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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Kugel im Kopf. Und eine der Tragödien daran, wenn auch nicht die größte, war, dass Ivan ebenfalls nicht mehr am Leben war, denn Sam hätte ihn nur allzu gern eigenhändig umgebracht.
    Seine Schwester war tot, und er hatte ihr nicht helfen können. Als sie ihn am meisten brauchte, war er nicht für sie da. Er war das Familienoberhaupt und hatte es nicht geschafft, seine Schwester zu beschützen.
    Die ersten Jahre nach Ellas Tod waren ein Alptraum. Ein verschwommenes Bild aus exzessivem Feiern und Selbstzerstörung. Während dieses Tiefpunkts sah er nur klar, hatte sein Leben nur einen Sinn, wenn er auf dem Eis war. Kämpfte. Seine Schuldgefühle an jedem ausließ, der es wagte, in seine Domäne einzudringen. Jenseits der Eisfläche schreckte er vor allem zurück, das auch nur entfernt damit zu tun hatte, Verantwortung für einen anderen Menschen als sich selbst zu übernehmen. Er konnte nur auf Sam achtgeben, und manchmal verbockte er sogar das total.
    Autumn hatte er an Ellas Todestag aufgerissen. Ein echter Tiefpunkt. Ein Punkt, an dem er die riesige Lücke gespürt hatte, die seine Schwester hinterlassen hatte. Nichts hatte diese Lücke ausfüllen können, doch während dieser wenigen Tage in Las Vegas hatte er sich verzweifelt darum bemüht. Er hatte Alkohol- und Sexorgien gefeiert. Er erinnerte sich nicht mehr an viel aus der Zeit, aber er wusste, dass er sich ein paar Tage nicht mehr so gottverdammt leer gefühlt hatte. Mit Hilfe einer rothaarigen Frau mit dunkelgrünen Augen hatte er die Leere ausgefüllt. Sie hatte etwas an sich gehabt, das ihn veranlasst hatte, ihr nachzujagen, als könnte sie ihn vor sich selbst retten. Doch dann war er aufgewacht, mit einer Ehefrau, einem Kater und zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Nevada wieder nüchtern.
    Inzwischen verspürte er das Bedürfnis, die Leere mit Alkohol und x-beliebigen Frauen zu füllen, nicht mehr. Die Leere war eben da. Nichts konnte ihm je seine Schwester ersetzen. Sie würde für immer in seiner Familie fehlen, aber er verhielt sich nicht mehr so selbstzerstörerisch. Die Frauen in seinem Leben waren nicht mehr x-beliebig. Keine Eisbahnhäschen oder Eishockeygroupies mehr, etwas Längerfristiges war allerdings auch nicht dabei. Er hielt diesen Aspekt seines Lebens von seinem Sohn fern. Wenigstens hatte er sich das eingebildet, bis Conner das Foto erwähnte, auf dem er Bier über Bikini-Models goss. Conner war inzwischen alt genug, um von Sams Lebenswandel beeinflusst zu werden. Alt genug, um zu wissen, dass sein Dad sich Zeit für andere Menschen nahm, doch nicht für ihn.
    Er hatte immer gefunden, dass Conner bei Autumn viel besser aufgehoben war. Dass sie sich viel besser um ihn kümmern konnte als er selbst. Das traf wahrscheinlich noch immer zu, aber Conner brauchte ihn genauso. Und nicht irgendeinen Typen, den er nur in kurzen Filmausschnitten in Sportsendungen und gelegentlich mal am Wochenende sah. Er musste im Leben seines Sohnes Präsenz zeigen.
    Die Triebwerke verlangsamten sich, als der Jet zur Landung in Seattle ansetzte. Es war Samstagmorgen gegen drei, und Sam blickte auf die Lichter der Stadt. Er hatte vor, die nächsten zehn Stunden mal richtig zu schlafen, und dann wollten sich die Jungs in der Stadt treffen, um bei einem Halloween-Wettbewerb als Preisrichter zu fungieren. Bei seinem letzten Gespräch mit Conner hatte er erfahren, dass sein Sohnemann beschlossen hatte, sich als Eishockeyspieler zu verkleiden. Als Chinooks-Spieler, wie sein Dad. Er hätte nichts dagegen, Conner in einem Pullover mit Sams Spielernummer drauf zu sehen, aber Halloween war nicht sein Feiertag, und Autumn war echt kleinlich, wenn es um Besuche an Feiertagen ging. Normalerweise würde er es einfach riskieren, trotzdem dort aufzukreuzen und ihren Zorn zu erregen, doch nach dem Abend, an dem er Conner nach dem Spiel nach Hause gebracht hatte, waren sie miteinander klargekommen. Obwohl miteinander klargekommen vielleicht ein bisschen übertrieben war. Die wenigen Male, an denen er Conner vorbeigebracht hatte, statt sich auf Nat zu verlassen, waren sie zivilisiert miteinander umgegangen, und er hatte nicht das Bedürfnis verspürt, die Hände schützend vor sein Gemächt zu halten. Solange er Conner nicht zu spät nach Hause brachte, ohne vorher anzurufen, oder versuchte, sie um ihren Feiertag zu bringen, wäre er vermutlich vor einem Tritt in die Eier sicher.
    Außerdem würde er Conner einen Tag nach Halloween sowieso sehen. Ihn vielleicht mit in die

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