Kusswechsel
Küche.«
Ella huschte vorbei, brachte das Essen in die Küche und verschwand wieder.
»Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte sie von der Wohnungstür aus.
»Nein«, sagte Ranger. »Wir haben für heute Abend alles, was wir brauchen. Vielen Dank.«
Ich konnte einfach nicht glauben, dass dieser Typ, der jahrelang bei der Sondereinheit der Polizei und der Armee gewesen war, der Erfahrung im Überlebenstraining hatte, einen solchen Lebensstil pflegte: Die Kleider gewaschen und gebügelt, das Bett gemacht, jeden Tag Feinschmeckeressen ins Haus geliefert.
Ranger verschloss die Tür hinter Ella und kam mir nach in die Küche. »Das zerstört wohl mein Image, was?«, fragte er.
»Ich habe immer gedacht, dass du ein ganz harter Kerl bist. Und mir immer vorgestellt, dass du irgendwo auf nacktem Boden schläfst.«
Er hob den Deckel von der Servierplatte. »Solche Zeiten habe ich auch durchgemacht.«
Ella hatte gedünstetes Gemüse, Wildreis und Hühnchen in Zitronensoße gekocht. Wir verteilten es auf zwei Teller und aßen, auf Barhockern sitzend, am Küchentresen.
Nach dem Hühnchen schielte ich hinüber zu dem Silbertablett. »Kein Nachtisch?«
Ranger rückte mit dem Stuhl von dem Tresen ab. »Tut mir Leid. Ich esse keinen Nachtisch. Wo hast du den Slayer versteckt?«
»In Vinnies Haus in Point Pleasant.«
»Wer ist noch eingeweiht?«
»Connie und Lula.«
Er trat vor mich hin, öffnete den Reißverschluss von meinem Sweatshirt und riss die Klettverschlüsse der Weste auf.
»Die hilft dir auch nicht viel, Babe«, sagte er. »Seinen letzten beiden Opfern hat Junkman in den Kopf geschossen.«
Ich zog Sweatshirt und Weste aus und das Sweatshirt gleich wieder an. Der Regen hatte aufgehört, aber es war kälter geworden.
Ranger rief Ella an und teilte ihr mit, dass wir gleich wieder gehen würden. Dann holte er sich aus dem Ankleidezimmer einen Mehrzweckgürtel und ein Sweatshirt. An dem Gürtel aus schwarzem Nylongewebe hingen eine Waffe, eine Betäubungspistole, Pfefferspray, Handschellen, eine Maglite-Stablampe und Munition. Wir verließen die Wohnung, schlossen ab und gingen zum Aufzug. Unten in der Tiefgarage erwarteten uns zwei Männer. Ich kannte sie beide, Tank und Hal. Sie setzten sich in einen schwarzen Ford Explorer, Ranger und ich nahmen den Porsche Turbo. Ranger trug nur das Sweatshirt, den Gürtel legte er auf die Rückbank.
Wir glitten aus der Tiefgarage. Es war eine dunkle, mondlose Nacht. Die Wolkendecke war dicht, es sah bedrohlich nach Regen aus. Die Scheinwerfer des Geländewagens blieben ununterbrochen hinter uns. Ranger war schweigsam, fuhr recht entspannt, hatte die Ärmel seines Sweatshirts hochgekrempelt, gelegentlich spiegelte sich eine Straßenlaterne im Glas seiner Armbanduhr.
Ich war längst nicht so entspannt. Ich hatte Angst davor, dass Anton Ward entflohen sein könnte, gleichzeitig hatte ich Angst davor, dass er noch da war. »Du hast doch nicht vor, ihm etwas anzutun, oder?«, fragte ich Ranger.
Ranger warf mir einen schnellen Blick im Rückspiegel zu.
»Babe«, sagte er nur.
»Ich weiß ja, dass er einige Menschen umgebracht hat«, sagte ich. »Aber ich bin sozusagen für seine Sicherheit verantwortlich.«
»Kannst du mir das mal erklären?«
Ich erzählte ihm, dass wir Ward gegen Kaution aus dem Gefängnis freigekauft und ihn anschließend entführt hatten.
»Hübsches Arrangement«, lautete Rangers Kommentar.
Die Straße, in der Vinnies Haus stand, lag absolut finster, kein einziges Lichtlein brannte. Ranger duckte sich mit seinem Porsche in die Einfahrt, Tank glitt mit dem Geländewagen hinter ihn.
»Du kannst mit Hal zusammen im Auto bleiben«, bot mir Ranger an und nahm den Gürtel von der Rückbank. »Wäre dir das lieber?«
»Nein. Ich komme mit.«
Im Haus war alles still, aber ich spürte Wards düstere Anwesenheit. Er war im Badezimmer, ans Toilettenbecken und an ein Abflussrohr gefesselt, so, wie wir ihn verlassen hatten. Rangers Anblick hob nicht gerade seine Laune.
»Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Ranger ihn leise.
Ward nickte, musterte Rangers Gürtel mit der Pistole und der Stablampe. »Ja«, sagte er, »ich weiß, wer Sie sind.«
»Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen«, sagte Ranger.
»Und Sie müssen mir darauf die richtigen Antworten geben.«
Wards Blick huschte von Ranger zu mir und hinter Ranger zu Tank.
»Wenn Sie mir nicht die richtigen Antworten geben, lasse ich Sie mit Tank und Hal hier im Haus allein«, sagte Ranger.
»Haben
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