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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Spielhalle nehmen, wo es ihm so gefiel. Sich mehr Zeit für seinen Sohn zu nehmen war ihm wichtig, aber sich ernsthafter für seinen Sohn zu engagieren hieß schließlich nicht, dass er an seinen freien Abenden auf andere Beschäftigungen verzichten musste. Zum Beispiel in einer Bar voll nuttiger Schneewittchen und unanständiger Krankenschwestern abzuhängen.
    »Vince?«
    »Ja?«
    Durch die dunkle Halloween-Nacht beobachtete Autumn, wie Conner zwischen den flackernden Lichtern der Kürbisgesichter zur Tür eines Nachbarn wenige Blocks entfernt rannte, um, die Süßigkeitentüte in der Hand und ein Chinooks-Trikot über dem Mantel, dort anzuklopfen. »Glaubst du, ich bin männerabweisend?«
    »Was?« Entgeistert blickte Vince auf sie herab. »Was meinst du damit?«
    »Vor ein paar Wochen hat Shiloh zu mir gesagt, dass ich mich verhalte, als würde ich mich mit einem Männerschutzmittel einsprühen.«
    Conner kam freudestrahlend zurückgerannt. Das blaue Auge, das sie ihm geschminkt hatte, war zwar leicht verschmiert, aber die rote Narbe klebte noch auf seiner Wange. »Ich hab Nerds gekriegt.«
    Toll. Reinster Zucker . Als sie gemeinsam zum nächsten Haus weiterliefen, meinte Vince: »Achte nicht auf Shiloh. Sie gehört zu den Frauen, die nichts richtig ernst nehmen. Sie ist nicht wie du.«
    »Was soll das heißen?« Conner flitzte zur nächsten Tür, die mit einer Spinne dekoriert war.
    »Das soll heißen, dass du alleinerziehende Mutter und Geschäftsfrau bist. Du hast viel erreicht und deshalb auch viel um die Ohren.«
    »Schon, aber ich würde mir wünschen, dass mich Männer attraktiv finden. Dass sie mehr in mir sehen als nur eine alleinerziehende Mutter und eine Geschäftsfrau.«
    Er schlang den Arm um ihren Nacken. »Du bist eine schöne Frau, und wenn du einen Mann in deinem Leben wolltest, hättest du auch einen.«
    Vince und sie hatten sich schon immer nahegestanden, auch zu den Zeiten, in denen er weg gewesen war, doch er war auch ihr Bruder und würde sie ohne mit der Wimper zu zucken anlügen, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. »Glaubst du wirklich?«
    »Ja, aber häng nicht in Bars rum, um Männer kennenzulernen. Das hat beim letzten Mal auch nicht so gut geklappt.«
    Autumn lachte. »Allerdings.« Als sie um die Ecke bogen, sah sie schon aus einem halben Block Entfernung, dass in ihrer Einfahrt neben Vinces Harley ein roter Truck parkte.
    »Dad ist da!« Aufgeregt wechselte Conner die Süßigkeitentüte von einer Hand in die andere.
    »Ja.« Vince ließ Autumn los.
    Heute war nicht Sams Tag. Was wollte er hier? »Langsam!«, ermahnte sie Conner noch, der über den Bürgersteig auf seinen Vater zurannte. Er lief durch den Lichtkreis der Straßenlaterne und durchquerte den Vorgarten, der mit glücklichen Vogelscheuchen und lächelnden Kürbisgesichtern geschmückt war.
    Neben ihr murmelte Vince etwas, das sie nicht richtig verstehen konnte. Was wahrscheinlich auch besser so war, denn danach fragte er: »Was will der Idiot hier?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, er wäre unterwegs.« In den Schatten vor ihrem Haus erhob sich Sam von der untersten Verandastufe, und Conner verschwand in seinem dunklen Wollmantel. Wieder mal typisch für ihn, einfach davon auszugehen, dass er ohne jede Vorwarnung hier aufkreuzen konnte.
    »Will er plötzlich Vater des Jahres werden?«
    »So was in der Art, aber es wird nicht von Dauer sein.« Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr Pferdeschwanz über die Schultern ihrer marineblauen Cabanjacke strich. Vinces Stiefelabsätze klangen schwer und unheilvoll, als die zwei auf Sam zutraten. »Versprich mir, keinen Streit mit ihm anzufangen!«
    An seiner ledernen Bomberjacke platzte eine Naht, als ließe er die Muskeln spielen wie der unglaubliche Hulk. Vince war ein gütiger, liebevoller Bruder und ein guter Onkel. Er war ihr Beschützer, konnte allerdings seine Wut nur schwer unter Kontrolle halten. Außerdem hegte er länger einen Groll gegen jemanden als alle, die sie kannte. Sogar noch länger als sie. Während Autumn ihre Bitterkeit Sam gegenüber hinter sich gelassen hatte, hatte Vince das nicht getan und würde es wahrscheinlich auch nie. Obwohl ihre Mutter sehr religiös gewesen war, war den Haven-Kindern das Prinzip »vergeben und vergessen« stets fremd geblieben. Vor allem Vince, aber auch wenn Autumn inzwischen wieder nach vorne blickte, konnte sie nicht behaupten, dass sie Sam vergeben hatte. Doch Sam hatte sie auch nie um Vergebung gebeten. Hatte nie gesagt, dass es ihm

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