich rief nach Ranger und lief hinter Manfred her.
    Die Tür öffnete sich zur Kellertreppe, und unten am Fuß wurde mir klar, dass es sich hier um den Lagerraum der Pizzeria handelte.

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