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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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ihren klaren blauen Augen und den glatten schwarzen Haaren wirkte Carmen eigentlich ganz normal. Sie trug ein Twinset mit einer kleinen Brosche, doch die Ohr-Piercing-Tapers, die aus ihren Ohrläppchen ragten wie schwarze Pfeilspitzen, waren ein Warnsignal, dass sich unter dem züchtigen Twinset irgendeine Abnormität verbarg. »Ich hab so meine Zweifel, ob man uns für Ihren Veranstaltungsort eine Genehmigung für exotische Tiere erteilen wird.«
    »So ein Mist.« Carmen schnipste ungehalten mit den Fingern. »Dann eben Zwergjongleure. Die haben wir auf dem Jahrmarkt in Portland gesehen.«
    Autumn hoffte schwer, dass die Braut von jonglierenden Kleinwüchsigen sprach und nicht von Kleinwüchsigen, mit denen jongliert wurde. Wahrscheinlich eher Ersteres, doch sie hatte schon Seltsameres gehört. »Wir hätten vielleicht mehr Glück, an Jongleure zu kommen, wenn wir sie keiner Größenbeschränkung unterwerfen«, schlug sie diplomatisch vor.
    Carmen wandte sich an ihren Bräutigam Jerry. »Wie wär’s mit Piraten?«
    »Piraten können spaßig sein, aber auch völlig unberechenbar«, antwortete der Bräutigam, als spräche er von echten Piraten. »Oma Dotti und Tante Wanda sind da ein bisschen konservativ und haben bestimmt ein Problem damit.«
    Sie dankte Gott für Spießeroma Dotti und Spießertante Wanda. Autumn war total dafür, dass alle Brautpaare ihre Traumhochzeit bekamen. Sie sollten alles bekommen, was ihr Herz begehrte, doch aus Erfahrung wusste sie, dass eine schlichte Feier grundsätzlich besser war. »Zu viel Brimborium lenkt nur die Aufmerksamkeit vom Brautpaar ab. Schließlich ist es Ihr Ehrentag, und da sollten Sie beide ganz im Mittelpunkt stehen.«
    Carmen lächelte. »Das stimmt. Ich träume schon mein Leben lang von dieser Hochzeit.« Ob konservativ oder alternativ, das hatten alle kleinen Mädchen gemeinsam.
    »Wir wollen, dass die Kellner Narrenkappen und Masken tragen«, fügte Jerry hinzu.
    »Und unsere Hochzeitsfarben.«
    Die Blau und Gold waren. Autumn legte den Kopf schief, als zöge sie den Vorschlag ernsthaft in Betracht. Obwohl sie gewillt war, dem Brautpaar alle Wünsche zu erfüllen, war es auch ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie ihr Budget einhielten. »Tja, solche Kostüme müssten speziell für Ihren Empfang angefertigt werden. Ansonsten würden wir sie ausleihen, und Ihr Budget beträgt …« Sie blätterte zurück, als müsste sie noch einmal nachsehen. »Zwanzigtausend. Mit zwanzigtausend können Sie gerade so die Kosten für das Catering, die Blumen, die Fotos und den Veranstaltungsort abdecken.« Zwanzigtausend Dollar waren eine Menge Holz, es sei denn, man plante eine Hochzeit. »Aber wenn die Kellner speziell angefertigte Kostüme tragen sollen, können wir jederzeit die Kosten für das Essen zurückschrauben und statt Spanferkel Brathähnchen servieren.«
    Enttäuscht lehnte sich die Braut auf ihrem Stuhl zurück und biss sich auf die Lippe. »Jerry und ich haben uns auf dem Renaissance-Jahrmarkt in Gig Harbour kennengelernt und uns immer eine Hochzeit mit Renaissance-Motto und Spanferkel vorgestellt.«
    Autumn bedachte das Paar mit dem beruhigendsten Lächeln, zu dem sie fähig war. »Und Sie können und werden auch Ihre Traumhochzeit mit einem Renaissance-Motto bekommen. Ich werde mit ein paar von meinen Anbietern sprechen und in Erfahrung bringen, welche Angebote sie Ihnen machen können. Bei der aktuellen Wirtschaftslage sind sie bestimmt viel eher geneigt, Preisnachlässe zu gewähren. Und ich werde Kontakt zur ›Gesellschaft für Kreativen Anachronismus‹ hier vor Ort aufnehmen und eruieren, ob sie uns weiterhelfen können. Ich denke, wir können etwas Fantastisches auf die Beine stellen und trotzdem im Rahmen Ihres Budgets bleiben. Ich freue mich darauf, Ihnen bei der Planung dieser Hochzeit zu helfen. Das wird mir Spaß machen.« Wenigstens war es kein rosa Prinzessinnen-Motto, was Autumn am schrecklichsten fand. »Haben Sie sich schon ein Brautkleid ausgesucht?«, fragte sie Carmen, und als die zwei ihr Büro verließen, hatten sie den Vertrag unterschrieben, eine Anzahlung geleistet und waren optimistisch und guten Mutes, was ihre Hochzeit im Juni betraf.
    Erleichtert warf Autumn ihren Stift beiseite und presste die Handflächen gegen ihre Augenbrauen. Von Hochzeiten mit Budgets von zwanzig Riesen würde sie nicht reich. Kleinvieh machte zwar auch Mist und sie war für jeden Auftrag dankbar, doch mit der Provision von Carmens und Jerrys Hochzeit konnte sie

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