Kussen hat noch nie geschadet
Klettverschluss befestigt.
Sie folgte ihm in das riesige Schlafzimmer mit einem atemberaubenden Blick auf die Elliott-Bucht. Das Bett war von der Nacht zuvor noch zerwühlt, und ein Paar Eishockey-Shorts, Socken und große Schienbeinschoner waren achtlos beiseitegeworfen worden. Der begehbare Kleiderschrank war so geräumig wie ihr Badezimmer daheim, und das Bad so groß wie ihre Küche. Nur edler. Viel edler.
Als er mit der gesunden Hand einen Schalter anknipste, schienen Kronleuchter aus gebürstetem Nickel und reihenweise Einbauleuchten auf weißschwarzen Marmor herab. Die Duschkabine, in der eine sechsköpfige Familie bequem hätte Platz nehmen können, war mit Glas und silbern meliertem schwarzem Granit eingefasst.
Mitten auf einem Läufer aus Zebrafell blieb er stehen. Sie war sich ziemlich sicher, dass es ein Kuhfell war, das so eingefärbt war, dass es nach Zebra aussah, aber es war trotzdem leicht befremdend.
Er drehte sich zu ihr um. »Was ist?«
Sie ließ den Blick von seinen Füßen und Beinen über seine Taille hinweg zu dem Arm, der an seiner Brust fixiert war, und weiter bis zu seinem Gesicht gleiten. »Dieser Läufer ist aus einem Kuhfell gemacht.«
»Und?«
Sie schüttelte den Kopf. »Stört dich das nicht?«
»Nicht mehr als deine Ledersneakers.«
In ihren Augen war das wirklich nicht dasselbe. Immerhin erfüllten ihre Schuhe einen guten Zweck, und Tierfelle, die nur zur Dekoration dienten, waren gruselig. Wie Tierschädel, präparierte Tierköpfe und Geweihe. Igitt! Aber das brauchte er nicht zu verstehen. Sie trat beherzt hinter ihn und griff nach der Schnalle knapp über seinem rechten Schulterblatt. »Hat Conner es schon gesehen?«
»Ja.«
Ihre Fingerknöchel streiften die warme Baumwolle seines T-Shirts. »Hat er geweint?«
»Nein, aber er läuft nicht gern drüber.«
Das war ihr Sohn! »Er hat ein gutes Herz. Er tut Menschen und Tieren nicht gern weh.« Was sie auf ein Thema brachte, das sie mit ihm besprechen wollte. »Als er dich gestern Abend gesehen hat, war er völlig aufgelöst.« Sie reckte sich auf die Fußballen und bemühte sich, ihn so wenig wie möglich zu berühren. Um sich abzustützen, legte sie die flache Hand auf seinen Rücken, während sie ihm einen Riemen von der Schulter zog. »Das hat ihn ziemlich aufgewühlt.«
»Ich weiß, aber das Risiko, mich zu verletzen, gehe ich jedes Mal ein, wenn ich das Eis betrete.« Er senkte langsam den Arm, und sie lief um ihn herum. »Der Unfall gestern Abend war wirklich unglücklich.«
Sie zog ihm die beigefarbene Schlinge behutsam über den Ellbogen und streifte sie ihm ganz vom Arm. Sie wollte, dass Conner sich vorerst keine Eishockeyspiele mehr anschaute, aber vermutlich war das Thema jetzt sowieso erst einmal irrelevant. Wenigstens bis Sam wieder aufs Eis ging. »Von meinem Platz aus sah es aus wie Absicht.« Sie schaute in sein schmerzverzerrtes Gesicht. Sie war ihm jetzt so nahe, dass sie jedes einzelne Barthaar auf seinem stoppeligen Kinn erkennen konnte.
»Klar, der Schlag war beabsichtigt.« Er schnappte nach Luft und erwiderte ihren Blick. »Aber die Verletzung war unglücklich. Ich bin in einem ungünstigen Winkel an die Bande geknallt.«
Sie legte die Schlinge auf den Waschtisch aus schwarzem Granit und trat wieder hinter ihn. Dann riss sie den Klettverschluss des Rucksackverbands auf und schob vorsichtig die Finger darunter.
»Scheiße.«
»Alles gut?«
»Mir ging’s schon mal schlechter.«
Sie ließ den Verband von seinen Schultern gleiten und legte ihn zu der Schlinge.
»Conner lernt schon noch, dass es zum Eishockey dazugehört, mal einen Schlag abzubekommen. Er wird es überwinden.«
Das bezweifelte sie, und sie trat wieder vor ihn. »Er ist Pazifist.«
»Er ist ein LeClaire.«
Aber er war auch ein Haven. Die waren nicht gewalttätig. Nun ja. Bis auf Vince. »Conner ist ein Kavalier und kein Kämpfer.«
Sam griff mit seiner gesunden Hand nach dem Saum seines T-Shirts und zog es sich aus der Hose. »Du sagst das, als gäbe es nur entweder oder. Er ist ein LeClaire.« Er blickte auf, und ein träges Lächeln umspielte seine Lippen. »Wir sind in beiden Bereichen begnadet.«
Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Nach all den Jahren erstaunt mich deine riesige Selbstgefälligkeit noch immer.«
»Das ist keine Selbstgefälligkeit.« Er bedeutete ihr, ihm beim Ausziehen des T-Shirts zu helfen. »Nicht, wenn es stimmt. Ich leide nur nicht unter falscher Bescheidenheit.«
Genauso wenig wie unter
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