Kusswechsel
Lieblingsfeindin. »Das wäre eine Abirrung, eine schlimme Abirrung vom Weg und zeugt nicht gerade von menschlicher Reife.«
Morelli prustete vor Lachen und legte auf.
Eine halbe Stunde später war ich im Büro, und Connie und Lula drückten sich die Nasen am Fenster platt.
»Das Fahrzeug da am Straßenrand sieht aus wie Rangers Privatauto«, meinte Lula.
»Nur geliehen«, sagte ich zu ihr.
»Ach so. Aber es gehört doch Ranger, oder nicht?«
»Ja. Es gehört Ranger.«
»Oje«, sagte Connie.
»Er hat keine Bedingungen daran geknüpft«, sagte ich.
Lula und Connie grinsten. Irgendwo versteckt gab es immer Bedingungen.
Sie würden in Ohnmacht fallen, wenn ich ihnen von der Bat Cave erzählte. Ich musste ja schon aufpassen, dass ich nicht selbst in Ohnmacht fiel, wenn ich nur an die Bat Cave dachte.
»Heute ist Harold Pancek dran«, sagte ich.
»Ein Schwachkopf«, sagte Connie. »Ich habe ihn mal überprüft. Er verdient sein Geld im Multiplex-Kino. Kreuzt jeden Tag um zwei Uhr auf und arbeitet bis zehn. Wenn du ihn zu Hause nicht erwischst, dann versuch es an seinem Arbeitsplatz.«
»Hast du ihn mal angerufen?«
»Einmal habe ich ihn erreicht, und er hat mir versprochen, dass er uns wegen der Rückmeldung bei Gericht Bescheid geben würde. Das hat er versäumt. Und wenn ich es jetzt bei ihm versuche, springt immer nur sein Anrufbeantworter an.«
»Ich bin dafür, dass wir ihn uns heute Abend im Multiplex schnappen«, sagte Lula. »Da läuft ein Film, den ich gerne sehen würde. Das ist der Streifen, in dem die Welt in die Luft fliegt, und nur so ein paar Mutanten bleiben übrig. Ich habe die Vorschau im Fernsehen gesehen, und einer der Mutanten sieht wirklich klasse aus. Wir könnten uns den Film angucken, und wenn wir rausgehen, knöpfen wir uns den blöden Harold vor.« Sie blätterte in der Zeitung auf Connies Schreibtisch und suchte das Kinoprogramm. »Hier steht es. Der Film fängt um halb acht an.«
Der Plan hatte einiges für sich. Ich hätte den ganzen Tag Zeit, um eine Wohnung für Valerie zu suchen, und es würde mir den Abend verkürzen. Ich wollte erst zurück zu Ranger, wenn der Verkehr rund um das Haus seinen Tiefststand erreichen würde. Hinzu kam, dass ich die Vorschau kannte, von der Lula sprach, und der Mutant war wirklich sehr schnuckelig.
»Alles klärchen«, sagte ich. »Wir gehen heute Abend ins Kino. Ich hole dich um halb sieben ab.«
»Du kommst doch mit dem Bat Truck, oder?«
»Ich habe gerade keinen anderen.«
»Kommt es dir nicht sofort, wenn du da drinsitzt?«, fragte Lula. »Ich bin schon sehr gespannt. Ich will auch mal hinters Steuer. In so einem Wagen fühlt man sich doch bestimmt wie der letzte Macker.«
Ich hatte eher das Gefühl, in fremde Unterwäsche geschlüpft zu sein. Wenn man bedachte, dass es Rangers Unterwäsche war – im übertragenen Sinn natürlich– , war das Gefühl nicht ganz unangenehm.
»Was hast du bis dahin noch vor?«, wollte Lula wissen.
Ich nahm mir Connies Zeitung und blätterte vor zum Immobilienteil. »Ich suche eine Wohnung für Valerie. Sie zeigt nicht sonderlich viel Elan, aus meiner alten auszuziehen, deswegen helfe ich ein bisschen nach.«
»Ich dachte, du wärst mit Sack und Pack zu Morelli gezogen«, sagte Lula. »Gibt es Ärger im Paradies?«
Ich fing an, Anzeigen für Mietwohnungen zu umkringeln.
»Keinen Ärger. Ich will nur meine eigenen vier Wände wiederhaben.«
Ich konzentrierte mich auf die Zeitung und blickte nicht auf, weil ich Lulas und Connies Reaktionen nicht sehen wollte.
Als ich mit dem Immobilienteil zu Ende war, faltete ich die Zeitung zusammen und steckte sie in meine Umhängetasche. »Ich borge mir den hinteren Zeitungsteil aus, okay? Und Ärger gibt es keinen, wenn ihr das wissen wollt.«
»Hm«, machte Lula. Sie rückte näher an mich heran und roch an mir. »Mensch, riechst du heute gut. Wie Ranger.«
»Das muss von dem Truck kommen«, sagte ich.
Kaum war ich aus der Tür, klingelte mein Handy.
»Hier ist deine Mutter«, sagte meine Mutter, als würde ich ihre Stimme nicht erkennen. »Die ganze Familie ist gerade hier versammelt, und wir wollten dich fragen, ob du mal auf einen Sprung vorbeikommen könntest, um dir das Farbmuster für das Kleid anzugucken. Wir haben uns nämlich eine bestimmte Farbe ausgesucht, aber wir wollten uns vorher versichern, dass sie dir auch gefällt.«
»Die ganze Familie?«
»Valerie und der Hochzeitsberater.«
»Welcher Hochzeitsberater? Ach, du meinst
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