Kussen hat noch nie geschadet
ich den Arm stillhalte.«
Conner blickte zu seinem Vater auf und schüttelte traurig den Kopf. »Ich hab gesehen, wie der Mann dir wehgetan hat.«
»Das ist nichts gegen damals, als ich mich am Knöchel verletzt hab. Diesmal kann ich wenigstens rumlaufen.«
Sie legte ihre billige Hermès-Kopie von Target auf den Barhocker zu Conners altem Old-Navy-Kapuzenpullover. Die Jacke ließ sie an, weil sie sowieso nicht lange genug bleiben würde, um es sich gemütlich zu machen. »Darfst du denn überhaupt rumlaufen?« Autumn war es viel lieber, wenn Sam bei ihr zu Hause war. Wo sie wenigstens annähernd das Gefühl hatte, die Kontrolle zu haben. Obwohl das bei Sam schon immer eine Illusion gewesen war.
»Ja. Aber ich wollte mich gerade setzen.« Er deutete auf den Cupcake. »Ich esse den roten Wurm. Nimm du den grünen.«
»Okay.« Conner schnappte sich das Getier und stopfte es sich in den Mund.
»Aber erst später.« Er klappte den Deckel der Cupcake-Schachtel zu, als würde ihm beim Anblick der Würmer, die aus dem schmutzig aussehenden Cupcake krochen, übel. »Ich weiß nicht so recht, ob sich der Wurm mit den vielen Medikamenten verträgt, die ich gerade genommen hab.« Er lief langsam an ihr vorbei, und Conner dackelte hinterher. Vielleicht sollte sie lieber gehen. Und in einer Stunde wiederkommen. Sie gehörte nicht hierher. In Sams Junggesellenbude.
»Autumn, könntest du mir eine Tüte Erbsen aus der Gefriertruhe holen?«
»Klar.« Sie lief über den Steinfußboden zu einem Side-by-Side-Kühlschrank aus Edelstahl und öffnete die Tür. Der Schwall aus kalter Luft, der ihr entgegenkam, kühlte ihr Gesicht und ihren Hals, während sie Wassereis, eine Schachtel Toaster Sticks und etwa zehn Tüten gefrorene Erbsen erblickte. Sie schnappte sich die oberste und verließ damit die Küche. Sam hatte inzwischen auf dem Ledersofa Platz genommen, und Conner hockte neben ihm. Mit dem fixierten Arm und den Trägern des Rucksackverbands um die Schultern wirkte er fast hilflos. Nun ja. So hilflos, wie eine 1,89 Meter große, über 90 Kilo schwere Mauer aus solider Muskelmasse aussehen konnte.
Sie reichte ihm die gefrorenen Erbsen. »Soll ich Natalie anrufen?«
»Warum?« Er legte sich die eiskalte Erbsentüte auf die Schulter und schnappte nach Luft.
»Ist sie nicht deine ›Assistentin‹? Dann sollte sie dir auch assistieren.«
»Sie ist vor allem Conners Babysitter. Ich brauche keinen Aufpasser.«
Derart schmerzgeplagt wirkte er nicht nur hilflos, sondern passte auch so gar nicht mehr in ihre Vorstellung von ihm. Das Bild, das sie sich über die Jahre von ihm gemacht hatte, von einem Mann, der mannigfache Freundinnen und sogar noch mehr Sexualpartnerinnen hatte. Jetzt schaute er aus wie ein ganz normaler Typ. Nun ja. Gewissermaßen. Ein ganz normaler Typ mit einem ungepflegt wirkenden Bartschatten auf seinem Filmstar-Kinn. »Brauchst du sonst noch was?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf und blickte mit schläfrigen blauen Augen zu ihr auf. Sie wusste nicht, ob er müde oder mit Medikamenten vollgepumpt war. Wahrscheinlich beides.
Nervös blickte sie auf ihre Uhr auf der Innenseite ihres Handgelenks. Noch fünf Minuten.
»Dad, was bedeutet zeugen ?«
Autumn und Sam sahen zuerst Conner, dann einander entgeistert an.
»Was?«
»Du hast gesagt, ich wurde gezeugt. Was bedeutet das?«
»Nun, äh …«, stammelte Sam und schaute wieder seinen Sohn an. »Das bedeutet, wenn zwei Menschen … Es bedeutet, dass …« Hektisch verrückte er die Erbsentüte auf seiner Schulter. Für einen Mann, der massenhaft Erfahrung im »Zeugen« hatte, tat er sich mit einer Erklärung wirklich schwer. Nicht, dass sie es versuchen wollte. Schon gar nicht vor Sam. Wenn sie mit ihrem Sohn »das Gespräch« führte, wollte sie kein Publikum. »Tja, das ist, wenn …« Er zuckte zusammen, als litte er unter entsetzlichen Schmerzen und könnte nicht mehr klar denken. »Autsch. Meine Schulter tut weh. Frag deine Mutter.«
»Mich?«
Er deutete auf sein Schlüsselbein. »Sei nachsichtig mit mir. Ich hab schreckliche Schmerzen.«
Was keine Entschuldigung war. »Na schön.« Sie konnte die Frage sowieso besser beantworten. Ihre Erklärung wäre auf alle Fälle unverfänglicher. Sie setzte sich zu den beiden aufs Sofa und wandte sich an Conner. »Es heißt gemacht.« Da, das war ein Kinderspiel!
»Aha.« Er blickte sie mit seinen blauen Augen, die denen seines Vaters so ähnlich waren, dass es schon verrückt war, unverwandt an. »Ich
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