Kussfest
Arbeit ungemein. Und sie macht so gerne Bilder. Ich wusste gar nicht, dass sie fotografiert.« Jamie nickte. »Sie hat einen Kurs am Community College belegt, für Senioren ist das kostenlos. Und jetzt macht sie da einen Tanzkurs.«
»Warum habe ich das denn nicht gewusst?«, fragte Mike. »Da muss ich mal einen Artikel drüber schreiben. Vielleicht machen dann mehr Senioren so was mit.«
»Ich brauche mal kurz eine Pause«, sagte Jamie, nachdem sie die Titelseite und den Lifestyle-Teil ins Layout geschickt hatten.
»Ich muss auch mal nach meiner Mom hören«, sagte Mike und ging in sein Büro. Jamie rief Deedee an und fragte nach Beenie.
»Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte Deedee. »Er war stundenlang mit einem Tittenheft im Bad. Meinst du, er ist hetero geworden?«
»Ich weiß nicht, wie das gehen soll«, sagte Jamie. »Ich dachte, Homosexualität ist genetisch bedingt. Du weißt schon, einmal schwul, immer schwul. Vielleicht erinnert er sich nur nicht mehr an sein Comingout.«
Deedee seufzte. »Klingt kompliziert. Ich habe ihn gebeten, mal meine Kataloge durchzugehen, damit ich mir ein Outfit für den Wahltag aussuchen kann. Da hat er mich angeguckt, als wäre ich verrückt. Ich weiß gar nicht, wer mir jetzt das Make-up und die Haare machen soll. Ich will einfach meinen alten Beenie zurück.«
»Der kommt bestimmt wieder durch«, sagte Jamie und legte auf.
Kurz darauf kehrte Mike zurück und versicherte Jamie, dass bei seiner Mutter alles in Ordnung war. »Es geht ihr schon viel besser. Aber erst mal hat sie mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
»Das freut mich«, sagte Jamie. »Hören Sie mal, Mike, ich bin wirklich beeindruckt, was Sie in den letzten Tagen alles gemacht haben. Sie haben ganz schön was geschafft.«
»Ich fand, es war mal an der Zeit, ein bisschen mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich schätze, dass meine Mom krank geworden ist, hat mich irgendwie aufgerüttelt«, fügte er hinzu. »Ich bin nur überrascht, dass Sie es so lange mit mir ausgehalten haben.«
»Sie sind ein verdammt guter Chefredakteur, und diese Zeitung kann froh sein, Sie zu haben.« Jamie wollte ihm nicht sagen, wie nah sie manchmal dran gewesen war, ihn vor die Tür zu setzen. Aber mit dem Gehalt, das sie zahlen konnte, hätte sie niemand anderen für den Posten gefunden. »Weiter so.«
Um drei Uhr ließ Max die Mannschaft von der Sicherheitsanlagenfirma allein und stieg ins Auto. »Muffin, bist du da?«, fragte er. »Nein, ich bin shoppen.«
»Ich habe jede Menge Fragen. Heute Nacht ist Deedees Assistent angegriffen worden.«
»Beenie?«, fragte sie.
»Ja. Wahrscheinlich war das der, der auch Deedees Hund entführt hat.«
»Oh, Mist«, sagte Muffin. »Wie geht es Beenie?«
»Ganz okay, aber Deedee macht sich fürchterliche Sorgen. Hast du schon was über Swamp Dog?«
»Ich laufe dauernd vor irgendwelche Firewalls. Er war anscheinend in Vietnam, aber immer, wenn ich mehr wissen will, gerate ich in Sackgassen. Die Regierung tut alles, um diese Informationen zu schützen.« Sie klang frustriert.
»Denk nach, Muffin. Manchmal sind die Dinge gar nicht so kompliziert, wie sie aussehen. Du bist so programmiert, dass du wie ein Computer
und
wie ein Mensch denkst. Und zwar aus gutem Grund.«
»Max, wovon, zum Teufel, sprichst du?«
»Was würde ein Computer tun, wenn er die Informationen nicht bekommt?«
»Er würde dir sagen, dass keine Daten zur Verfügung stehen.«
»Genau. Und was würde
ich
tun?«
»Du würdest sagen, scheiß drauf, und doch noch irgendwie drankommen.«
»Also, Muffin?«
»Ja, ja, weitersuchen. Wie sehen deine Pläne heute aus?«
»Ich will drei Jahre städtischen Haushalt durchgehen.«
»Gut, dass du schnell lesen kannst.«
»Übrigens, wie läuft es mit dem Laptop am MIT?«
»Er ist nicht sonderlich intelligent.«
»Es dürfte schwierig werden, jemanden zu finden, der klüger ist als du, Hase.«
»Ich wüsste übrigens gerne, warum ich mich plötzlich so dringend über Mustangs und Ersatzteile informieren soll.«
»Bei den Schießereien ist Jamies Auto ein paar mal getroffen worden. Das würde ich gern reparieren lassen.« Er erklärte den Schaden und wie sehr Jamie an dem Wagen hing.
»Wenn es für Jamie ist, dann kümmere ich mich sofort darum«, sagte Muffin.
Max prüfte während der folgenden Stunde die Bilanzen der Stadt. Dann entschied er sich zu einem kleinen Ausflug. »Ich brauche die Wegbeschreibung zum Highway 24, Muffin.«
»Wohin genau? Eine bestimmte
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