Kussen hat noch nie geschadet
schien, als hätte er Sam allein durch Anstarren zu wecken versucht. Die Morgensonne erhellte die Fensterläden, ließ den Raum aber im dämmerigen Dunkel.
Verschlafen schaute Sam auf den Wecker. Erst kurz nach acht. Er räusperte sich. »Wie lange stehst du da schon?«
»Lange.«
Was sowohl eine Stunde als auch eine Minute heißen konnte. »Willst du zu mir ins Bett?«
»Nein. Ich will Toaster Sticks.«
»Und du willst wirklich nicht mehr liegen bleiben?« Sonntag war der einzige Tag, an dem er ausschlafen konnte. Die restliche Woche über musste er zum Training oder zu Spielen, oft beides am selben Tag. »Ich könnte den Fernseher anmachen.« Er deutete auf den großen Bildschirm am anderen Ende des Raumes.
»Nee. Ich hab Hunger.« Das war typisch für Conner. Der Junge brauchte was zu essen, sobald er die Füße vors Bett stellte.
Stöhnend schwang Sam die Beine über die Bettkante. »Hol schon mal den Toaster raus, ich geh nur schnell pinkeln.«
Mit triumphierendem Lächeln rannte Conner aus dem Zimmer, wobei seine kleinen Füße über den Teppich und die harten Holzdielen stampften. Die Pyjamahose reichte ihm nur bis zu den Waden statt bis zu den Fußknöcheln. Conner war für sein Alter schon immer groß gewesen, aber es schien, als wäre er während des Sommers noch ein paar Zentimeter gewachsen. Sam stand auf, und nachdem er im Bad gewesen war, gesellte er sich zu seinem Sohn in die Küche.
Er hatte sich diese Loftwohnung erst vor einem Jahr gekauft und die Küche mit gebürstetem Nickel, Glas und italienischem Marmor neu gestalten lassen. Statt einer herkömmlichen Wand trennte ein Wasserfall die Küche vom Essbereich. Von der Zimmerdecke glitt unaufhörlich Wasser an einer Glasplatte herab und kreierte die Illusion einer Wasserfläche. Der Innenarchitekt hatte diese Installation ein »Wasser-Feature« genannt, und dort spielte Conner am liebsten.
Alles im Loft war modern und maskulin und passte zu ihm. Sam öffnete den Kühl- und Gefrierschrank und bückte sich, um hineinzusehen. Eiskalte Luft traf auf seine nackte Brust, während er den Blick über die Vorräte schweifen ließ: Wassereis, Eispackungen und zahlreiche Tüten mit gefrorenen Erbsen. »Meine Toaster Sticks sind alle.«
»Mom macht mir immer Herzchenwaffeln.«
Was so einiges erklärte. »Ich hab nichts da, um dir Waffeln zu machen.« Und selbst wenn, würde er sie nicht zu Herzchen formen.
»Ich esse auch gern Egg McMuffins«, verkündete Conner.
»Solchen Mist gibt dir deine Mom zu essen?«
»Wenn wir es eilig haben.«
»Tja, iss das Zeug lieber nicht. Es ist nicht gut für dich.« Er öffnete die Vorratskammer. »Um richtig in den Tag zu starten, braucht ein Mann morgens achtzig Prozent Kohlehydrate und zwanzig Prozent Proteine.«
Conner seufzte. Die Leier kannte er schon. »Ich hasse Haferbrei.«
Das wusste Sam, deshalb schnappte er sich eine Schachtel Cheerios. »Haferbrei sättigt, gibt Energie und lässt dir Haare auf der Brust wachsen.«
»Ich geh noch in den Kindergarten!«
Lachend drehte sich Sam zu seinem Sohn um, der mit aufgeweckten, strahlenden blauen Augen auf einem Barhocker an der Küchentheke thronte. »Du willst nicht das einzige Kind an der Grundschule mit Haaren auf der Brust sein?«
Seine Augen wurden noch größer. »Nein!«
Er holte die Milch aus dem Kühlschrank und schnappte sich eine Müslischüssel. »Tja, dann vielleicht nächstes Jahr.«
»In der sechsten Klasse vielleicht.« Conner senkte den Blick und betrachtete aufmerksam die dunkelblonden Haare, die auf Sams Brust wuchsen. Dann zog er am Ausschnitt seines Pyjamaoberteils und spähte hinein. »Juckt das?«
»Wenn sie anfangen zu sprießen.« Er stellte Conner die Schüssel hin und schüttete ihm Cheerios hinein.
»Meine Eier jucken manchmal.« Nachdenklich stützte er den Kopf auf seine Faust. »Aber da sind keine Haare dran. Mom sagt, ich darf mich nicht in der Öffentlichkeit an den Eiern kratzen.«
Sam grinste zufrieden. Das war ein typischer Jungsspruch. Sam sorgte sich manchmal, dass Autumn seinen Sohn wie ein Mädchen erzog. Ihn dadurch zur Memme machte. Gut zu wissen, dass er wie ein Junge dachte.
»Hast du dir auch die Hände gewaschen?«
Irritiert blickte er von der Schüssel auf. »Was?«
»Vorm Kochen muss man sich die Hände waschen.«
Sam verdrehte die Augen und lief zur Spüle. So viel dazu. »Du wohnst ganz offenkundig mit einer Frau zusammen.« Er drehte den Wasserhahn auf und pumpte sich antibakterielle Seife in die
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