Kussfest
Ausfahrt? Vergiss es, ich weiß es ja schon.«
Fünf Minuten später druckte sie etwas aus. »Hier ist die Wegbeschreibung«, sagte sie.
»Was suchst du denn?«
»Die Kläranlage, die nie eine war. Dafür wurde eine Menge Geld bereitgestellt, und die Steuerzahler zahlen immer noch dafür. Ich wüsste gerne, warum die Stadt das Projekt nicht zu Ende geführt hat. Ach, und bevor du danach suchst, hol mir Jamie ans Telefon.« Keine Reaktion.
»Bitte.«
Jamie nahm beim ersten Klingeln ab. »Wie läuft‘s bei der Zeitung?«, fragte Max.
»Überraschend gut.«
»Okay, wenn du mich nicht brauchst, mache ich mal einen kleinen Ausflug.
»Irgendwas, das ich wissen sollte?«
»Ich will mir mal die Kläranlage ansehen, die der Stadt versprochen wurde.«
»Na, das wird aber auch Zeit, Holt.«
»Hör mal, Swifty, ich war auf Mörderjagd, okay? Jetzt mach mal halblang.«
»Also, eigentlich gibt‘s da gar nicht viel zu sehen. Natürlich haben die Stadtväter jede Menge an Ausreden parat, warum sie noch nicht fertig ist.«
»Ich rufe nachher wieder an.«
Jamie hörte es klicken. Sie lächelte. Max Holt hatte offensichtlich Witterung aufgenommen und würde nicht ruhen, bis er gefunden hatte, was er suchte.
Max fuhr zwanzig Minuten später vor einem erst teilweise fertiggestellten Gebäude vor.
»Muffin, bist du da?«
»Ja, hast du die Kläranlage gefunden?«
»Was davon schon steht, ja. Draußen hängt ein Schild, dass Davidson Construction der zuständige Bauunternehmer ist. Ich brauche die Adresse.«
Jamie saß im Büro und korrigierte, als Max hereinkam. »Klopfst du nie an?«
»Es ist wichtig.
Sie deutete auf einen Stuhl, und er setzte sich. »Ich höre.«
»Erst das Wichtigste: Wie geht es Beenie?«
»Er steht jetzt auf Frauen.«
»Wahrscheinlich hatte er es vorher besser. Frauen können einen ja ganz verrückt machen.«
Jamie warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Was weißt du über Davidson Construction? Das ist die Firma, die die Kläranlage bauen sollte.«
»Ich weiß nur, dass beim Bau ein Mann gestorben ist und dann alles ins Stocken geraten ist«, sagte Jamie. »Seine Familie hat geklagt. Der Rechtsstreit läuft jetzt schon ein paar Jahre. Die Stadt bemüht sich um einen außergerichtlichen Vergleich.«
»Das würde ja auch erklären, warum niemand Druck macht«, sagte Max. »Das kann ja ewig bei Gericht anhängig bleiben, und die Stadt kann Unsummen an Zinsen auf das Geld einsacken, das dafür vorgesehen war.
Falls
das Geld noch da ist.« Er dachte nach.
»Ich habe mir die Haushaltsrechnung angesehen. Sie ist blitzsauber. Viel zu sauber. Was mir sagt, dass das nicht die echten Bilanzen waren.«
»Wie bitte?«
»Die echten Bilanzen sind wahrscheinlich so gut versteckt, dass nur ein paar Eingeweihte sie finden. Kennst du die Firma REVESER?«
»Nein. Woher hast du den Namen denn?
»Hat Alexa auf die letzte Seite der Ausdrucke geschrieben. Sie hat nichts dazu gesagt, aber ich habe das Gefühl, das ist wichtig. Muffin sucht noch, hat aber bisher nichts gefunden.«
»Vielleicht ist das nur eine Briefkastenfirma.«
»Habe ich auch schon gedacht. Ich glaube, REVESER ist ein Passwort für etwas ganz anderes.«
»Und was?«
Er zuckte die Achseln. »Weiß ich noch nicht, aber ich habe vor, es rauszukriegen. Ahm, Jamie?«
Sie sah auf die Arbeit, die vor ihr lag. »Ja?«
»Du siehst heute ganz schön gut aus, Swifty.«
»Ich hab keine Zeit für so was, Max.«
»Weißt du was, ich mag dich in Jeans. Du hast so einen süßen Knackarsch. Ehrlich gesagt, wenn ich diesen Po sehe, komme ich auf dumme Gedanken.«
Sie sah auf. Er machte sie ganz schön unverfroren an. »Hör doch auf, dich da reinzusteigern, Max.«
Er stand auf und beugte sich über ihren Schreibtisch, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie roch sein Aftershave und wäre ihm gerne noch näher gekommen, um es besser riechen zu können.
»Und ich Depp dachte, ich würde
dich
da reinsteigern können.« Sie war überrascht von dem Blick in seinen Au gen, dunkel, durchdringend, intensiv. Gänsehaut machend. Sie hielt die Luft an, weil sie Angst hatte, beim Ausatmen zu seufzen.
Er lächelte, als wüsste er genau, was er mit ihr machte. »Noch bist du nicht verheiratet«, sagte er.
»Ich glaube an lange Verlobungszeiten«, antwortete Jamie.
»Und ich glaube an lange Flitterwochen.«
»Man braucht Zeit, um einander kennenzulernen«, sagte Jamie. »Wenn du dir mehr Zeit genommen hättest, Bunny
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