Kusswechsel
Wäsche durcheinander bringen. So weit ich das beurteilen konnte, hatte Ranger allerdings gar keine weiße Wäsche, abgesehen von den Bettlaken. Nach dem Schlafzimmer gingen wir zum Badezimmer über. Ella legte frische Handtücher bereit, ich roch an der Seife.
»Ich liebe diese Seife«, sagte ich.
»Meine Schwester arbeitet in der Drogerieabteilung eines Kaufhauses, sie hat mir ein Pröbchen von der Bulgari-Seife mitgebracht. Die ist sehr teuer, aber ich finde, sie passt zu Ranger. Obwohl, so was würde ihm gar nicht auffallen. Er hat nur seine Arbeit im Kopf. So ein netter schöner junger Mann – und keine Freundin. Bis jetzt. Jetzt sind Sie da.«
»Genau genommen bin ich gar nicht seine Freundin.«
Ella richtete sich kerzengerade auf, zog scharf Luft durch die Nase und richtete ihre blitzenden Augen auf mich. »Er bezahlt Sie doch nicht etwa, oder? So wie Richard Gere Julia Roberts in
Pretty Woman.
«
»Nein. Ranger und ich arbeiten zusammen. Ich bin Kopfgeldjägerin.«
»Aber vielleicht werden Sie ja bald seine Freundin sein«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Vielleicht.« Es war mehr als zweifelhaft. In dem Fall wären Liebe plus Sex nicht gleich Freund. »Kümmern Sie sich um alle seine Häuser?«, fragte ich Ella.
»Nur um dieses Gebäude. Ich kümmere mich um die Wohnungen in der dritten Etage und versorge Ranger. Um die anderen Sachen kümmert sich mein Mann Louis.«
Mist. Ich hatte mir Hinweise auf die Bat Cave erhofft.
Ella sammelte die Wäsche ein und wandte sich zum Gehen. »Soll ich Ihnen das Mittagessen hochbringen?«, fragte sie. »Ranger ist zum Mittagessen nie zu Hause, aber ich mache Ihnen gerne ein Sandwich und einen leckeren Salat.«
»Das ist nicht nötig«, sagte ich. »Ich habe genug für ein Sandwich hier. Aber vielen Dank für das Angebot.«
Ich begleitete Ella zur Tür, da klingelte mein Handy.
»Alle möglichen Leute haben versucht, dich zu erreichen«, sagte Grandma. »Gehst du nicht mehr ans Telefon?«
»Ich hatte es verlegt.«
»Deine Schwester treibt uns noch in den Wahnsinn. Seit der Anprobe benimmt sie sich unmöglich. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so einen Bammel vor der Hochzeit hat. Was passiert, wenn sie in letzter Minute einen Rückzieher macht? Daran will ich lieber gar nicht denken. Deine Mutter sucht anscheinend Trost bei der Flasche. Nicht, dass ich ihr das vorhalte, ich selbst trinke auch ab und zu mal ein Schlückchen, sonst wäre das ganze Gesäusel von Putzipatzischnuckibärchen und Kuschelteddylein ja nicht auszuhalten. Aber eigentlich rufe ich nur an, weil ich dich fragen wollte, ob du mit Sally und mir zusammen zu der Geschenkeparty gehen willst. Deine Mutter kommt mit Valerie hin.«
»Danke«, sagte ich, »aber ich gehe lieber allein zu der Party.« Innerlich musste ich stöhnen. Die Geschenkeparty sollte am Freitag stattfinden, und ich hatte noch kein Geschenk. Wenn Junkman mich töten will, dann lieber gleich heute, dachte ich. Dann blieb mir wenigstens die Party erspart.
Ich legte auf und wählte Morellis Nummer.
»Was ist?«, fragte er. Er klang nicht gerade erfreut.
»Ich bin’s«, sagte ich. »Hast du versucht, mich anzurufen?«
»Ja. Ich habe gestern zwei Schichten hintereinander durchgearbeitet, um Hinweisen auf Junkman nachzugehen. Ich bin erst nach elf Uhr nach Hause gekommen und habe meinen Anrufbeantworter abgehört. Sprich doch das nächste Mal, wenn du anrufst, eine Nachricht auf Band, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist. Wenn nur deine Nummer auf meinem Display aufleuchtet, ich dich aber nicht erreichen kann, bekomme ich noch mehr Magenschmerzen.«
»Entschuldige. Ich habe aus keinem besonderen Grund angerufen. Und dann hatte ich auch mein Handy verlegt.«
»Junkman hat seinen Bullen abgeschlachtet.«
»Das habe ich gerade erfahren.«
»Es wäre mir wohler, wenn ich wüsste, wo du bist.«
»Bestimmt nicht«, sagte ich. »Du würdest dir nur weniger Sorgen machen.«
»Na gut. Ich kann auch zwischen den Zeilen lesen«, sagte Morelli. »Sei vorsichtig.«
Kein Gezeter, kein Gemecker. Keine eifersüchtigen Anschuldigungen. Nur ein liebenswürdiges
sei vorsichtig.
»Vertrau mir«, sagte ich.
»Denkste.«
»Das ist wirklich gemein.«
»Ich weiß. Damit musst du leben.«
Ich spürte förmlich sein Schmunzeln. Für Morelli war ich offenbar auch eine komische Nummer.
Ich legte auf und rief Valerie an.
»Was ist los?«, fragte ich sie. »Grandma sagt, du stehst kurz vor dem Zusammenbruch.«
»Als ich mich mit dem
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