Kusswechsel
verheiratet mit Barbara Jean Biabloki, so einer Puschelprinzessin.« Die beiden passten prima zueinander. Sklar war ein Schlägertyp, und Barbara Jean dachte, was Wunder sie wäre, nur weil ihr 1a Brüste wuchsen. Angeblich war Sklar inzwischen ins Autogeschäft seines Schwiegervaters eingestiegen und Barbara Jean zu einem Ballon von biblischen Proportionen aufgedunsen.
»War Sklar betrunken?«
»Scheißhackevoll war der. Oh, Kacke!«
Klatsch, klatsch.
»Nicht vergessen, immer schön Scheibe sagen«, ermahnte ihn Grandma.
Sally nickte. »Scheibenhackenvoll war der.«
Uns drehte sich der Magen um. Scheibenhackenvoll hörte sich aus Sallys Mund nicht gerade appetitlich an.
»In dieser speziellen Zusammensetzung ist Scheibe vielleicht doch nicht so angebracht«, sagte Grandma.
Wenn ich Sklar dazu bewegen konnte, die Anklage gegen Sally fallen zu lassen, müsste Sally nicht zum zweiten Mal für eine Kaution aufkommen, vorausgesetzt wir hatten einen gnädigen Richter. »Sie bleiben hier«, sagte ich zu Sally.
»Ich brauche Sie heute noch nicht dem Richter vorzuführen. Ich rede erst mal mit Sklar. Mal sehen, ob ich ihn dazu bringen kann, die Anklage zurückzuziehen.«
»Scheiße. Echt?«
Klatsch.
»Zügeln Sie Ihre Zunge, sonst fällt Ihnen noch die Hand ab«, sagte Lula zu Sally. »Sie amputieren sich ja selbst.«
»Scha-Scha-Scheibe«, sagte Sally.
Grandma sah auf die Uhr. »Du musst mich jetzt nach Hause bringen. Ich habe einen Termin in einem Schönheitssalon und will mich nicht verspäten. Nach der Schießerei und dem, was ich alles erlebt habe, habe ich viel zu erzählen.«
Das war mir nur recht, denn ohne Grandma würde meine Verhandlung mit Marty Sklar sicher besser laufen. Eigentlich würde ich auch lieber ohne Lulas Begleitung gehen, aber das konnte ich mir wohl abschminken. Ich lenkte den Buick Richtung Burg und fuhr einmal quer durch die Stadt. Vor unserem Haus setzte ich Grandma ab, in der Einfahrt stand immer noch der Wagen meiner Schwester.
»Sie stecken mitten in den Hochzeitsvorbereitungen«, sagte Grandma. »Normalerweise wäre ich ja mit dabei, aber ich habe den Eindruck, dass das schon seit Tagen so geht. Heute Morgen haben sie zwei Stunden lang überlegt, was Mister Putzipatzischnuckibär für einen Anzug tragen soll. Ich möchte mal wissen, wie deine Mutter das bloß aushält. Die Frau hat eine Engelsgeduld.«
»Wer ist denn Mister Putzipatzischnuckibär?«, wollte Lula wissen.
»Albert Kloughn. Er und Valerie wollen heiraten.«
»Eine beklemmende Vorstellung«, sagte Lula.
Die Toyota-Niederlassung von Melvin Biabloki nahm einen halben Häuserblock in der South Broad Street ein. Es war nicht die größte und florierendste im ganzen Bundesstaat, aber nach dem, was man in Burg so munkelte, warf sie genug Geld ab, dass sich Melvin und seine Frau jedes Jahr im Februar eine Kreuzfahrt leisten und ihren Schwiegersohn beschäftigen konnten.
Ich stellte den Wagen auf dem Kundenparkplatz ab, und Lula und ich begaben uns auf die Suche nach Sklar.
»Was für ein potthässlicher Laden«, stellte Lula fest. »Ich finde, die könnten sich mal einen neuen Teppich zulegen. Und erst diese ekligen Plastikstühle. Im ersten Moment dachte ich, ich wäre wieder in unserem Büro gelandet.«
Ein Kerl in einem Sportsakko kam herangewabert, und ich brauchte etwas Zeit, bis mir klar wurde, dass es Marty Sklar war. Er war kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte, sein Haar wurde schütter, er trug eine Brille, und aus seinem Bierbauch war eine Bierwampe geworden. Kein Altern in Würde.
»Stephanie Plum«, sagte Marty. »Ich kann mich noch gut an dich erinnern. Joe Morelli hat immer Gedichte über dich an die Klowand geschrieben.«
»Ja, ich weiß. Und heute wohne ich mit ihm zusammen.«
Sklar berührte mit seinem Zeigefinger meine Lippe.
»Dann muss das ja alles stimmen, was er über dich sagt.«
Er hatte mich kalt erwischt. Die Berührung kam vollkommen unerwartet. Ich gab ihm einen Klaps auf die Hand, aber es war zu spät. Ich hatte Marty-Sklar-Keime auf meiner Lippe. Igitt! Ich brauchte sofort eine Mundspülung. Desinfektionsmittel. Gleich nach Hause unter die Dusche. Am besten zweimal duschen.
»He«, sagte Lula. »Nicht anfassen! Hat sie vielleicht gesagt, Sie dürften sie anfassen? Hat sie Ihnen die Erlaubnis dazu gegeben? Das hätte ich gehört. Also nehmen Sie gefälligst Ihre Wichsgriffel weg!«
Sklar beäugte Lula von der Seite. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich bin Lula. Und wer sind
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