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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Schmerz, den er einst in Autumns Blick gesehen hatte, wollte er nie wieder in den Augen einer Frau sehen.
    »Kann ich dir irgendwas bringen?«
    Sam schloss genervt die Augen. Er hasste Überraschungsbesuche. War ein höflicher Anruf vorweg, den er ignorieren konnte, zu viel verlangt? »Nein.« Er drehte sich auf dem Absatz um und schleppte sich ins Wohnzimmer, um dort auf Howie zu warten. Seine Schulter tat auf einmal verdammt weh. Den Rucksackverband abzunehmen war ein Fehler gewesen, aber er hatte gehofft, rasch duschen zu können und ihn dann wieder anzulegen.
    Er schnappte sich die Tüte mit den Tiefkühlerbsen vom Couchtisch und drapierte sie wieder über seine Schulter, während er sich vorsichtig auf dem Sofa niederließ. Er biss vor Schmerz die Zähne zusammen und lehnte sich behutsam zurück. »Ich werde dir keine gute Gesellschaft sein, V.«
    »Ist schon okay. Willst du was essen oder trinken?«
    Er blickte zu Veronica auf und betrachtete ihr schönes Gesicht und ihren tollen Körper. Sie hatte üppiges braunes Haar und einen roten Schmollmund, und trotzdem wollte er, dass sie verschwand. »Nein.«
    »War das dein kleiner Sohn?«
    »Ja.«
    »Er ist süß.«
    »Danke.«
    Sie setzte sich neben ihn auf die Couch. »Dann war das also sein Kindermädchen?«
    »Seine Mutter.«
    Ihre perfekt gezupften Brauen hüpften auf ihrer makellosen Stirn nach oben. »Darauf wäre ich nicht gekommen.«
    Der Schmerz hämmerte jetzt von der Schulter bis zum Arm herunter. Er legte den Kopf an die Rückenlehne und verschob die Erbsentüte ein Stückchen nach rechts. »Warum?«
    »Sie ist so …« Achselzuckend rang sie um die richtigen Worte. »Durchschnittlich, finde ich.«
    Durchschnittlich? Autumn? Mit den roten Haaren, den tiefgrünen Augen und dem frechen roten Mund? Autumn war nicht durchschnittlich, doch wahrscheinlich hatte auch er das zur ein oder anderen Gelegenheit schon gedacht. Aber da gab es auch andere Gelegenheiten. Die Gelegenheiten, wenn er den Blick nicht von ihr wenden konnte. Wie erst vor wenigen Minuten, als sie in seinem Badezimmer unter dem Kronleuchter stand, der auf ihr Haar leuchtete. Diese seltenen Gelegenheiten, wenn sie nicht unmittelbar von heiß zu kalt wechselte. Wenn sie nur heiß und heißer war.
    »Wo hast du sie kennengelernt?«
    Er wollte nicht über Autumn sprechen. Er wollte nicht mal an sie denken. An sie zu denken weckte nur Erinnerungen ans »Zeugen« mit ihr. Aus irgendeinem Grund hatten Conners Fragen in ihm Erinnerungen an Sex mit Autumn ausgelöst. An heißen Sex im Hotelzimmer, an der Wand, in der Dusche, und in einer Limousine, die durch Las Vegas brauste.
    »Hast du sie kennengelernt, als du nach Seattle gezogen bist?«
    »Jetzt nicht, V.« Er litt unter Schmerzen, war mit Medikamenten vollgepumpt, und seine Gedanken über Autumn damals und heute, über ihre Launenhaftigkeit und an den Sex mit ihr waren so verworren wie eh und je.
    Veronica klappte den Mund auf, um zu widersprechen, doch das Klingeln an der Tür bewahrte ihn davor, noch weiter in die Mangel genommen zu werden. Das musste Howie sein. Wenigstens hoffte er inständig, dass es Howie war und nicht noch eine Exfreundin. Sein Bedarf an Dramatik war für heute gedeckt. »Machst du bitte auf, V.?«
    Sie warf ihm einen Blick zu, der besagte, dass sie noch lange nicht mit ihm fertig war, hob jedoch ihren knöchrigen Hintern von der Couch und öffnete die Tür. Als sie zurückgestakst kam, hatte sie Howie im Schlepptau, und Sam hätte dem Assistenztrainer vor Erleichterung einen Knutscher auf die Glatze drücken können.
    »Warum trägst du deinen Rucksackverband nicht?«
    Sam drückte die Erbsentüte fester an seine Schulter und stand auf. »Ich wollte gerade duschen.«
    Howie musterte Veronica stirnrunzelnd. »Was genau hast du an meiner Anweisung ›strikte körperliche Schonung‹ nicht verstanden?«
    Sam schmunzelte. Howie machte sich falsche Vorstellungen und beschuldigte die falsche Frau. »Ich dachte, ich kriege das schon hin.«
    »Ihr Eishockeyspieler haltet euch alle für Supermänner.«
    Da war was dran. Sie waren ein Leben lang daran gewöhnt, Abend für Abend zu kämpfen, und erst, wenn sie auf der Verletztenliste landeten, wurde ihnen klar, dass sie in Wahrheit Menschen aus Fleisch und Blut waren. Dass sie nicht unbesiegbar waren. Eine Tatsache, derer sich auch Sam mit zunehmendem Alter immer bewusster wurde.
    Die nächsten vier Tage verbrachte er allein zu Hause, ruhte sich aus, um wieder zu Kräften zu kommen,

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