Kussen hat noch nie geschadet
sich in dem funkelnden Haarband, das sie so gerne trug. »Nein! Oje, tut mir leid.« Sie betrat den Raum. »Vergessen Sie’s. Vergessen Sie, dass ich was gesagt hab.«
»Das ist, als würden Sie mir sagen, mein Gesicht sieht aus wie ein Hundehintern, und dann von mir verlangen, dass ich es wieder vergesse.«
»Ihr Gesicht sieht nicht aus wie ein Hundehintern. Sie haben ein echt hübsches Gesicht und einen sexy Körper – und ich meine das auf total unlesbische Weise.« Sie atmete tief durch. »Deshalb dachte ich ja, dass Sie das Schutzmittel auflegen. Um Männer abzuschrecken. Das tun wir alle manchmal.«
Sie schreckte Männer ab? Ernsthaft? Seit wann denn das? Sie hatte geglaubt, sie ginge nicht mit Männern aus, weil sie es so wollte. Und nicht, weil Männer sie abschreckend fanden. Doch wenn sie so drüber nachdachte, war sie wirklich lange schon nicht mehr um eine Verabredung gebeten worden.
»Es tut mir sooooo leid, Autumn. Sind Sie jetzt sauer?«
»Nein.« Sie war nicht sauer. Nur leicht schockiert und sehr verwirrt. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann zum letzten Mal ein Mann mit ihr geflirtet hatte.
Shiloh lächelte schwach. In einem offenkundigen Versuch, das Thema zu wechseln und das peinliche Schweigen zu überspielen, fragte sie dann: »Und was macht Ihr Bruder heute Abend?«
Autumn griff nach einer leeren Ringbuchmappe und ließ die Ringe aufschnappen. »Zieht um die Häuser.« Sie musste unbedingt Vince fragen, ob sie eine negative Ausstrahlung hatte. Er würde ihr die Wahrheit sagen. Vielleicht. »Warum?«
»Ich dachte, ich könnte ihn mal anrufen.«
»Sie wissen schon, dass er ein Frauenheld ist?« Sie griff in eine Schreibtischschublade und zog ein Planungspaket heraus. Dann blickte sie zu ihr auf und fügte hinzu: »Oder?«
»Sicher.« Shiloh zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Ich will ihn ja nicht gleich heiraten. Nur mal mit ihm essen gehen.«
Klar doch. Vince ging nie mit Frauen essen. »Shi…« Sie sollte ihre Assistentin warnen. Sie mochte Shiloh, und Vince war nicht für eine Beziehung geschaffen. Er hatte Probleme.
»Ja?«
Shiloh war ein nettes Mädchen, und Autumn wollte sie als Assistentin nicht verlieren, auch wenn sie glaubte, dass sie sich mit Männerschutzmittel einsprühte. Aber wer war sie schon, um anderen einen Rat zu geben? »Nichts. Einen schönen Abend.«
»Bis Montag«, rief Shiloh ihr im Weggehen noch zu.
»Schließen Sie auf dem Weg nach draußen die Tür ab.« Sie schob ihre Visitenkarte in den Ringbuchumschlag, legte ein neues Planungspaket ein und ließ die Ringe wieder zuschnappen. Sie hatte seit Ewigkeiten keine Verabredung mehr gehabt und es damit begründet, dass sie einfach zu viel zu tun hatte. Dass sie noch nicht so weit war. Dass es ihre eigene Entscheidung war. Steckte da doch mehr dahinter? Strahlte sie wirklich irgendwas aus?
Nein. Doch. Vielleicht. Sie griff in eine andere Schreibtischschublade und zog eine Fernbedienung heraus. Gott, ich hab keine Ahnung. Sie schaltete den Fernseher am anderen Ende des Raumes ein und zappte herum, bis sie das Spiel der Chinooks fand. In der Hoffnung, in der Menschenmenge Conners Gesicht zu entdecken, schaute sie eine Weile zu. Sie war eine alleinerziehende Mutter. Eigentümerin einer kleinen Firma. Eine viel beschäftigte Frau. Viel zu beschäftigt, um eine Beziehung zu führen, aber das hieß nicht, dass sie Männer abschrecken wollte.
» LeClaire bringt den Puck nach vorn und versucht, an Holstrom zu passen «, verkündete der Eishockey-Kommentator, kurz bevor abgepfiffen wurde. » Noch fünf Minuten im zweiten Drittel, und der Schiedsrichter entscheidet auf unerlaubten Weitschuss .« Die Kamera zoomte an Sams Trikot heran, auf den Königslachs, der mit dem Schwanz nach einem Puck schlug, und schwenkte zu seinem Gesicht unter dem weißen Helm. Seine blauen Augen suchten die Anzeigetafel. Die Dallas Stars lagen einen Punkt in Führung. » Dieser Mann spielt eine wichtige Rolle in der mit dem Meistertitel gekrönten Abwehr der Chinooks «, fuhr der Kommentator fort. » Er gehört zu den größten, einschüchterndsten Spielern auf dem Eis. «
Der zweite Kommentator lachte. » Wenn man LeClaire kommen sieht, geht man am besten in Deckung. Jetzt, wo seine Mannschaft einen Punkt zurückliegt, wird er darauf aus sein, jemanden büßen zu lassen .«
Sam glitt zum Anspielpunkt links vor dem Tor seiner Mannschaft. Er brachte seinen Schläger in Position und wartete, die blauen Augen auf den
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