Kusswechsel
Seitenstraße der Hamilton ab und betrat das Büro durch die Hintertür – für den Fall, dass Morelli auf Raubzug war. Ich wollte mir jegliche Unannehmlichkeit ersparen.
»Oje«, sagte Lula, als sie mich sah. »Kein gutes Zeichen, wenn du so durch die Hintertür angeschlichen kommst.«
Ich begab mich schnurstracks zur Kaffeemaschine. »Reine Vorsicht.«
»Das kann ich gut nachvollziehen«, sagte Lula. »Hast du irgendwelche Pläne für heute?«
»Ich brauche ein anderes Auto. Mit Rangers Truck falle ich zu sehr auf.« Genauer gesagt: Ich fiel zu sehr auf, wenn ich den Truck abends abstellte. Dauernd patrouillierten Rangers Leute in den Straßen um die Bat Garage. Ich wollte es nicht riskieren, dass einer von ihnen das Gefährt entdeckte. »Ich wollte dich bitten, hinter mir herzufahren, zum Haus meiner Eltern. Ich stelle den Truck in ihrer Garage ab, und dann gehen wir los, ein Auto kaufen.«
»Ein Auto kaufen! Wie schön. Meine Lieblingsbeschäftigung.«
Ich tat etwas Sahne in meinen Kaffee und trank einen Schluck. »Diesmal wird es vielleicht nicht so schön. Ich habe kein Geld. Ich suche eine Rostmühle.« Ich wandte mich an Connie. »Und wo wir schon mal beim Thema sind: Wie du bestimmt schon erfahren hast, ist Pancek mit meinen Handschellen abgehauen. Es waren meine einzigen Handschellen.«
»Das hat Lula mir schon erzählt. Nimm dir ein Paar aus der SM-Kiste hinten, wenn du gehst.«
Früher befand sich in der Carmen Street ein gut gehender Sex-Shop. Angeblich hatte er weit und breit das größte Angebot an Dildos, Peitschen und Körperketten. Vor neun Monaten hatte der Besitzer plötzlich keine Lust mehr, der Mafia seinen Versicherungsbeitrag zu zahlen, und sagte dem Inkassobevollmächtigten, er solle sich verziehen. Kurz darauf brannte der Laden aus unerfindlichen Gründen bis auf die Grundmauern ab. Nur eine Kiste voller Handschellen überlebte den Brand unbeschadet, und Vinnie erstand sie billig.
»Wieso willst du den Truck bei deinen Eltern abstellen?«, wollte Lula wissen. »Warum gibst du ihn Ranger nicht einfach zurück?«
»Ich würde ihn gerne noch eine Zeit lang behalten. Nur so. Man weiß nie, wann man mal einen Truck gebrauchen könnte.« Außerdem kam ich nicht mehr in Rangers Wohnung hinein, wenn ich Tank die Schlüssel übergab.
»Heute Morgen habe ich ein paar neue Fälle von Kautionsflucht bekommen«, sagte Connie. »Ich stelle heute noch den Papierkram zusammen, dann kannst du dir die Akten morgen abholen.«
»Wenn du dir ein neues Auto gekauft hast, willst du doch bestimmt weiter nach Harold Pancek suchen, oder?«, sagte Lula.
»Ich denke, ja.«
»Und da soll ich bestimmt mitkommen, oder? Weil der Kerl so aalglatt ist.«
Ich sah zu dem Stapel auf dem Aktenschrank. Mindestens ein Monat Arbeit. »Was ist mit der Aktenablage?«
»Die kann ich jederzeit zwischendurch erledigen. So wahnsinnig wichtig ist sie nun auch wieder nicht. Es gibt Prioritäten. Ich nehme unsere Freundschaft ernst. Wenn du Jagd auf gefährliche Männer machst, fühle ich mich immer verpflichtet, mitzufahren und dein zartes Wesen zu beschützen. Nur weil jemand wie SpongeBob aussieht, heißt das noch lange nicht, dass er nicht gewalttätig werden kann.«
»Eine erbärmliche Ausrede«, sagte Connie. »Du würdest doch alles tun, um dich vor der Aktenablage zu drücken.«
»Alles nicht gerade«, sagte Lula.
Zehn Minuten später hatte ich Rangers Truck sicher in der Garage meiner Eltern untergestellt.
Mein Vater hatte sich den Buick bei der Polizei wieder abgeholt, und jetzt standen der Buick und der Truck gut verwahrt nebeneinander.
»Was für eine nette Überraschung«, sagte Grandma, als sie mich an der Küchentür sah.
»Ich kann nicht bleiben«, sagte ich zu Grandma und meiner Mutter. »Ich wollte euch nur sagen, dass ich Rangers Truck in der Garage stehen lasse.«
»Und was ist mit unserem Auto?«, wollte meine Mutter wissen. »Wohin soll dein Vater den LeSabre stellen?«
»Ihr benutzt die Garage doch sowieso nie. Der LeSabre steht immer vorne an der Straße. Du brauchst nur nach draußen zu gucken. Wo steht der LeSabre? In der Einfahrt. Ich musste darum herumfahren, um in die Garage zu kommen.«
Meine Mutter schnippelte Gemüse für eine Suppe. Sie unterbrach ihre Arbeit und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Heilige Maria Muttergottes! Irgendwas ist los, oder? Du steckst schon wieder in Schwierigkeiten.«
»Hast du den Truck gestohlen?«, fragte Grandma hoffnungsvoll.
»Nichts ist
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