Kussfest
außer dass du uns fast umgebracht hättest.«
»Ich?
Du
hast dich doch verplappert!«
»Der Mann ist krank, mir knapp übern Kopf zu schießen, bloß weil ich die falsche Frage stelle. Das war ja wie im Western, wo der Bösewicht irgendwem vor die Füße schießt, damit er tanzt. Ich weigere mich, mich so behandeln zu lassen. Soll er mir doch lieber gleich in den Kopf schießen, und fertig ist die Laube. Du hättest dir das auch nicht gefallen lassen, Max.«
Er war still.
»Oder?«
»Kommt drauf an. Wenn ich allein gewesen wäre, nein. Aber wenn ich jemanden schützen will, der mir wichtig ist, würde ich wahrscheinlich mitspielen, bis mir ein Ausweg einfällt.«
Jamie dachte nach, als sie weitergingen. »Glaubst du, er ist wirklich der, der hinter uns her ist?«
Max zuckte die Achseln. »Er wusste, wer wir sind. Und er ist schlau genug, um Frankies Sicherheitsleute auszutricksen.«
Jamie sah ihn an. »Das verstehe ich nicht. Warum hat er uns dann jetzt nicht umgebracht? War doch die perfekte Gelegenheit.«
»Das wäre zu einfach gewesen. Der Mann ist ein Jäger, ein Raubtier. Wir waren zu leichte Beute, es war keine Herausforderung. Er war ja auch beim Militär, und wie du gesagt hast, wahrscheinlich sogar bei einer Spezialeinheit.«
»Das weiß ich aber nicht sicher. Ich weiß nicht mal, ob er wirklich beim Militär war. Wahrscheinlich auch wieder nur so ein Gerücht.«
»Hast du den Tisch neben seinem Stuhl bemerkt? Zum Teil lag ein Wachstuch drauf, aber das war eine Feldkiste. Und es stand auch ein Name drauf, J. Hodges.«
»Dann haben wir ja immerhin schon mal seinen Namen.«
»Swamp Dog, ich meine Hodges, macht nur die Drecksarbeit. Er ist gerissen und bösartig, aber nicht gerade Einstein. Ich wüsste lieber, wer ihn engagiert hat.«
»Es war doch wohl nicht dein Ernst, ihm einen Job anzubieten.«
»Mein voller Ernst.«
»Warum, um Gottes willen?«
»Hier draußen kann ich den Kerl nicht im Auge behalten. Ich will ihn in der Nähe haben, um ihn zu beobachten.«
»Verdammt, Max, du bringst uns alle in Gefahr.«
»Vertrau mir einfach mal, ja? Swamp Dog ist nur eine Figur in einem viel größeren Spiel, in dem es offensichtlich um eine Menge Geld geht. Wer auch immer dahinter steckt, er ist schlauer und gefährlicher als er.«
»Du verschweigst mir doch was. Stimmt‘s?«
»Muffin und ich arbeiten da noch dran. Ich sage es dir, sobald ich was habe.«
Jamie hatte viel zu viele offene Fragen im Kopf. Sie war in Beaumont aufgewachsen und mit einer Reihe derer zur Schule gegangen, die heute die Geschicke der Stadt lenkten. Sie ging zu Hochzeiten und Beerdigungen, ihre Freunde bekamen Kinder, und sie wollte nicht glauben, dass einer von ihnen sich unrechtmäßig bereicherte.
»Du bist so still«, sagte Max.
»Ich muss über alles Mögliche nachdenken.«
Sie gelangten zum Boot. Jamie stieg ein, und Max schob sie vom Ufer weg. Er paddelte ein kleines Stück und überprüfte mit einem Ruder, ob das Wasser tief genug war, den Motor hineinzulassen. Dann griff er nach der Anlasserschnur und zog daran. Ohne Erfolg. Er versuchte es noch einmal, vergeblich.
Jamie sah sich zu ihm um. »Was ist denn?« Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir haben genug Treibstoff.« Er sah näher hin. »Ach du Scheiße!
»Was denn?«
Max hielt einen schwarzen Schlauch hoch, der zum Motor führte. »Der ist durchgeschnitten.«
Jamie riss den Mund auf. »Wer tut denn so was?«
»Keine Ahnung.«
Sie sah sich verzweifelt um, sah aber nur Bäume und Gebüsch. »Vielleicht beobachten sie uns«, sagte sie leise.
Max folgte ihrem Blick. »Ich sehe niemanden, aber das muss nicht heißen, dass da niemand ist.« Er griff nach den Rudern. »Je schneller wir von hier fortkommen, desto besser.«
»Du willst doch wohl nicht den ganzen Weg zurückrudern.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
Jamie versuchte nachzudenken. »Das dauert ja ewig.«
Max ruderte weiter und beobachtete dabei genau, ob sich in der näheren Umgebung etwas regte. »Guck mal unter der Sitzbank nach, ob da vielleicht irgendwo Klebeband ist, mit dem wir den Schlauch flicken können.«
Jamie fing an zu suchen. Sie fand eine Angelkiste mit Ködern und rostigen Haken. Und einen Stapel Decken, die so aussahen, als wären sie seit Jahren nicht gewaschen worden.
»Oh Mann, hier liegt ein toter Fisch, kein Wunder, dass das ganze Boot so stinkt.« Sie nahm einen rostigen Eispickel, spießte den Fisch auf und warf ihn ins Wasser.
Max, der unter
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