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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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dreistündigen »Süßes oder Saures«-Tour mit Conner und hoffte, dass Sam nicht lange bliebe. Am nächsten Morgen hatte sie einen Termin mit zwei angehenden Bräuten und musste ihre Sinne beisammenhaben. Als sie die Tür öffnete und die Stufen hinauflief, gab Conner gerade seinen neuesten Klopf-Klopf-Witz zum Besten. Sam lachte, als sei er der Gipfel der Komik.
    War er aber nicht.
    Conner saß neben Sam, der seinen Mantel achtlos auf den Tisch geworfen hatte, auf dem minzgrünen Sofa. Vater und Sohn steckten die blonden Schöpfe zusammen und beugten sich über die Süßigkeitentüte. Die große Sechzehn auf Conners Kindertrikot war nicht nur Sams Spielernummer; offenbar hatte sie auch einmal zu jemandem namens Bobby Clarke gehört. »Bobby hatte einen harten Schlag«, hatte Conner sie erst vor wenigen Wochen aufgeklärt. »Aber Dads ist härter. Er hat schon drei Mal die Auszeichnung für den härtesten Schuss gewonnen.«
    »Hübsches Veilchen«, lobte Sam Conners blaues Auge.
    »Es ist wie deins. In der letzten Saison.«
    »Aber ich hab keine Narbe auf der Wange.«
    »Ich weiß. Kriegst du allerdings wahrscheinlich irgendwann.«
    Autumn schüttelte ihren Mantel ab und lief ins Esszimmer. »Iss nicht so viele Süßigkeiten, sonst wird dir noch schlecht.«
    Conner stellte sich taub. »Du kannst mein Kit-Kat haben, Dad.«
    »Ich mag aber lieber Dots. Früher hab ich sie mir in allen Farben auf die Zähne geklebt und Ella damit erschreckt.«
    »Wer ist Ella?«
    »Meine Schwester. Ich hab dir schon von ihr erzählt.«
    »Ach ja. Die gestorben ist.«
    Autumn hängte ihren Mantel über einen Stuhl und lief zurück ins Wohnzimmer. Sie war daran gewöhnt, einen Mann im Haus zu haben, weil Vince ständig bei ihnen war, doch Sam brachte eine andere Energie mit. Sie war nicht mehr so aggressiv oder defensiv wie früher, so ganz geheuer war sie ihr hingegen auch nicht. Sie war zu intensiv. Zu viel Testosteron, das von ihrem Sofa ausstrahlte und den ganzen Raum einnahm.
    »Gib deine Dots lieber mir, damit deine Zähne nicht faulen«, meinte Sam, während er die Tüte durchstöberte. »Vielleicht auch ein paar M&Ms. Da scheinen ein paar grüne drin zu sein, und ich weiß ja, wie sehr du alles hasst, das dich an Gemüse erinnert.«
    Das Letzte, was Sam LeClaire brauchte, waren grüne M&Ms.
    »Du kannst sie ruhig alle haben.«
    Sam blickte kurz zu Autumn auf und richtete den Blick wieder auf die Tüte. »Danke, aber ich …« Er hob ruckartig den Kopf und starrte sie an, als hätte sie sich in einen Alien verwandelt. Seine Augenbrauen schossen bis zum Anschlag hoch, und seine blauen Augen verengten sich. In einen bösen Alien.
    Sie warf einen verwunderten Blick hinter sich, sah dort niemanden und drehte sich wieder zu ihm. »Was ist?«
    Er zeigte entgeistert auf ihr weißes Trikot. »Was zum Teufel hast du da an?«
    »Ein Eishockey-Trikot.« Sie blickte an sich herab und deutete auf das Pinguinmotiv. »Eishockey ist in diesem Jahr unser Halloween-Thema.«
    Seine Stimme war leise. Todbringend. »Das ist Pittsburgh.«
    »Mir gefällt’s. Der Pinguin hat kleine Schlittschuhe an den Füßen.« Sie blickte wieder auf. »Es ist süß.«
    »Es ist schwul.«
    »Sam, achte auf deine Ausdrucksweise!«
    »Trikots sollen nicht süß sein.« Er runzelte die Stirn und zeigte anklagend mit dem Finger auf sie. »Du trägst Crosbys Nummer.«
    Sie blickte prüfend auf die 87 auf ihrem Ärmel. »Wessen?«
    »Himmel! Die von dem Mistkerl, der mit einem suspekten Puck ein Tor gegen mich gemacht hat. Er hätte sich schämen sollen, statt sich auf dem Eis zu produzieren wie eine Ballkönigin.«
    Was das auch immer heißen sollte. Sie deutete auf Conner, der wie gebannt an Sams Lippen hing. »Wie gesagt, achte bitte auf deine Ausdrucksweise!«
    Conner schüttelte den Kopf. »Ich hab’s ihr gesagt, Dad.«
    Autumn schnappte nach Luft. »Mir was gesagt?«
    »Dass du Dads Nummer tragen sollst, so wie ich.«
    Klar. Das wäre ja noch schöner. »Mir gefällt das Trikot.«
    Sam lehnte sich zurück an die Couch und verschränkte die Arme vor seinem dünnen beigefarbenen Pulli. »Pinguine tragen keine Schlittschuhe.«
    Wieder sah sie an sich herab und strich mit der Hand über den Stoff. »Fische schlagen auch nicht mit dem Schwanz nach Pucks.«
    Sam öffnete eine Schachtel Dots und steckte sich ein paar in den Mund. Er fixierte Autumn kauend und knurrte: »Crosby ist ein weinerliches kleines Mistst … Mädchen.«
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.

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