Kussfest
sind.« Sie sah auf ihre mit Diamanten besetzte Uhr. »Herrje, ich bin schon zehn Minuten zu spät dran. Siehst du mein Auto oder den Fahrer irgendwo?«
Jamie schaute sich auf dem Parkplatz um und sah an der Straße einen livrierten Mann neben Anabelles Limousine stehen. »Da vorne ist er«, sagte sie. »Ist wahrscheinlich nicht ganz einfach, die Limousine auf so einem kleinen Parkplatz unterzubringen. «
Annabelle winkte den Mann heran. »Hör mal, Jamie, pack doch einfach ein paar Sachen zusammen, und komm für ein paar Tage zu uns. Nur bis diese ganze schreckliche Geschichte vorbei ist. Es wäre mir lieb, wenn ich dich in der Nähe wüsste.«
»Ich würde ja gern, Annabelle, aber meine Freundin Deedee macht gerade schwere Zeiten durch. Ich muss für sie da sein.«
Annabelle war von dieser Antwort offensichtlich nicht angetan. »Na ja, du hast ja deinen eigenen Kopf, und ich werde nicht hergehen und dich umstimmen.« Sie sah Max an.
»Schön, dass wir uns auch mal kennengelernt haben, Mr Holt. Wie lange bleiben Sie noch?«
Jamie errötete. Es war nur zu offensichtlich, dass Annabelle ihn nicht hier haben wollte.
»So lange, bis ich weiß, wer das Geld der Steuerzahler in seine eigene Tasche steckt«, sagte er.
Annabelle erstarrte. »Es interessiert mich ebenso sehr wie Sie, was mit den Steuergeldern passiert, Mr Holt, aber bitte bedenken Sie, dass ein Teil des Geldes für einen guten Zweck verwendet wird. Ich kämpfe mit Zähnen und Klauen um die paar Pennys, die ich dringend für Unterkünfte für misshandelte Frauen und Kinder brauche, außerdem für das neue Help Center. Was glauben Sie, wovon diese Leute sich im Winter warm halten oder essen? Und dann muss ich ja auch die Leute bezahlen, die dort arbeiten.«
»Soweit ich informiert bin, geht es hier um etwa zwanzig Millionen Dollar in vier Jahren, Mrs Standish«, sagte Max. »Das ist eine Menge Holz für eine Kleinstadt, finden Sie nicht?
»Jeder muss sein Scherflein beitragen, Mr Holt. Ich leiste meins jedenfalls.«
»Dann werden Sie demnächst noch mehr Unterkünfte brauchen«, sagte er, »denn täglich verlieren Leute wegen der hohen Grundsteuer ihre Häuser und Autos. Übrigens, arbeiten die Leute in Ihren Einrichtungen nicht ehrenamtlich?«
»Darum geht es doch gar nicht. Ich habe ja trotzdem Betriebskosten. Sie müssen mal zum Tee zu mir kommen, bevor Sie wieder abreisen, Mr Holt. Uns scheint die Stadt ja gleichermaßen am Herzen zu liegen. Vielleicht haben Sie ein paar Ideen für mich.« Annabelle küsste Jamie auf die Wange und ließ sich versprechen, dass Jamie so bald wie möglich anrufen würde. Sie gab Max die Hand und ging zum Wagen.
Max und Jamie sahen dem abfahrenden Wagen nach. »Ich glaube, das ist ganz gut gelaufen«, sagte er.
Jamie seufzte. »Du hast ihr ja auch ein paar ordentliche Seitenhiebe verpasst, dann bist du natürlich zufrieden.« Sie betrachtete das Gebäude. »Ich weiß nicht, ob ich das durchziehen kann. Phillip war zuletzt überhaupt nicht gut auf mich zu sprechen.« Dennoch ging sie zur Tür.
Sie und Max warteten kurz im Empfangsbereich, während Phillips Sekretärin ihm Bescheid sagte. Max blätterte in einer Zeitschrift, Jamie ging auf und ab.
»Mach dich mal locker«, sagte er. »Phillip ist doch nur eifersüchtig, weil du so viel mit mir zusammen bist. Ich an seiner Stelle wäre auch eifersüchtig.«
»Kannst du bitte mal dein Selbstbewusstsein zusammenpacken und es dir in deine große Klappe stopfen?«, sagte Jamie betont liebenswürdig, knirschte dabei aber mit den Zähnen.
Max warf die Zeitschrift beiseite und beugte sich zu ihr. »Hör mal, Swifty, ich sage nichts über letzte Nacht, wenn du nichts sagst.«
Jamie wurde feuerrot, gerade als Phillip auf sie zutrat. Abrupt blieb er stehen. »Jamie, was hast du denn? Du bist ja ganz rot und fleckig im Gesicht. Bist du krank?«
»Ich, äh …«
»Möchten Sie ein Glas Wasser, Miss Swift?«, fragte die Rezeptionistin.
Was Jamie wirklich gewollt hätte, wäre, Max eine zu scheuern. »Ich bin nur ein bisschen erhitzt.« Innerlich stöhnte sie auf, weil sie genau wusste, was Max sich zu dieser Formulierung denken würde. »Es ist furchtbar heiß draußen.«
»Wollt ihr nicht in mein Büro kommen?«, fragte Phillip.
ELF
Phillip wartete, bis Max und Jamie sich gesetzt hatten, nahm dann hinter seinem Schreibtisch Platz und sah Jamie an. »Du denkst wahrscheinlich, ich hätte diese Anschläge nicht ernst genommen, aber das stimmt nicht. Ich wollte dich nur
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