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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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nicht an, als würde er gleich explodieren. Als sie neulich Abend die Tür geöffnet und ihn mit Conner in den Armen dort hatte stehen sehen, hatte sie nur Erleichterung verspürt, dass ihr Sohn zu Hause war. Und zwar unversehrt.
    Sie war jetzt frei von den heißkalten Gefühlen. Frei von dem Hin und Her zwischen Liebe und Hass. Frei, um nichts mehr für Sam zu empfinden.
    Absolut nichts.

ACHT
    Der richtige Mann für mich:
    besteht nicht aus neunzig Prozent Testosteron
    Sam stand im Einlauftunnel der Joe-Louis-Arena und wartete, bis er endlich aufs Eis durfte. Er hasste es, in Detroit zu spielen. Hasste den stinkenden Octopus, das Maskottchen der Detroit Red Wings.
    Er stand hinter Logan Dumont und vor Blake Conte. Unter dem ohrenbetäubenden Buhen der Red-Wing-Fans betrat Kapitän Walker Brooks als Erster das Eis. Sam hatte johlende Menschenmassen schon immer amüsant gefunden. Er lebte angesichts dieser Leidenschaft förmlich auf, und niemand empfand mehr Leidenschaft für einen Sport als Eishockey-Fans. Als Sam endlich an der Reihe war, klemmte er sich seinen Handschuh unter den Arm und glitt winkend übers Eis wie ein siegreicher Held. Lachend blickte er hinauf zu den vollen Rängen. Auch wenn er nur ungern im Joe-Louis-Stadion in Aktion trat, so spielte er doch für sein Leben gern Eishockey. Er war jetzt seit über einer Woche unterwegs, dementsprechend erschöpft und litt an Jetlag, aber sobald der Puck fiel, war das alles vergessen. Adrenalin peitschte durch seine Adern und kribbelte auf seiner Haut. Er dominierte hinter der blauen Linie und setzte seinen Körper ein, um Unruhe zu stiften und den Gegner einzuschüchtern. Er machte Schussbahnen dicht und saß wegen eines Cross-Checks und wegen Hakens mit dem Stock vier Minuten auf der Strafbank. Dabei war Letzteres totaler Schwachsinn. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass Zetterberg sich in Sams Stock verheddert hatte. Er sollte zurück nach Schweden gehen und erst mal anständig Schlittschuhlaufen lernen.
    Die dämliche Schwuchtel.
    Die Trainer moserten manchmal wegen vermeidbarer Strafschüsse; dabei wussten alle, dass das einfach Sams Arbeitsweise war. Es war der Preis dafür, wie Sam seine Arbeit erledigte, und wenn die Chinooks gewannen, wie an jenem Abend gegen die Red Wings, meckerte keiner mehr. Immerhin bezog er seinen Gehaltsscheck über eine Riesensumme mit einer Menge Nullen hinten dran dafür, dass er hart zuschlug, Torchancen nutzte und den Flügelspielern Tormöglichkeiten eröffnete. Er hatte einen der härtesten Schlagschüsse in der Liga und einen der härtesten rechten Haken. Er bildete sich ein, beides vernünftig einzusetzen. Natürlich stimmte das nicht immer. Meist fing er irgendeine Scheiße an, um den Gegner einzuschüchtern und Präsenz zu zeigen. Den Gegenspieler zu irritieren, ihn dazu zu bringen, einen Fehler zu begehen. Aber manchmal fing er auch nur aus Scheiß irgendwelche Scheiße an. Manchmal ging er nur in die direkte Konfrontation, weil er Lust dazu hatte.
    Immerhin kämpfte er nicht so viel wie Andre; aber, wie Mark Bressler immer wieder betonte, Andre war auch der Enforcer der Mannschaft, und als solcher vor allem fürs Kämpfen zuständig.
    Nach dem Spiel in Detroit bestiegen Sam und der Rest des Teams den Mannschaftsjet und flogen nach Hause. Er blieb eine Woche in Seattle, bevor es weiter nach Phoenix, Nashville und Pittsburgh ging. Während seines Aufenthalts in der Stadt hatte er seine Zeit gleichmäßig zwischen der Arbeit, Conner und ein paar Freundinnen aufgeteilt. Doch als er in den Jet stieg und nach Phoenix flog, war er in Gedanken nicht bei seinen Freundinnen. Und als er eine Woche später in Pittsburgh landete, war es nicht die weibliche Gesellschaft, die ihm fehlte. Er vermisste seinen Sohn, obwohl er mehrmals mit ihm telefoniert hatte. Früher hatte er Conner auch immer angerufen, wenn er unterwegs war. Hatte ihn auch damals schon vermisst und sich um ihn bemüht, aber diesmal verspürte er eine tiefere Sehnsucht. Da er jetzt viel mehr Zeit mit ihm verbrachte, vermisste er Conners alberne Klopf-Klopf-Witze und seine gemalten Bilder. Er vermisste seine ewige Fragerei, und er vermisste seine Umarmungen.
    Das Spiel gegen die Penguins an jenem Abend ließ sich schon schlecht an und ging dann vollends den Bach runter. Schon vom Einwurf des ersten suspekten Pucks an war alles wie verhext. Pittsburgh dominierte in der Mitte, und Nummer siebenundachtzig, Sidney Crosby, war nicht zu bremsen. Dem Burschen aus

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