Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
einige Jugendliche herum. Sie trugen Baggyjeans und weiße T-Shirts, auf Armen und Händen Tätowierungen. Sie blickten mürrisch und misstrauisch in unsere Richtung.
    »Nicht gerade viele Leute unterwegs«, sagte Lula. »Abgesehen von den Wachposten, an denen wir gerade vorbeigefahren sind.«
    »Es ist mitten am Tag. Die Leute sind auf Arbeit.«
    »Doch nicht in diesem Viertel«, sagte Lula. »Die meisten hier kriegen keine Arbeit, es sei denn, man betrachtet den Überfall auf ein Spirituosengeschäft als Arbeit.«
    Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass einer der Eckensteher ein Handy an sein Ohr hielt.
    »Langsam wird mir mulmig«, sagte ich.
    »Das kommt, weil du hier in der Minderheit bist.«
    »Du meinst, weil ich weiß bin.«
    »Nein. Du bist die Einzige weit und breit, die keine Waffe eingesteckt hat.«
    Ich schnurrte an der Fifth Street vorbei und wollte schleunigst weg von hier. Noch tiefer in dieses Viertel wollte ich nicht eindringen. Am besten war es wohl, zurück auf die Stark zu fahren und dann Richtung Stadtmitte. Ich bog nach links in die Sixth ein, da sah ich schon, dass der Truck vor mir sich nicht bewegte. Er stand in zweiter Reihe. Am Steuer war niemand zu sehen. Ich legte den Rückwärtsgang ein und setzte zentimeterweise zurück. Gerade wollte ich in die Comstock einbiegen, da tauchte wie aus dem Nichts ein Mann auf. Er war etwa Ende zwanzig und sah aus, als hätten sie einen von den Eckenstehern geklont.
    Er kam auf das Auto zu und klopfte gegen die Fensterscheibe auf der Fahrerseite. »He«, sagte ich.
    »Einfach ignorieren«, sagte Lula. »Und vielleicht könntest du ein klein bisschen schneller zurücksetzen.«
    »Ich würde ja gerne, aber da machen sich einige ziemlich üble Typen an meiner Stoßstange zu schaffen. Wenn ich zurücksetze, überfahre ich sie.«
    »Na und?«
    »Ich kenne dich«, sagte der junge Mann an meinem Fenster, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von der Scheibe entfernt. »Du bist dieser Scheißkopfgeldjäger. Du hast meinen Onkel eingelocht. Du warst mit so einem Rambotypen zusammen hier. Und du hast auch den roten Teufel verpfiffen.«
    Das Auto fing an, auf und ab zu hüpfen, und ich sah, dass die Typen hinten auf der Stoßstange standen. Noch mehr Gesichter drückten sich an die seitlichen Fensterscheiben.
    »Gib endlich Gas, verdammt«, sagte Lula. »Ist doch egal, ob du diese Witzfiguren überfährst oder nicht. Die hat man schon oft genug überfahren. Guck sie dir doch an! Die sehen aus, als hätte man sie schon x-fach überfahren.«
    »Der Kerl an deinem Fenster sagt etwas. Was sagt er?«
    »Woher soll ich das wissen«, entgegnete Lula. »Irgendein großkotziges Gangstergelabere. Von wegen, wir legen dich um, du blöde Zicke, und so. Und jetzt leckt er die Scheibe ab. Sollten wir je wieder heile aus dem Wagen herauskommen, musst du die Fensterscheibe erst mal desinfizieren.«
    Also: Ich hatte drei Möglichkeiten. Erstens: Ich konnte Joe anrufen und ihn bitten, die Polizei herzuschicken. Das wäre oberpeinlich, und vielleicht käme sie sowieso zu spät, um den Zickenmord noch zu verhindern. Zweitens: Ich konnte Ranger anrufen. Ebenfalls oberpeinlich. Und bestimmt würde Blut fließen. Und höchstwahrscheinlich nicht meins. Drittens: Ich konnte ein paar von diesen feinen jungen aufrechten Kerlen überfahren.
    »Langsam werde ich nervös«, sagte Lula. »Ich glaube, es war keine gute Entscheidung von dir, in dieses Viertel zu fahren.«
    Mein Blutdruck stieg erheblich. »Das war doch deine Idee.«
    »Eine blöde Idee, ich gebe es bereitwillig zu.«
    Der Buick hopste ein bisschen auf und ab, und über mir vernahm ich polternde und kratzende Geräusche. Die Idioten turnten auf meinem Dach herum.
    »Da wird sich deine Oma aber freuen, wenn sie ihr den Lack zerkratzen«, sagte Lula. »Das ist ein Oldtimer.«
    »He«, schrie ich den Kerl an, der sein Gesicht an meine Fensterscheibe gepresst hielt. »Runter von meinem Wagen. Das ist ein Oldtimer.«
    »Du bist gleich auch ein Oldtimer, alte Zicke«, sagte er. Er zog eine Pistole aus den Tiefen seiner Baggypants und zielte auf mich, das Ende des Laufs war nur wenige Zentimeter von der Fensterscheibe entfernt.
    »Ach, du liebe Schei – be!«, sagte Lula. Ihre Augen waren so groß wie Enteneier. »Weg hier, aber schnell!«
    Möglichkeit Nummer drei, dachte ich. Ich drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Wagen heulte benzingetränkt auf und röhrte wie ein Güterzug rückwärts. Irgendwelche

Weitere Kostenlose Bücher