Kussfest
verdammter Mist …« Sie schlug die Hand vor den Mund.
»Damit wären wir bei fünfundsiebzig Cent«, sagte Vera. »An deiner Stelle würde ich einfach mal die Klappe halten.«
»Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe«, fauchte Jamie und suchte in ihrem Portemonnaie nach Geld. »Ich bin ein erwachsener Mensch, und ich sage, was ich will.« Sie reichte Vera einen Dollar. »Und vergiss ja nicht, dass ich noch einen Vierteldollar guthabe.«
Vera stopfte den Schein durch den Schlitz des Plastikdeckels. »Die Maler sagen, sie brauchen etwa eine Woche für das ganze Gebäude, mit den Ausbesserungsarbeiten, die gemacht werden müssen. Sie wollen die Innenräume nachts streichen, damit wir nicht schließen müssen, aber wahrscheinlich müssen wir sämtliche Fenster offen lassen. Das wird irre heiß hier drin.«
»Dann ziehen Sie mal los, und kaufen Sie so viele Ventilatoren, wie Sie wollen«, sagte Max. Er sah Jamie an. »Wir müssen eh nicht hier rumhängen, wir haben anderes zu tun.«
»Zum Beispiel?«, fragten Jamie und Vera im Chor.
»Wir müssen mal dem Rathaus einen Besuch abstatten.«
»Du kannst doch nicht einfach ins Rathaus marschieren und nach wichtigen Unterlagen fragen«, sagte Jamie.
»Nein, aber dein Verlobter kann das.« Kurz darauf stiegen sie wieder ins Auto.
»Ich habe neue Informationen für dich, Max«, sagte Muffin.
»Dann lass mal hören.«
»Die Stadt arbeitet hauptsächlich mit der Beaumont Savings and Loan Bank zusammen. Offensichtlich hatte der ursprüngliche Kreditsachbearbeiter kein besonderes Vertrauen in die Geschäfte der Stadt, denn er hat ziemlich hohe Zinsen verlangt. Sieht aus, als habe er das für ein Risikogeschäft gehalten. Dann wurde ein neuer Vorstand gewählt, und die Zinsen sind gesunken.
»Und wer sitzt jetzt im Vorstand?«
»So ziemlich die gleichen Leute wie im Stadtrat. Da gibt es ja keinen Interessenkonflikt, nicht wahr? Die rechtlichen Angelegenheiten der Stadt werden von Standish and Moss vertreten.«
»Phillip macht das ehrenamtlich«, sagte Jamie stolz. »Die Standishs waren schon immer großzügig. Phillips Mutter sitzt in einem Komitee, das Geld für karitative Zwecke sammelt. Dafür bekommt sie auch nichts. Na ja, sie braucht das Geld ja auch nicht.«
»Offensichtlich nicht«, antwortete Muffin. »Sie berechnet ein Jahresgehalt von einem Dollar. Ich werde sie überprüfen müssen, Jamie«, fügte sie hinzu. Jamie erstarrte. »Und was ist mit mir? Überprüfst du mich auch?«
»Natürlich nicht, aber ich muss mir die Leute anschauen, die hier das Sagen haben.« Sie machte eine Pause. »Phillip und seine Familie gehören dazu. Genauso wie der Stadtdirektor, der übrigens bereits gesessen hat. Fünf Jahre wegen Steuerhinterziehung.«
»Nicht im Ernst«, sagte Jamie. »Mann, der ist doch in der …«
»Beaumont Baptist Church«, ergänzte Muffin. »Er ist sogar Diakon. Was die Leute nicht wissen, ist, dass er unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde.«
»Wie hast du das denn alles herausgekriegt?«, fragte Jamie.
»Ich habe Datenbanken vom Militär und von Gefängnissen durchsucht.«
»Sind die denn nicht geheim?«
»Manchmal muss man ein paar Regeln brechen«, sagte sie.
»Allerdings nur, wenn es für einen guten Zweck ist«, fügte Max hinzu.
»Aber die Regierung hat doch bestimmt hohe Sicherheitsstandards. Sonst würden ja dauernd Leute deren Computer anzapfen. Dafür könnt ihr in den Knast kommen.«
»Eher nicht«, sagte Muffin.
Max zögerte. »Jamie, ich war mal so eine Art Hacker.«
»Und zwar ein verdammt guter«, fügte Muffin hinzu. »Es gibt auf der ganzen Welt nur ein paar Leute, die solche Firewalls geknackt kriegen, und einer davon sitzt neben dir.«
»Wo sind die anderen?«
»Die sitzen beide im Knast«, sagte Muffin.
Jamie starrte Max an. »Und du nicht? Warum nicht?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe der Regierung sozusagen versprochen, damit aufzuhören.«
»Hast du aber nicht.«
»Es ist einfach so«, sagte Muffin, »dass eine Menge Leute Max noch was schuldig sind.«
»Ich glaube, das will ich lieber gar nicht so genau wissen«, sagte Jamie. »Ich will nicht wegen Komplizenschaft ins Gefängnis. Vera hat mir erzählt, was im Gefängnis so alles abgeht, da würde ich keine vierundzwanzig Stunden überleben.«
»Vera muss mal aufhören, dir diesen ganzen Unsinn zu erzählen«, sagte Max. »Komisch, dass du ihr überhaupt noch zuhörst.«
Jamie war verletzt. »Sie ist so was wie eine Mutter für
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