Kussen hat noch nie geschadet
du zurückgehauen?«
»Oh nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hau mich nicht gern. Das ist nicht nett.«
Wäre der Junge ihm nicht wie aus dem Gesicht geschnitten, müsste sich Sam echt Sorgen machen. Er selbst hatte in der letzten Saison wegen Prügeleien so viel Zeit auf der Strafbank verbracht, dass er versucht gewesen war, sich dort häuslich einzurichten, sich ein Bild aufzuhängen und vielleicht sogar eine Lavalampe aufzustellen. »Ich dachte, Barney ist was für Babys.«
Conner dachte kurz nach und nickte. »Aber letztes Jahr hab ich Barney noch gemocht.«
»Barney ist doch abgelutscht.«
Conner lachte und zeigte dabei wieder seine weißen Zähnchen. »Ja. Barney ist abgelutscht.«
VIER
Der richtige Mann für mich:
ist verantwortungsbewusst
Gegen Mittag war Autumn fertig angezogen. Sie trug Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt, hatte ihre Haare mit dem Glätteisen traktiert, bis sie schön glatt waren und glänzten, und ein wenig Mascara und getöntes Lipgloss aufgelegt. Oh ja, sie hatte sich Mühe gegeben, vorzeigbar auszuschauen, weil Sam sie angerufen und angekündigt hatte, dass er Conner um zwölf Uhr persönlich vorbeibrachte. Nein, sie wollte keinen Eindruck bei ihm schinden, das war verlorene Liebesmüh, aber genauso wenig wollte sie, wenn sie ihm die Tür öffnete, völlig abgekämpft wirken und aussehen wie eine Schreckschraube. Wie sonst immer an Sonntagen.
Gegen halb eins lauerte sie im Wohnzimmer am großen Fenster. Gegen eins tigerte sie mit dem Handy in der Hand auf und ab und wählte hektisch Sams Nummer. Er ging nicht ran, und ihr schossen alle möglichen Horrorszenarien durch den Kopf. Angefangen bei einem Autounfall bis hin zu einer Entführung. Immer wenn sie von weitem einen Wagen kommen hörte, presste sie die Stirn an die Scheibe und spähte die Straße hinab. Und immer wenn es nicht Sam war, steigerte sich ihre Besorgnis noch einen Tick.
Als er dann glücklich um halb zwei mit seinem großen roten Truck in ihre Einfahrt fuhr, schoss sie schon aus der Tür, bevor er das Getriebe auf »Parken« stellen konnte.
»Wo bleibt ihr so lange?«, rief sie besorgt, während sie die Treppenstufen hinabstürmte und ängstlich das Innere des Wagens absuchte, bis ihr Blick an Conner hängen blieb, der ordnungsgemäß angeschnallt darin saß. Als sie sah, dass ihr Sohn unversehrt war, schlug ihre Angst in Wut um.
Sam hob seine langen Beine aus dem Truck, trat mit seinen Laufschuhen auf den Bürgersteig und stand in Jeans und einem dunkelblauen Fleece-Pullover vor ihr, als hätte er alle Zeit der Welt. Als käme er nicht anderthalb Stunden zu spät.
»Hallo, Autumn.« Auf seiner leicht schiefen Nase saß eine klassische Ray-Ban-Sonnenbrille, und die Nachmittagssonne leuchtete in seinem Haar.
Ihre Wangen fühlten sich heiß an, und sie musste tief Luft holen, um ihn nicht anzuschreien. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?« Da, das klang echt ruhig.
Ungerührt schob Sam den Ärmel seines The-North-Face-Fleecepullovers zurück und warf einen Blick auf die große Platinuhr an seinem Handgelenk. »Klar, kurz vor halb zwei«, antwortete er, als hätte sie ihn ganz normal nach der Uhrzeit gefragt. Dann langte er in den Truck und zog Conners kleinen SpongeBob -Rucksack heraus.
»Hi, Mom«, rief Conner fröhlich, der gleich hinter dem Rucksack in der Beifahrertür erschien.
»Wo wart ihr denn?«, fragte sie anklagend.
Conner hüpfte unbekümmert neben seinem Vater aus dem Wagen. »Bei Shorty’s.«
War das etwa eine Bar? Ein Stripclub? Gott allein wusste, dass Sam eine Schwäche für Stripperinnen hatte. »Wo?«
»Das ist eine Spielhalle im Stadtzentrum«, erklärte Sam. »Nur wenige Blocks von meiner Wohnung entfernt.«
»Wir haben Hotdogs gegessen.« Conners blaue Augen wurden vor Aufregung ganz groß. »Ich hab geflippert. Und viele Punkte gemacht.«
Die beiden klatschten sich kumpelhaft ab, zuerst oben, dann unten, und Autumn spürte das nervöse Zucken hinter ihrem rechten Auge, das immer einsetzte, wenn sie es mit Sam zu tun hatte. Sie wusste nicht, ob es sich nur um eine Arterienerweiterung oder um eine regelrechte Hirnblutung handelte. Keins von beidem war optimal. »Toll. Wunderbar.« Conner zuliebe zwang sie sich zu einem Lächeln. »Verabschiede dich von deinem Dad.«
Sam hockte sich hin, und Conner stellte sich zwischen seine weit gespreizten Knie. »Tschüs, Dad.« Er schlang die Arme um Sams Hals und drückte ihn fest. »Vielleicht gehen wir mal wieder zu
Weitere Kostenlose Bücher