Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kussfest

Kussfest

Titel: Kussfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
das Boot retten.«
    »Du gehst da doch nicht wieder rein! Sag, dass du da nicht wieder …« Aber er war schon weg, und wieder stand sie da und fühlte sich hilflos.
    Sie sah ihn Wasser aus dem Boot schöpfen, indem er die Kühlbox als Eimer benutzte. Er hatte erst wenig abgeschöpft, als Jamie im Wasser etwas bemerkte, das wie ein auf ihn zutreibender Baumstamm aussah. Sie wusste es besser.
    »Komm aus dem Wasser, Max!«
    Max sah in die Richtung, in die sie zeigte.
    Jamie wusste, dass er die Entfernung zwischen sich und dem Alligator abschätzte, weil er möglichst viel Wasser abschöpfen wollte, bevor das Tier ihm zu nahe kam. Der Mann war entweder ein Vollidiot oder lebensmüde.
    »Komm aus dem Wasser, Max! Er kommt direkt auf dich zu! Der ist riesig!« Sie hatte den Verdacht, dass Max den anderen Alligator ernsthaft verletzt hatte, und dieser hier hatte das Blut gerochen, ebenso wie der tote Fisch den ersten angelockt hatte.
    »Ich schwör‘s!«, rief Jamie. »Wenn du nicht sofort da rauskommst, komme ich dich holen!« Ihr hämmerte das Herz in der Brust. Sie sah sich nach einem Stock oder einem Stein um. Dann fiel ihr ihre Metall-Nagelfeile ein. Sie kippte ihre Handtasche aus und suchte nach der Nagelfeile. Dann ging sie in den Fluss.
    Max sah in ihre Richtung, fand sie hüfttief im Wasser stehend und stieß eine Reihe Flüche aus. »Geh zurück!«, befahl er. »Ich komme.« Er schwamm vom Boot weg zu Jamie ans Ufer. »Bist du verrückt geworden?«, schrie er sie an.
    »Nicht so verrückt wie du.«
    »Was ist das denn?«, fragte er, als er ihre Hand sah. »Eine Nagelfeile?« Er schaute ungläubig. »Du wolltest einen drei Meter langen Alligator mit einer Nagelfeile erdolchen?«
    »Irgendwas musste ich ja tun, du warst ja zu blöd, um aus dem Wasser zu kommen.«
    »Ich wollte das Boot retten. Wie sollen wir denn ohne Boot hier rauskommen?«
    »Seit du in der Stadt aufgetaucht bist, habe ich nichts als Arger. Ich brauche mich bloß umzudrehen, schon versucht wieder jemand, mich umzubringen.« Sie war so wütend, dass sie ihre eigenen Tränen nicht einmal bemerkte.
    »Du weinst ja.«
    »Ich
weine
nicht! Ich baue Stress ab. Das ist die einzige Möglichkeit, die mir einfällt, außer dir den Kopf abzureißen.« Sein Mundwinkel zuckte.
    »Weißt du was, du bist sehr süß, so mit nassen Haaren und festklebenden Kleidern. Ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass wir beide hier draußen festsitzen. Da können wir mal in Ruhe unsere Gefühle füreinander ausloten.
    Jamie starrte ihn mit offenem Mund an. Es war schwer zu sagen, ob er das ernst meinte, in seinen Augen lag so ein verräterisches Blitzen. »Ich fasse es nicht«, sagte sie. Sie presste die Hände gegen die Schläfen. Sie fürchtete fast, verrückt zu werden, wenn er noch ein Wort sagte.
    »Sieh es ein, Jamie, du bist mir ausgeliefert. Jedenfalls bis wir hier rauskommen. Aber es hätte schlimmer kommen können. Stell dir vor, du würdest mit Phillip hier festsitzen.«
    »Das ist überhaupt nicht witzig. Phillip würde mit so einer Situation spielend fertig werden.« Jamie stutzte. »Oh nein.«
    »Was?«
    Sie sahen es beide. Während sie diskutiert hatten, war das Boot davongetrieben und kaum noch zu sehen. Dort, wo es vorhin noch gelegen hatte, wartete der Alligator.
    »Das war‘s dann wohl«, sagte Max.

NEUN
    Deedee quiekte erfreut, als Frankie drei überdimensionierte Ex-Wrestler durch die Haustür und ins Wohnzimmer führte. »Du liebe Güte«, sagte sie. Neben den Männern, die alle über zwei Meter groß waren, wirkte sie winzig. »Wir haben uns ja schon ewig nicht gesehen.« Sie eilte zu Snakeman, der sie so fest in den Arm nahm, dass er ihr beinahe die Knochen brach. »Wo hast du denn deine Boa?«
    »Ist an Altersschwäche gestorben. Ich wollte ja erst eine neue, aber jetzt, wo ich nicht mehr aktiv bin, reise ich gerne rum. Und die Fluggesellschaften nehmen keine Schlangen mit, obwohl ich sogar angeboten habe, eine ganze Reihe in der ersten Klasse zu bezahlen.«
    Snakemans blondes Haar war etwas stumpf geworden und an den Schläfen ein bisschen grau, aber er war immer noch topfit.
    Deedee umarmte Big John und Choker. Choker trug seinen Namen, »der Würger«, weil er die Headlocks perfektioniert hatte, für die der Wrestler Ed »Strangler« Lewis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts berühmt gewesen war.
    »Das ist ja wie früher«, sagte Frankie und legte den Arm um Deedees Schultern.
    »Warum habt ihr mir denn nicht gesagt, dass ihr kommt?«,

Weitere Kostenlose Bücher